Leverkusen hat mit seinem 4:0-Sieg im Pokal-Halbfinale mächtig Eindruck beim Zweitligisten hinterlassen.
DFB-Pokal„Wie im Wilden Westen“ – Düsseldorf schwärmt von Bayer 04 und Florian Wirtz
Vor der Nordkurve der Bay-Arena standen die Profis von Bayer 04 Leverkusen Arm in Arm in ihren roten Final-T-Shirts. Sie hüpften, feierten und sangen gemeinsam mit den Fans von Berlin. Dort wird die Werkself am 25. Mai im DFB-Pokalfinale gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern um den dann mindestens zweiten Titel des Jahres 2024 spielen.
„Wenn dein letztes Saisonspiel ein Finale ist, dann hast du einiges richtig gemacht“, sagte Trainer Xabi Alonso nach dem ungefährdeten 4:0-Sieg im Halbfinale gegen Fortuna Düsseldorf. Die Meisterschaft hat der Werksklub angesichts des 13-Punkte-Vorsprungs auf den FC Bayern fast sicher. Im Europa-League-Viertelfinale geht es gegen West Ham United – Ziel ist das Endspiel am 22. Mai in Dublin.
Xabi Alonso spricht Daniel Thioune direkt nach dem Abpfiff Mut zu
Am Mittwochabend hatte sich Xabi Alonso zunächst nicht unter seine jubelnden Spieler gemischt. Er war auf der anderen Seite des Feldes unterwegs und sprach seinem Düsseldorfer Trainer-Kollegen Daniel Thioune Mut zu. „Er kommt nach dem Spiel direkt zu mir und wünscht mir viel Glück, dass wir uns nächstes Jahr wiedersehen“, berichtete der Coach des Zweitligisten. „Er hat gerade das Finale erreicht, er hätte auch auf den Zaun klettern können. Aber das macht diesen Sportler, diesen Menschen und diesen Trainer einfach aus.“
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Dass Xabi Alonso dem Zweitliga-Dritten viel Glück für den Aufstieg wünschte, sah Thioune „als Auftrag an. Damit wir nächstes Jahr nochmal hierherkommen und ich den Kollegen wieder treffe“. Was der Spanier in Leverkusen gerade bewege, verfolge er „mit absoluter Hochachtung und Demut“.
Düsseldorf war im Halbfinale nur eine Statistenrolle geblieben: Die Fortuna hatte einen teils mutigen, teils naiven und laut Keeper Florian Kastenmeier „teilweise vogelwilden“ Auftritt hingelegt – und wurde von Bayer 04 knallhart bestraft. „Heute war es mehrere Level über uns“, sagte der Schlussmann des Zweitligisten. Jeremie Frimpong (7.), Amine Adli (20.), sowie Florian Wirtz (35./60., Handelfmeter) sorgten mit ihren Toren für den nie gefährdeten und eigentlich noch zu knappen Leverkusener Sieg. Die Serie ohne Pflichtspielniederlage wuchs auf 40 Partien an.
Florian Wirtz mit seinem ersten Doppelpack im 141. Profispiel
Doch selbst in einer solchen Saison voller Superlative werden immer noch erstaunliche Bestmarken aufgestellt. So gelang Wirtz in seinem 141. Profispiel sein erster Karriere-Doppelpack. „Seid ihr sicher?“, fragte sein Teamkollege Frimpong etwas ungläubig, „da werden noch viele mehr kommen“, schob der Niederländer hinterher. Das 4:0 war zudem Wirtz‘ erstes Elfmetertor im Erwachsenenbereich – zuletzt hatte er Ende September 2019 für die B-Junioren des 1. FC Köln einen Strafstoß verwandelt. Seine Entwicklung ist immer wieder aufs Neue verblüffend.
„Er liefert mit 20 Jahren ab, jeden dritten Tag, ist so konstant. Er ist gefährlich mit dem Ball, gefährlich ohne den Ball. Er läuft sehr viel, so clever auch ohne den Ball“, schwärmte Leverkusens Mittelfeldstratege Granit Xhaka. Wirtz stehe in der Rangliste der besten Spieler, mit denen er je gespielt habe, „auf jeden Fall ganz oben“. Der Schweizer Routinier hatte es beim FC Arsenal immerhin mit Teamkollegen wie Mesut Özil und Pierre-Emerick Aubameyang zu tun.
Bayer 04 Leverkusen kann über den Sommer hinaus mit Florian Wirtz planen
Auch bei Düsseldorf hat Wirtz bleibenden Eindruck hinterlassen – die Fortuna hofft auf ein Wiedersehen in Liga eins in der kommenden Saison. Dann würde sie vermutlich vorsichtiger agieren. „Wenn du Florian Wirtz zehn Meter Platz lässt, dann ab die gute Fahrt“, sagte Torwart Kastenmeier. „Das ist wie im Wilden Westen. Da muss man gar nichts sagen. Seine Statistiken, da kann man noch eine Stunde weitererzählen.“ Trainer Thioune staunte voller Hochachtung über den Star des „Erlebnisparks Bay-Arena“: „Wenn man Wirtz kurz aus den Augen verliert, trifft man sich zehn Sekunden später an der Mittellinie wieder.“
Bayers Regisseur selbst blieb auch im Angesicht der allgemeinen Leverkusener Glückseligkeit bescheiden. „Es macht einfach Spaß mit den Fans zu feiern, in die Gesichter zu gucken, die sich alle freuen“, sagte der 20-Jährige. Bei seinen spielentscheidenden Momenten sei er „einfach gut in Szene gesetzt“ worden.
Sein Vater und Berater Hans-Joachim Wirtz hatte unlängst in dieser Zeitung bekräftigt, dass sein Sohn „grob“ bis zu seinem Vertragsende im Sommer 2027 bei Bayer 04 bleibe. Klubchef Fernando Carro bestätigte, dass Wirtz mit „hundertprozentiger Sicherheit“ auch 2024/25 in Leverkusen spielen werde. Genug Zeit für Titel und weitere Doppelpacks. Die nächste Chance für die nächsten Tore bietet sich in Berlin – allerdings nicht im Olympiastadion. Am Samstag tritt der Werksklub zum Bundesliga-Duell beim 1. FC Union an (15.30 Uhr/Sky).