Leverkusen – Wenn Timothy Fosu-Mensah über Manchester United spricht, nimmt seine Stimme einen besonders respektvollen Ton an. Bei seiner ersten persönlichen Interviewrunde in Leverkusen geschah das mehrmals, denn zwei Journalisten von der Insel wollten beim Online-Termin noch einmal ganz genau wissen, warum er einen der größten Klubs der Welt im Alter von 23 Jahren verlassen hat, um bei Bayer 04 Leverkusen einen neuen Karriereanlauf zu nehmen. „Ich kann nur Gutes über United sagen“, erklärt Fosu-Mensah, „besonders über Manager Ole-Gunnar Solskjaer, er hat mich sehr unterstützt.“
Die puren Einsatzzeiten in Manchester erklären nicht, was für eine Art Vertrauen der Norweger in den jungen Niederländer hatte, der 2014 im Alter von 16 Jahren von der Ajax-Nachwuchsakademie nach Manchester wechselte. In der laufenden Saison war der robuste Rechtsverteidiger, der auch in der Zentrale spielen kann, genau einmal für United für ManU zum Einsatz gekommen. In der Saison zuvor zweimal. Davor war er zu Crystal Palace (2017/18) und nach Fulham (2018/19) ausgeliehen.
Der typische Weg eines Talentes in der härtesten Liga der Welt. Statt des Durchbruchs erlebte Fosu-Mensah in Fulham jedoch einen Kreuzbandriss, der ihn fast zehn Monate am Spielen hinderte. „Manchester war danach sehr gut zu mir, sie haben zu mir gehalten.“ Es gab nur ein Problem. „Ein junger Profi muss regelmäßig spielen, das konnte ich nicht. Deshalb bin ich nach Leverkusen gewechselt“, sagt Fosu-Mensah, „Bayer 04 ist ein respektierter Klub mit guten Leuten. Ich bin froh, hier zu sein.“
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Die ersten Wochen in Leverkusen waren für den Niederländer mit ghanaischen Wurzeln trotz der vermeidbaren Niederlagen in der Liga und des Scheiterns im DFB-Pokal eine kleine Erfolgsgeschichte. In drei Spielen, zwei von Beginn an, hat Fosu-Mensah 187 Minuten absolviert, beim Drama in Essen die gesamten 120 Minuten. Fehler sind ihm dabei wenige unterlaufen. Die notorisch anfällige rechte Seite ist mit ihm defensiv beruhigt. „Timothy verteidigt mit seiner Schnelligkeit sehr gut in die Tiefe“, lobt Sportdirektor Simon Rolfes.
Dass Trainer Peter Bosz ein Landsmann von ihm ist, hat bei der Vereinswahl für Fosu-Mensah offenbar eine untergeordnete Rolle gespielt. „Klar hilft das“, erklärt er, „aber das ist nicht der alleinige Grund, warum ich hier bin. Es war der Gesamteindruck, den der Klub auf mich gemacht hat. Ich fühle mich wohl und denke mir, dass ich mich noch lange hier wohlfühlen werde.“ Die Umstellung auf das sehr offensive Spielsystem hat ihm keine großen Probleme bereitet. „Ich bin jung und kann mich schnell anpassen“, meint Fosu-Mensah.
In den nächsten Wochen könnte der für seine Größe von 1,90 Meter auffällig mobile Außenverteidiger mehr Spielzeit bekommen als er seit Jahren hatte. Lars Bender, der dieselbe Position spielt, kommt aus einer Verletzung. Und vor Bayer liegen Englische Wochen mit Bundesliga und Europa League. Diesen Wettbewerb hat der Niederländer 2017 mit Manchester übrigens schon gewonnen. Er war Bestandteil des Kaders, dessen Spieler im Finale Ajax Amsterdam mit Trainer Peter Bosz schlugen. „Ich habe mit ihm darüber noch nicht gesprochen“, sagt Fosu-Mensah lächelnd, „das wäre vielleicht auch nicht so klug. Aber ich will diesen Wettbewerb wieder gewinnen. Es fühlt sich gut an.“