AboAbonnieren

FC Bayern gegen Bayer 04Der Hype um Xabi Alonso nimmt kein Ende

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Trainer Xabi Alonso winkt nach Spielende den Fans zu.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso winkt nach Spielende den Fans zu.

Nach sechs Jahren kehrt Xabi Alonso in die Allianz-Arena zurück - als Coach des Tabellenführers Bayer 04 Leverkusen.

FC Bayern München gegen Bayer 04 Leverkusen ist ein gefährliches Spiel für die Trainer. Das lehrt uns zumindest die jüngere Vergangenheit. Vor knapp einem Jahr trat die Werkself zuletzt in der Allianz-Arena an – mit wenig Erfolg. Das 0:4 war dann auch das letzte Bundesligaspiel als Leverkusen-Coach für Gerardo Seoane. Beim Rückspiel in der BayArena im Frühjahr 2023 saß schon längst Xabi Alonso auf der Bank und besiegte den FC Bayern mit 2:1. Das war dann wiederum das Aus für Julian Nagelsmann auf der Münchener Bank.

Am Freitag (20.30 Uhr) kommt es nun also zum ersten Duell zwischen Alonso und Thomas Tuchel. Es ist das absolute Spitzenspiel. Die Bayern und Leverkusen sind die beiden einzigen Teams der Liga, die mit drei Siegen perfekt in die Saison gestartet sind, Bayer 04 reist als Tabellenführer mit dem besseren Torverhältnis an. Es scheint also garantiert, dass beide Trainer unabhängig vom Spielausgang ihren Job behalten dürfen.

Bemerkenswert ist aber durchaus, dass es in München intern weiter brodelt, der Verein einfach nicht zur Ruhe kommt. In Leverkusen hingegen sieht das komplett anders aus. Bayer 04 wirkt so stabil und gefestigt wie seit Jahren nicht. Die Geschäftsführung, bestehend aus Boss Fernando Carro und Sportchef Simon Rolfes, tritt mit dem Coach als geschlossene Einheit auf. Es gibt keinerlei Dissonanzen – nur sachliche Kontroversen. Kaum etwas dringt nach außen, wie der völlig überraschende Wechsel von Jonas Hofmann aus Gladbach zur Werkself belegt.

Xabi Alonso lief von 2014 bis 2017 für den FC Bayern auf

Xabi Alonso ist dabei das Zentrum, um das alles kreist. Seine Aura als Weltstar ohne Allüren gepaart mit einer spürbar großen Energie strahlt auf den Klub ab. Gelernt, vor allem zu siegen, hat der 41-Jährige als Spieler beim FC Liverpool und Real Madrid. Verfestigt hat sich diese Mentalität im „Mia-san-mia“-Klub, für den er von 2014 bis 2017 auflief. Die erste Rückkehr zum Rekordmeister seit seinem Abschied aus München macht natürlich etwas mit ihm, er will sie aber auch nicht zu hoch hängen. „Es ist besonders für mich, ja. Ich hatte eine schöne Zeit in München, es war eine große Ehre für mich“, sagt er, legt den Fokus dann aber lieber schnell auf die Gesamtsituation: „Solche großen Spiele sind die besten. Das wird ein schönes Spiel in einem schönen Stadion gegen eine top, top Mannschaft. Aber wenn wir unser bestes Niveau erreichen, haben wir eine gute Chance.“

Dass die Bayern Alonso als Trainer auf dem Schirm haben, verwundert nicht und wurde durch Karlheinz Rummenigge bereits im März bestätigt: „Ich habe es mir immer gewünscht, dass er eines Tages Trainer wird“, betonte das Bayern-Aufsichtsratsmitglied. Es habe auch Bestrebungen gegeben, ihn unter Trainer Niko Kovac als Assistenten einzustellen. „Das hat damals nicht funktioniert.“

Und es wird wohl auch so schnell nicht funktionieren. Zumindest hat Alonso gerade erst seinen auslaufenden Vertrag bei Bayer 04 bis 2026 verlängert. Wollen ihn die Bayern vorher, müssten sie somit eine stattliche Ablöse zahlen. Momentan macht es allerdings auch überhaupt keinen Anschein, als hätte Alonso vor, der Werkself den Rücken zu kehren.

Liebeserklärung von Thomas Tuchel

Somit kann auch Thomas Tuchel ganz befreit von seinem Gegenüber auf der Trainerbank schwärmen. „Xabi stellt unter Beweis, dass er ein sehr guter Trainer ist. Ich habe sehr viel gelernt, weil ich Xabi Alonso beim Fußballspielen zugeschaut habe“, beginnt Tuchel seine ganz persönliche Liebeserklärung. „Ich musste auch leider sehr oft gegen ihn spielen. Er war einer der prägenden Personen bei Bayern, bei Real Madrid, bei Liverpool und bei der Nationalmannschaft. Er hat mit seiner natürlichen Aura die Mannschaften geführt. Es ist keine Überraschung, dass er ein überragender Trainer ist.“

Auch vereinsintern sind sich alle sicher, den absolut richtigen Mann an der Seitenlinie zu haben. „Als Fußballer hat er alles gewonnen, das wissen alle Spieler, sie hören auf ihn“, sagte Carro der „Sportbild“: „Er weiß, was eine Kabine braucht: Professionalität und Disziplin.“ Die lebt er vor, die fordert er ein. Der Start in die Saison mit vier Pflichtspielsiegen und der Tabellenführung hat für Euphorie rund ums Bayer-Kreuz gesorgt. Alonso wäre aber nicht Alonso, würde er diese Gemengelage nicht mit gesunder Rationalität einordnen: „Die Tabelle ist nicht wichtig, nach drei Spielen sagt das nichts. Neun Punkte, das ist wichtig.“

Die großen Bayern seien auch in seinen Augen wieder der für alle anderen Klubs kaum erreichbare Liga-Dominator. „Es ist zu früh in der Saison, ich schaue nicht bis zum Mai, aber es ist die beste Mannschaft der Liga, sie sind der klare Titelfavorit.“ Es sei für alle „schwierig, gegen die Dominanz der Bayern zu kämpfen.“ Aber in einem Spiel könne „alles passieren.“ Und genau das wird er seinen Spielern am Freitagabend mitgeben.