Leverkusen – Schon wenige Sekunden nach seiner Einwechslung hatte Sardar Azmoun am Samstag in Dortmund sein fußballerisches Feingefühl aufblitzen lassen. Der Iraner startete in den Strafraum und wusste ohne direkten Blickkontakt genau, dass in der Mitte Patrik Schick auf ein Anspiel warten würde. Azmoun brachte den Ball nach innen – doch sein tschechischer Angriffspartner hatte einen Tag zum Vergessen erwischt und vergab alle Großchancen. Nach Azmouns brillanter Vorlage war Schick an BVB-Keeper Kobel gescheitert. „Der Plan mit Sardar als Einwechselspieler wäre aufgegangen, wären wir effizient gewesen“, sagte Leverkusens Trainer Gerardo Seoane nach der 0:1-Niederlage im Topspiel.
Azmoun war nach dem Pokal-Debakel in Elversberg (3:4) als Teil einer größeren Defensiv-Ordnungsmaßnahme von Coach Seoane aus der Startelf genommen worden. Der Schweizer wollte mit drei zentralen Mittelfeldspielern beim offensivstarken BVB für Kompaktheit sorgen, der 27-Jährige musste dafür weichen. „Wenn wir mit vier Offensiven spielen“, führte Seoane aus – gemeint waren Azmoun, Schick, Moussa Diaby und Adam Hlozek im Pokal –, „aber nicht den Ball haben, dann haben wir Schwierigkeiten“. Gerade bei fürchterlichen Leistungen wie in Elversberg.
Einwechslung in Dortmund nach 66 Minuten
In Dortmund hatte Bayer 04 in der zweiten Halbzeit deutliche Feldvorteile, weshalb Seoane sich nach 66 Minuten für die Einwechslung Azmouns entschied. „Weil wir so viel Ballbesitz hatten, konnte er seine Qualitäten zeigen. Hätten wir nur verteidigt, wäre er nicht so zur Geltung gekommen“, sagte der Trainer. In der Zehner-Rolle initiierte Azmoun viele Angriffe, steckte Bälle klug durch die Schnittstellen der Dortmunder Defensive und suchte immer wieder selbst Wege in den Strafraum.
Dass er dies in Dortmund nicht von Beginn an tun durfte, liegt an seiner offensiven Interpretation der Position des Spielgestalters – der Iraner ist gelernter Mittelstürmer. „Wenn Sardar auf der Zehn spielt, ist es umso wichtiger, dass die Organisation im zentralen Mittelfeld gut funktioniert“, so Seoane. Und diese Organisation wollte der Trainer nach den Eindrücken aus Elversberg und wegen des Respekts vor dem BVB auf drei Paar Schultern verteilen.
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Es sei zudem einfacher, einen Mittelfeldspieler mit Offensivqualitäten nach vorne zu beordern als einen Stürmer eine Position nach hinten zu schieben, sagte der Trainer. „Könnte Diaby linker Verteidiger spielen? Ja, wenn wir 80 Prozent Ballbesitz haben und dominieren, könnte er das. Aber ich glaube nicht, dass er in Dortmund linker Verteidiger spielen könnte“, führte Seoane aus. Azmoun und Diaby verbinden sowohl ihre offensiv herausragenden Qualitäten als auch ihre oft mangelhafte Rückwärtsbewegung.
Bayer 04 empfängt den FC Augsburg
Für Bayer 04 steht der 2. Bundesliga-Spieltag am kommenden Wochenende unter anderen Voraussetzungen als der Saison-Auftakt. Statt auswärts mit offensivstarken Dortmundern bekommt man es daheim mit konfus gestarteten Augsburgern zu tun, die zum Start eine 0:4-Pleite gegen den SC Freiburg erlitten hatten. „Ohne einem Gegner zu nahe zu treten: Es ist klar, dass ein Auswärtsspiel gegen Dortmund uns defensiv vor größere Herausforderungen stellt als ein Heimspiel gegen Augsburg“, sagte Seoane. Man werde sich viel mehr „Offensivgedanken machen, um das Spiel zu gewinnen“.
Eckpfeiler dieser Überlegungen wird auch Azmoun sein, der bis zur Rückkehr von Florian Wirtz als Spielgestalter eingeplant ist. Deshalb wird Seoane auch zum System mit zwei Sechsern und vier Offensiven zurückkehren. „Wir wollen nicht unsere PS nicht dauerhaft auf der Bank lassen, das ist nicht unsere Idee“, sagte der Schweizer. Das passt zur absehbaren Startelf-Rückkehr des Sardar Azmoun, dem passionierten Pferdezüchter und Besitzer von 52 teils preisgekrönten Tieren.