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Bayer 04 nach Debakel„Wollte jeder gewinnen? Ich glaube, das war nicht der Fall“

Lesezeit 3 Minuten
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Und wieder drin: Lukas Hradecky (links) guckt Evan Ndickas Tor zum 3:2 hinterher.

Frankfurt/Leverkusen – Die Wortführer von Bayer 04 Leverkusen veranstalteten eine Art Überbietungs-Wettbewerb beim Kritisieren des Auftritts der Werkself nach dem in der Tat verheerenden 2:5 in Frankfurt vom Sonntagabend. „Jeder muss sich fragen, ob er wirklich gewinnen wollte. Und ich glaube, das war nicht der Fall“, sagte beispielsweise der frustrierte Lukas Hradecky, dem beim Spiel gegen seinen Ex-Verein die Bälle nur so um die Ohren geflogen waren. Ein Vorwurf allerhöchster Kategorie, geäußert vom Kapitän. Robert Andrichs Urteil fiel nicht viel besser aus: „Ab dem 2:0 war es eine Katastrophe. Wir haben die wichtigen Zweikämpfe gar nicht mehr gewonnen. Und Frankfurt hat uns am Ende einfach komplett aufgefressen und verdient gewonnen.“ Vor den abschließenden Duellen des Jahres mit Hoffenheim (Mittwoch, 20.30 Uhr) und Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr) herrscht Alarmstimmung bei Bayer 04.

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Denn schon wie beim 2:2 im Derby in Köln hatte Leverkusen eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben – und war diesmal sogar umfassend unter die Räder gekommen. Nach dem Doppelschlag von Patrik Schick (5. und 22./Handelfmeter) hatte Frankfurt sich kurz geschüttelt und Bayer 04 scheinbar mühelos in Einzelteile zerlegt. Tuta (23.), Jesper Lindström (30.), Evan Ndicka (50.), Kristijan Jakic (66.) und Djibril Sow (76.) sorgten für den verdienten Sieg der Hessen. Leverkusens ausgeruhte A-Elf, neun Profis waren nach dem unwichtigen 0:1 in Budapest vom Donnerstag neu in die Mannschaft gerückt, war wehrlos. Die von Trainer Gerardo Seoane oft gelobte „Solidarität“ war nirgends zu sehen. Den Verteidigern unterliefen reihenweise leichte Fehler, die Offensivkräfte verweigerten den Rückwärtsgang. Insgesamt waren die Hessen sieben Kilometer mehr gelaufen als die Werkself. „Wenn du so schlecht verteidigst, egal ob vorne oder hinten, dann holst du nichts“, sagte Andrich. Dazu deckte Frankfurt die verheerende Leverkusener Schwäche bei Standards auf. Von sieben Eintracht-Ecken führten zwei zu Toren und zwei weitere zu Großchancen.

Droht Bayer 04 die nächste Talfahrt?

Mitte Oktober gab es ein ähnliches Debakel, das 1:5 gegen die Bayern. Es folgten zwei schlimme Wochen samt Aus im DFB-Pokal. Diese Krise konnte mit einem starken November überwunden werden. Doch ist Bayer 04 weit entfernt von wirklicher Stabilität, so dass eine ähnliche Talfahrt jederzeit wieder möglich erscheint. Trainer Seoane redete die Pleite zwar nicht schön, sprach aber von einem „Lernprozess“ der Mannschaft und klang insgesamt deutlich weniger angefasst als seine Profis. Der Schweizer forderte mehr Cleverness in den Zweikämpfen. „Das ist schon ein wichtiger Punkt, vor allem bei den jüngeren Spielern, die noch nicht diese Robustheit haben“, sagte Seoane, das sei „sichtbar der Unterschied“ gegen Frankfurt gewesen.

Verfolger Hoffenheim lauert

Während Andrich noch viel Redebedarf hatte („Wir müssen ehrlich eingestehen, dass es scheiße war. Wir müssen ansprechen, was nicht gut war, weil sehr viel schlecht war“), dachte Seoane bereits an das Heimspiel am Mittwoch gegen Verfolger Hoffenheim. Eine weitere Niederlage würde Leverkusen den dritten Platz kosten, je nach dem Ergebnis vom Tabellenfünften Freiburg bei Union würde gar das Abrutschen aus den Champions-League-Rängen drohen.

Trainer Seoane liebäugelt mit einer Systemumstellung gegen die formstarken Kraichgauer, die auf fünf Siege aus den letzten sechs Bundesliga-Spielen zurückblicken. „Wir haben einen breiten Kader. Wir haben die Möglichkeit am Personal etwas zu ändern, wir haben die Möglichkeit am System etwas zu ändern“, sagte Seoane, man wolle Lösungen suchen, um am Mittwoch ein anderes Gesicht zu zeigen. Und sich weitere Schimpf-Tiraden zu ersparen.