Bayer 04 Leverkusen holt den Supercup und gewinnt das Bundesliga-Auftaktspiel. Es ist aber noch nicht alles Gold, was glänzt. Ein Kommentar.
Trotz zweier PflichtspielsiegeBayer 04 muss die Warnzeichen richtig deuten
Sie haben es wieder getan, diesmal in sage und schreibe 90.+11. Dass Bayer 04 Leverkusen in der Schlussphase von Partien, besonders gerne in der Nachspielzeit, Ergebnisse verbessert, war ein Markenzeichen der Doublesaison. Nun sind zwei Pflichtspiele in der neuen Spielzeit absolviert und man darf festhalten: Diese Qualität hat die Sommerpause überdauert. Im Supercup war es ein Treffer in der 88. Minute, der die Werkself in Unterzahl wieder in die Partie brachte, am Freitagabend sorgte Florian Wirtz' Elfmeter-Nachschuss in der elften Minute der Nachspielzeit für den Sieg im Auftaktspiel der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach (3:2).
Die Leverkusener Akteure gingen in der Betrachtung der Partie wohltuend ausgewogen mit der altbekannten Last-Minute-Qualität um. Man dürfe sich darauf nicht verlassen, weil es nicht immer klappen werde, doch es sei auch ein Zeichen von Mentalität. Die Gegner wüssten das mittlerweile, was in den Schlussminuten dann auch etwas in ihren Köpfen anstellen würde.
Generell war die emotionale Partie im Gladbacher Borussia-Park - ebenso wie der Supercup - ideal für den Saisonstart der Leverkusener. Sie gewannen zwar beide Begegnungen, ihnen wurde aber auch deutlich vor Augen geführt, was sie noch verbessern müssen, um an die überragende Vorsaison anzuknüpfen.
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Zwei Aspekte standen besonders im Vordergrund der Analyse. Zunächst die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Sowohl beim Stand von 2:0 als auch nach dem Gladbacher Anschlusstreffer hatte Bayer mehrere Gelegenheiten, das Spiel zu entscheiden. Das 3:0 oder das 3:1 hätte den Hausherren - davon darf man ausgehen - den Stecker gezogen. Sinnbildlich für den Chancenwucher standen die Gelegenheiten von Jeremie Frimpong und Victor Boniface, beiden Akteuren muss in diesen Situationen fehlende Entschlossenheit im Abschluss vorgeworfen werden.
Fehlende Entschlossenheit ist das Thema
Fehlende Entschlossenheit war auch - und damit sind wir beim zweiten, womöglich wichtigeren, Aspekt mit Blick auf die Saison in Liga, Pokal und Champions League - im Defensivverhalten das große Thema. Das adressierten sowohl Robert Andrich als auch Trainer Xabi Alonso nach der Partie mit deutlichen Worten. Dem Coach stieß auf, dass seine Mannschaft in den Phasen, in der sie bewusst tiefer stehen und auf hohes Pressing verzichten sollte, diese Maßnahme damit verwechselte, passiver zu verteidigen. Die Borussen wurden nur begleitet, die Kompaktheit ging verloren. Stellvertretend dafür stand das 2:2, als Bayer 04 in Überzahl verteidigte, sich aber von Kevin Stöger und Tim Kleindienst düpieren ließ.
Unter dem Strich steht: Leverkusen hat die ersten beiden Pflichtspiele zwar gewonnen, vier Gegentore und das Verspielen einer 0:2-Führung sind aber Warnzeichen, die vor den Partien in Jena im Pokal am Mittwoch und vor allem gegen Leipzig im Liga-Topspiel am kommenden Samstag ernst genommen werden sollten. Die Protagonisten vermittelten allerdings den Eindruck, dass sie das genau wüssten.