Xabi Alonso hat vor einiger Zeit auf der Torwart-Position eine Arbeitsteilung eingeführt. Hat dieses Modell Zukunft?
Kampf um Platz im Bayer-TorLukas Hradecky glänzt, Matej Kovar schwächelt
Viel zu tun hatte Lukas Hradecky nicht am Samstagnachmittag in Wolfsburg. Doch wenn Bayer 04 Leverkusens Kapitän gefordert wurde, war er da – wie kurz vor der Pause, in einer Drangphase des VfL. In Minute 42 tauchte plötzlich Tiago Tomas in halbrechter Position frei vor dem finnischen Keeper auf und zog ab. Hradecky parierte. Ebenso den Nachschuss des Portugiesen wenige Momente später. Der 35-Jährige war Leverkusens stabilster Profi an diesem ansonsten frustrierenden Nachmittag. Denn die Offensive lahmte, das 0:0 war im Kampf um die Meisterschaft zu wenig. Hradecky war es auch, der mal wieder die klarsten Worte fand. Er spüre einen deutlichen Unterschied zur Double-Saison, „die Spiele, die wir momentan unentschieden spielen, haben wir letztes Jahr gewonnen“.
Lukas Hradecky ist seit der vergangenen Saison nur noch Teilzeitkraft
Hradecky ist Kapitän und Wortführer beim Werksklub – jedoch kein Stammspieler mehr. Seit der vergangenen Saison ist der Finne nur noch Teilzeitkraft zwischen den Pfosten. Er teilt sich den Platz mit Matej Kovar. Der Tscheche wurde unter anderem bei Manchester United ausgebildet und wechselte im Sommer 2023 für fünf Millionen Euro aus der Premier League in die Bundesliga. Das Ziel war es, einen jungen, modernen Keeper zu finden und ihn als Nachfolger für den fußballerisch eher limitierten Hradecky aufzubauen. In diesem Prozess steckt Kovar knapp zwei Jahre später immer noch – auch, weil der inzwischen 24-Jährige die hohen Erwartungen nicht konstant erfüllen konnte.
Ein gutes Beispiel für seine Defizite lieferte der knappe Derbysieg im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Köln (3:2 n.V.) am vergangenen Mittwoch. An den Gegentoren in der regulären Spielzeit war Kovar schuldlos, doch in der Verlängerung hatte der Keeper großen Anteil daran, dass eine nach Wechseln wild zusammengewürfelte Kölner Elf noch einmal Morgenluft schnuppern durfte. So schlug Kovar gleich drei Abschläge in Folge als Kerzen in den Leverkusener Abendhimmel, schenkte Köln den Ballbesitz und sorgte für einen kleinen Wutausbruch von Xabi Alonso an der Seitenlinie. In der 115. Minute entschied sich Kovar dann für ein Dribbling im eigenen Strafraum gegen Dejan Ljubicic, was beinahe in einem Fiasko geendet wäre. In der über zweistündigen Spielzeit brachte der Tscheche nur zwei von zehn langen Pässen an einen Mitspieler – Kovar vermittelte einmal mehr nicht die Aura eines Spitzentorhüters.
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Xabi Alonso verzichtet auf größere Kritik an Matej Kovar
Trotzdem verzichtete Xabi Alonso auf größere Kritik. „Ich war kein Torwart, ich weiß nicht alles über die Position. Aber nicht viel zu tun zu bekommen und dann zwei Tore zu kassieren, ist für einen Torwart nicht einfach“, sagte der Spanier über Kovars Leistung gegen Köln. „Wir haben volles Vertrauen in ihn und auch in Lukas Hradecky. Sie unterstützen sich gegenseitig gut und müssen das auch weiter tun.“ Zumindest gestand Xabi Alonso, dass ihm das Dribbling missfallen hatte: „In der Situation war das Risiko definitiv zu groß und ich möchte nicht, dass wir ein zu großes Risiko eingehen. Wir müssen intelligent sein.“
Seit der vergangenen Saison stellt Xabi Alonso in der Bundesliga Hradecky auf, Kovar ist für die Pokal-Wettbewerbe zuständig. Als in der laufenden Spielzeit der Finne auch die ersten Champions-League-Partien absolvierte, festigte sich der Eindruck, dass die Arbeitsteilung im Leverkusener Tor beendet sein könnte. Zudem hatte Kovar bei Bayers einziger Liga-Pleite der Saison in Leipzig (2:3) als Vertreter des erkrankten Hradecky zweimal gepatzt. Ende Oktober gab es Medienberichte über einen wahrscheinlichen Abschied des tschechischen Nationalkeepers im Sommer 2025 – der Glaube an einen Durchbruch Kovars schien nicht mehr groß genug zu sein. Als möglicher neuer Hradecky-Kronprinz galt zwischenzeitlich Jonas Urbig vom 1. FC Köln – der mittlerweile vom FC Bayern verpflichtet wurde, wo er als Nachfolger für Manuel Neuer aufgebaut werden soll. Am Samstag (18.30 Uhr) sind beide mit München zum Spitzenspiel zu Gast in der Bay-Arena.
Statistik spricht für Matej Kovar
Dort wird aller Voraussicht nach Hradecky das Leverkusener Tor hüten – obwohl Xabi Alonso inzwischen sein Vertrauen in Kovar untermauert hat. Der 1,96-Meter-Mann übernahm für die letzten vier Königsklassen-Partien sowie im DFB-Pokal den Platz zwischen den Pfosten. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: Elf Einsätze, acht Gegentore, sieben Spiele zu Null. Doch gute Zahlen allein machen noch keine gute Nummer eins. Für diesen Status muss sich Kovar weiter stabilisieren. Sonst könnte sich Bayer 04 auf der Torhüter-Position tatsächlich noch einmal umorientieren.