Vieles spricht dafür, dass Xabi Alonso auch in der kommenden Saison bei Bayer 04 Leverkusen auf der Trainerbank sitzen wird. Nur ein anderes Szenario scheint noch möglich.
Verlängerung keine PflichtBayer 04 würde Xabi Alonso auch ablösefrei ziehen lassen

Leverkusens Geschäftsführer Sport, Simon Rolfes, und Trainer Xabi Alonso (l.).
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Der 29. März 2024 war ein entscheidender Tag in der Geschichte von Bayer 04 Leverkusen. An diesem Freitag gewann die Werkself zwar keinen Titel, doch es war ein echter Meilenstein auf dem Weg zum Doublegewinn. Denn an diesem Märztag bekannte sich Xabi Alonso zu Bayer 04 und verkündete, dass er auch in der darauffolgenden Saison bei den Leverkusenern auf der Trainerbank sitzen wolle – trotz lukrativer Angebote. Knapp ein Jahr später stellt sich die Frage nach seinem Verbleib über den Juni hinaus erneut. Die Vorzeichen sind dabei zwar andere, doch das Ergebnis wird aller Voraussicht nach das gleiche sein.
„Es ist keine brillante Ausgangssituation, wenn du gerade dabei bist, eine historische Saison des Vereins zu schaffen“, sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes in der Amazon-Dokumentation „Bayer Leverkusen – A Dream Comes True“ (ein Traum wird wahr) mit Blick auf den vergangenen März. Xabi Alonso wurde zu dieser Zeit heftig von europäischen Topklubs umworben – allen voran von seinen beiden Ex-Klubs FC Liverpool und FC Bayern München.
Wichtiges Zeichen
Als sich Alonso dazu entschied, seinen Verbleib bekanntzugeben, sei das ein wichtiges Zeichen gewesen, sagte Rolfes. Führungsspieler Granit Xhaka betonte: „Das Timing von ihm war perfekt, auch weil er uns selbst die Nachricht überbracht hat, dass er bleibt, bevor er es nach außen getragen hat. Von uns aus war dann klar: Okay, jetzt müssen wir noch mehr für ihn tun, noch mehr für ihn arbeiten, weil er uns treu bleibt.“ Abwehrchef Jonathan Tah ergänzte: „Das war ein schönes Gefühl, zu spüren, dass er auf uns zählt, uns vertraut, dass wir erfolgreich sein können.“ Solch einen Push könnte das Team sicher auch in dieser Spielzeit gebrauchen, um im Endspurt den Kampf um die Meisterschaft und den DFB-Pokal anzugehen.
Vor der gerade laufenden Länderspielphase hatte Alonso angekündigt, dass nun „alle ein bisschen Zeit haben, um sich Gedanken zu machen“. Heißt: Auch der Spanier dürfte sich in dieser und nächster Woche intensiver mit seiner persönlichen Zukunft beschäftigen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht derzeit alles dafür, dass Alonso auch in der kommenden Saison bei Bayer 04 unter Vertrag stehen wird. Der 43-Jährige ist in sämtliche Kader- und Sommervorbereitungsplanungen voll eingebunden, hat bisher in keiner Weise signalisiert, andere Pläne zu haben.
Einer der großen Unterschiede zur Vorsaison: Die Topklubs sind versorgt. Liverpool ist mit Arne Slot, der sich mit seiner Mannschaft auf bestem Weg zur englischen Meisterschaft befindet, trotz des Champions-League-Aus' sehr zufrieden. Auch der FC Bayern – besonders nach dem 5:0 im Gesamtergebnis gegen Leverkusen im Achtelfinale der Königsklasse – hat keinen Bedarf auf der Trainerposition, sondern setzt weiter auf Vincent Kompany. Bei Real Madrid gilt Alonso seit geraumer Zeit als ausgemachter Nachfolger von Carlo Ancelotti. Doch derzeit sieht es nicht danach aus, dass sich die Königlichen zum Ende der Saison vom Italiener trennen wollen. Ancelottis Vertrag läuft noch bis Juni 2026 – genau wie der Kontrakt von Alonso.
Der Spanier gilt als sehr verbindlich
Bayer 04 hat sich in den vergangenen Jahren zudem einen Status erarbeitet, der wenig andere Klubs neben den drei genannten Vereinen wirklich interessant für Alonso macht. Real bleibt somit eigentlich der einzig ernstzunehmende Konkurrent für die Leverkusener. Doch in Madrid dürfte eine Entscheidung über einen Trainerwechsel wohl frühestens nach dem Ende der Saison fallen. Es ist fraglich, ob Alonso so lange warten will. Der Spanier gilt als sehr verbindlich. Im Klub würde man sich über eine Hinhaltetaktik sehr wundern.
Vor dem Heimspiel gegen den VfL Bochum am übernächsten Freitag (20.30 Uhr, Dazn) wird sich Alonso sehr wahrscheinlich zu seinen Plänen äußern. Für Bayer 04 wäre ein Treuebekenntnis auch in anderer Hinsicht ein Gewinn. Die Sicherheit, Alonso weiter als Trainer zu haben, dürfte auch bei den laufenden Vertragsverhandlungen mit Florian Wirtz (Kontrakt bis 2027) helfen. Rolfes und Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung, werden natürlich ebenfalls versuchen, den Vertrag von Alonso über 2026 hinaus zu verlängern.
Im Gegensatz zu Spielerverträgen gilt nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei Trainern aber nicht die Regel: verlängern oder gehen. Diese Regel hat sich Bayer 04 bei Spielern selbst auferlegt. Akteure mit nur einem Jahr Restlaufzeit müssen sich für eine der beiden Lösungen entscheiden, damit die Gefahr eines ablösefreien Transfers gebannt ist. Eine Ausnahme machte die Werkself nur in diesem Jahr für den dienstältesten Spieler Jonathan Tah, der nach dieser Saison den Klub ablösefrei verlassen wird. Auch Alonso könnte somit nach der kommenden Saison ablösefrei wechseln.