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3:2 in MönchengladbachWieder die Nachspielzeit – Bayer 04 gewinnt Bundesliga-Eröffnungsspiel

Lesezeit 4 Minuten
Florian Wirtz (links) von Bayer Leverkusen bejubelt mit Mannschaftskollegen sein Tor zum 0:2.

Florian Wirtz (links) von Bayer Leverkusen bejubelt mit Mannschaftskollegen sein Tor zum 0:2.

Meister Bayer Leverkusen siegt durch einen späten Treffer beim Bundesliga-Auftakt in Mönchengladbach. Florian Wirtz avancierte zum Matchwinner.

22 offizielle Eröffnungsspiele hatte es in der Fußball-Bundesliga vor Freitagabend gegeben – stets mit Beteiligung des amtierenden Meisters. 22 Mal schoss der Titelträger mindestens ein Tor, nie verließ er den Platz als Verlierer (17 Siege, fünf Remis). Auch Bayer 04 Leverkusen gab sich keine Blöße, gewann das Premierenspiel bei Borussia Mönchengladbach mit 3:2 (2:0) durch einen Elfmetertreffer in der Nachspielzeit. Der Doublesieger zeigte dabei bekannte Qualitäten, machte sich das Leben aber auch selbst schwer.

Der Rahmen für die Begegnung passte, der Borussia Park war mit 54.042 Zuschauern ausverkauft, die Gladbacher Fanszene hatte eine schöne Choreo zu Ehren des altehrwürdigen Bökelbergstadions vorbereitet – Bundesliga-Atmosphäre lag in der Luft. Angestachelt von der Positivität ihrer Anhänger begannen die Hausherren dann auch mit entsprechendem Elan. Julian Weigl suchte den ersten Abschluss, der aber am von Lukas Hradecky gehüteten Tor vorbeiging.

Bayer 04 Leverkusen gewinnt den Bundesliga-Auftakt: Xhaka-Traumtor bringt Alonso-Team in Führung

Bayer-Coach Xabi Alonso hatte vor dem Bundesligastart das Duell um den Platz zwischen den Pfosten auf die Spitze getrieben, den Konkurrenten Hradecky und Matej Kovar erst am Spieltag Bescheid gegeben, wer spielen werde. Seine Entscheidung fiel – durchaus erwartbar – auf den Kapitän und Routinier.

Der durfte dann aus sicherer Entfernung dabei zusehen, wie seine Mannschaft von Minute zu Minute mehr Spielkontrolle erlangte. Das Debüt-Tor der neuen Spielzeit resultierte dann aber nicht aus einer Stafette, sondern aus einem Fehler der Gladbacher. Verteidiger Nico Elvedi spielte einen schlampigen Pass, den Jeremie Frimpong erahnte, den Ball aufnahm und sein Tempo im Gegenstoß ausspielte. Seine Flanke wurde zwar abgeblockt, doch aus der zweiten Reihe zog Granit Xhaka mit dem Vollspann ab – der Ball zischte zur Begeisterung der 5000 mitgereisten Bayer-Fans ins Netz (12.). Ein sehr sehenswerter Treffer, den der Ex-Gladbacher aus Respekt vor seinem alten Arbeitgeber aber nicht feiern wollte.

Mit der Führung im Rücken knüpfte die Alonso-Elf immer mehr an das aus der vergangenen Saison gewohnte, sichere Kombinationsspiel an und erspielte sich weitere Chancen. Victor Boniface scheiterte nach einem zielstrebigen Konter an der Latte, Edmond Tapsoba mit einem knackigen Fernschuss am Pfosten. Doch nach diesen beiden Gelegenheiten schlichen sich einige Leichtsinnsfehler ins Leverkusener Spiel ein, so holten sie die Gladbacher ohne Not ins Spiel zurück.

Die Borussia, angeführt von ihren Zugängen Kevin Stöger und Tim Kleindienst, drückten auf den Ausgleich. Doch dann machte Bayer das, was europäische Spitzenteams zu eben jenen macht. In die Druckphase des Gegners spielten sie einen Angriff – erneut über Frimpong – klug aus und trafen durch den sehr umtriebigen Florian Wirtz zum 2:0 (38.).

Kurz vor der Halbzeitpause feierte dann auch ein alter Bekannter seine Premiere in der neuen Saison: der Videoassistent. Tim Kleindienst hatte im Getümmel mit einem artistischen Kopfball knapp über der Grasnarbe das vermeintliche 1:2 erzielt. Die Nordkurve im Borussia Park feierte bereits ausgiebig, als sich Benjamin Cortus bei Robert Schröder meldete. Der Schiedsrichter sah sich die TV-Bilder an und kam zum korrekten Ergebnis, nahm das Tor zurück. Kleindienst hatte zuvor Piero Hincapie gefoult.

Nach dem Seitenwechsel wurden wütende Gladbacher erwartet, aber Bayer strahlte direkt wieder die gewohnte Dominanz aus, Frimpong hatte das vorentscheidende 3:0 auf dem Fuß, scheiterte aber mit seinem Heberversuch an Keeper Jonas Omlin. Ein folgenschwerer Fehlversuch, denn im Gegenzug erweckte Elvedi das mittlerweile zunehmend verstummte Stadion wieder zum Leben. Nach einem Freistoß verkürzte der Innenverteidiger im zweiten Versuch auf 1:2 (59.).

Angefeuert vom Publikum brachten die Borussen nun neue Emotionen auf den Platz, kämpften verbissen in den Zweikämpfen. Gladbach-Trainer Gerardo Seoane, Vorgänger von Xabi Alonso in Leverkusen, befeuerte die Situation mit frischem Personal, doch Bayer blieb spielbestimmend, überstand die wichtige Phase direkt nach dem Anschlusstreffer durch enorme Ballsicherheit. Die Gäste waren dem 3:1 deutlich näher als die Gladbacher dem Ausgleich. Doch durch zu inkonsequentes Ausspielen der Chancen blieb es bis zur Schlussphase spannend und Gladbach bestrafte den Meister eiskalt: Stöger bediente Kleindienst – 2:2 (85.).

Doch das war noch nicht der Schlusspunkt dieser aufregenden Partie. In der zehnten Minute der Nachspielzeit schaltete sich wieder Videoschiedsrichter Cortus ein, wieder ging die Entscheidung zugunsten der Leverkusener aus: Nach Foul an Amine Adli zeigte Schröder auf den Punkt. Wirtz nahm sich den Ball, scheiterte zunächst an Omlin, traf aber im Nachschuss. Treffer in der Nachspielzeit – auch diese Qualität hat Leverkusen über die Sommerpause gerettet.