- Trotz vieler Widrigkeiten gibt sich der Coach vor dem Saisonstart siegessicher.
- In Wolfsburg wird Mittelstürmer Schick wohl noch nicht in der Startaufstellung stehen.
- Leon Bailey ist nach langer Odyssee in Leverkusen angekommen, am Montag spricht er mit dem Trainer.
Leverkusen – Wenn Peter Bosz wollte, könnte er klagen. Der Kader bei Bayer 04 Leverkusen ist nach dem Abgang von Kai Havertz inkomplett. Die reine Saisonvorbereitung betrug nur zwei Wochen. Die Gegner zum Bundesligastart sind stark. Der Erfolgsdruck bleibt hoch. Doch der Trainer sagt: „Ich klage nicht. Ich hasse es, zu klagen. Ich mag es auch nicht, wenn Spieler klagen. Es fällt mir auch leicht, nicht zu klagen. Wenn es mir irgendwie helfen würde, zu klagen, dann würde ich klagen. Es hilft mir aber überhaupt nicht. Ich muss hier meine Arbeit machen.“
Vor dem Spiel beim VfL Wolfsburg (Sonntag, 18 Uhr) besteht diese Arbeit darin, nach dem Abgang von Kai Havertz (für 100 Millionen Euro nach Chelsea) und Kevin Volland (für knapp 15 Millionen Euro nach Monaco) eine neue Mannschaft, ein neues Spielsystem zu finden. Das Offensivduo war in den letzten beiden Spielzeiten, wenn es auf dem Platz stand, an mehr als zwei Drittel der Tore direkt oder indirekt beteiligt.
„Sie sind jetzt nicht mehr da. Wir werden anders spielen“, sagt Bosz. Patrik Schick, der für 26,5 Millionen Euro aus Rom kam, ist zentraler Teil dieser Umstrukturierung. Der Tscheche war vor seiner Ankunft in Leverkusen allerdings zehn Tage in Quarantäne und kann körperlich noch nicht fit sein. Sein Teil-Einsatz im Pokalspiel gegen Norderstedt (7:0) vergangenen Samstag – 96 Stunden nach seiner Ankunft im Rheinland – zeigte, wie viel noch fehlt, trotz seines Tores. „Er kann noch nicht fit sein“, sagt Bosz, der ein Startelfdebüt des 24-Jährigen in Wolfsburg nicht ausschließen wollte. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Mittelstürmer von der Bank kommen wird.
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Noch komplizierter liegt der Fall bei Leon Bailey, der nach seiner Odyssee aus der Quarantäne in Jamaika am Freitag in Leverkusen eingetroffen ist. Die Folgen der unbedachten Geburtstagsfeier mit 100-Meter-Weltrekordler Usain Bolt hatte auch Baileys Arbeitgeber Bayer 04 Leverkusen zu tragen. Die Eingliederung wird dauern. Der erste Corona-Test verlief negativ. Wenn es der zweite auch sein sollte, wird sich Bosz am Montag mit dem Außenstürmer treffen, der in diesem Corona-Sommer mit seinem lange geöffneten Transferfenster (bis 5. Oktober) noch ein Verkaufskandidat ist. Der Trainer denkt daran jedoch nicht. „Ich werde mit Leon sprechen und mir ein Bild machen“, sagt Bosz, „danach werden wir einen Plan erstellen, wie er schnell wieder fit werden kann.“
Kolasinac ein Thema in Leverkusen
Die Wolfsburger hatten vor dem Bundesligaauftakt auch eine ungewöhnliche Anstrengung zu bewältigen. Am Donnerstagabend zogen sie durch einen 4:0-Sieg beim albanischen Vizemeister Kukesi in die dritte Runde der Europa-League-Qualifikation ein. Peter Bosz hat sich das angesehen. „Es spielten Spieler auf anderen Positionen als gewohnt, dann haben sie den neuen Franzosen. So etwas ist immer interessant“, erklärte der Niederländer und meinte den 20-Jährigen Innenverteidiger Maxence Lacroix, der als Torschütze in Erscheinung trat. Seine Mannschaft ist ähnlich zu erwarten wie im Pokal gegen Norderstedt. Die Abwehrreihe Lars Bender, Sven Bender, Tapsoba und Sinkgraven gilt erst einmal als gesetzt, zumindest bis die geplante Verstärkung auf der rechten Außenbahn vollzogen ist. Hier gilt der Ex-Schalker Sead Kolasinac vom FC Arsenal als Favorit. Im Mittelfeld werden Wirtz (rechts) und Demirbay (links) vor Kapitän Aranguiz spielen, der als tiefster Zentralspieler auf der Sechserposition der Anker des Spieles bleibt. Bellarabi (rechts) und Diaby werden die offensiven Außenbahnen besetzen, in der Mitte dürfte noch Alario zum Einsatz kommen; zumindest so lange, bis der Tscheche Schick fit ist. Wie das alles außerhalb von Laborbedingungen in der rauen Welt der Bundesliga funktioniert wird man am Sonntag in Wolfsburg sehen. Auch hier kommt Peter Bosz keine Klage über die Lippen. Er verspricht: „Wir werden das hinkriegen.“