Victor Boniface ist die neue Sturmhoffnung bei Bayer 04. Im Trainingslager spricht er über die Gründe für den Wechsel.
„Es ist gut, Xabi Alonso als Coach zu haben“Boniface zieht Bayer 04 der Premiere League vor
„Victor, Victor“, hallt es über den Trainingsplatz hinein ins Bergmassiv. Absender ist Xabi Alonso, der vor der malerischen Kulisse des Steinernen Meers in Österreich seinem Zugang immer wieder klare Anweisungen zum Stellungsspiel zuruft. Für den Trainer von Bayer 04 Leverkusen geht es am Montagvormittag bei der ersten Einheit im Trainingslager in Saalfelden vor allem darum, dass sein neuer Stürmer sich gut positioniert, wenn der Gegner den Ball hat. Schließlich soll Victor Boniface (22) schnellstmöglich dafür sorgen, dass der Ausfall von Patrick Schick (Adduktoren-OP) bis in den Oktober nicht zu schwer wiegt. Dass „Boni“ mit seiner Robustheit und Abschlussgewalt offensiv helfen kann, deutete er in seiner ersten Einheit mit den neuen Kollegen bereits an.
Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes hatte den muskulösen 1,89-Mann am vergangenen Wochenende für 16 Millionen Euro (Summe kann durch Klauseln auf 20 Millionen anwachsen) vom belgischen Top-Klub Royale Union Saint-Gilloise verpflichtet.
Der entscheidende Tag, der den Grundstein für den Wechsel legte, liegt auch noch gar nicht so lange zurück. Es war der 13. April 2023. Im Hinspiel des Europa-League-Viertelfinales traf Bayer 04 auf Saint-Gilloise, Boniface traf beim 1:1 zum 1:0 für Union. „Es war ein schweres Spiel für uns, zum Glück hatte ich selbst ein gutes Spiel“, sagt Boniface rückblickend. „Nach dem Match gab es dann ein Interview von Coach Xabi Alonso, in dem er nette Dinge über mich gesagt hat. Das habe ich sehr geschätzt.“
Europa-League-Spiel entscheidend für Boniface-Wechsel
Und so ging danach alles sehr schnell. Während Saint-Gilloise durch ein 1:4 im Rückspiel am 20. April gegen Leverkusen ausschied, öffnete sich für den nigerianischen Angreifer, der zuvor für mehr als drei Jahre für den norwegischen Erstligisten Bodø/Glimt am Ball war, eine Tür. „Eine Woche nach dem Spiel in Leverkusen hat mir mein Berater signalisiert, dass es für mich möglich sein könnte, dass ich im Sommer nach Leverkusen wechsle. Danach war für mich klar, dass es mein Ziel ist, zu Bayer 04 zu wechseln“, sagt Boniface.
In den vergangenen Wochen machte der Stürmer dann auch öffentlich keinen Hehl daraus, dass Leverkusen seine neue fußballerische Heimat werden soll. Auf seinem Profil bei Instagram folgte er der Werkself und Trainer Xabi Alonso, zeigte sich selbst in einem roten Bayer-04-Trikot, das er nach den direkten Duellen erlauscht hatte. Jetzt sagt er: „Jeder in Nigeria kennt diesen Verein, daher geht für mich wirklich ein Traum in Erfüllung.“
Premiere League als zu großer Schritt
Dafür ließ er auch Angebote aus England links liegen, unter anderem soll Erstligist FC Everton Interesse an einer Verpflichtung gehabt haben. „Ich habe mit Freunden und meinem Berater darüber gesprochen“, erzählt Boniface. „Die Premiere League wäre jetzt noch nicht der richtige Schritt für mich gewesen. Ich habe noch viel zu lernen. Nach Leverkusen zu gehen, ist auch schon ein großer Schritt, ich will mich als Mensch und als Fußballer hier noch weiterentwickeln.“
Bei den ersten rund 100 Minuten auf dem Platz stellte er nach eigenem Bekunden bereits fest, dass die Intensität und das Tempo höher sein als in Belgien. Über sich selbst redet Boniface nicht gerne, das überlässt er anderen. „Es gibt verschiedene Sichtweisen über mich als Spieler. Ich muss darüber nicht reden, jeder kann sich selbst ein Bild davon machen“, sagt er. Seine Statistiken lesen sich jedenfalls vielversprechend. Als sehr junger Spieler in Norwegen waren sie zwar noch ausbaufähig, seine Karrierezahlen in Europa und Champions League (mit Qualifikation) sind aber beeindruckend: 17 Spiele, 13 Tore, vier Vorlagen.
Er sei sich bewusst, dass er in Sardar Azmoun und Patrick Schick starke Konkurrenten habe, verspricht aber: „Immer wenn ich eine Chance bekomme, werde ich alles für den Klub geben. Es geht vor allem darum, als Team möglichst viele Spiele zu gewinnen.“
Damit das gelingt, muss sich Boniface im deutschen Fußball akklimatisieren und die Abläufe seiner neuen Mannschaft kennenlernen. Er schmunzelt, als er auf die „Victor, Victor“-Rufe angesprochen wird und betont: „Ich will viel lernen, da ist es sehr gut, Xabi als Coach zu haben. Unter ihm kann ich mich weiterentwickeln, er versucht mir dabei zu helfen.“