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Niederlage gegen HerthaDie Stimmung bei Bayer 04 wird immer schlechter

Lesezeit 3 Minuten
Bayer Leverkusen gegen Hertha Tor

Karim Rekik erzielt das Siegtor für Hertha BSC bei Bayer Leverkusen.

Leverkusen – Die Stimmung der Fans war schon vor dem Spiel am Mittwochabend gegen Hertha BSC schlecht. Die Derbyschmach von Bayer 04 Leverkusen, das peinliche 0:2 beim 1. FC Köln am vergangenen Samstag samt zweier Platzverweise, dieser Stachel saß tief. Noch am Morgen brodelte die Wut bei den Ultras der Werkself hoch. Erst in Form eines Offenen Briefes von deren Dachverband „Nordkurve 12“, adressiert an Spieler und Verantwortliche der Werkself. Die ausführliche und grundsätzliche Kritik schloss mit den Worten „Schämt euch für diese Leistung!“ Für alle Profis, die diese Stellungnahme noch nicht gelesen hatten, wurde sie beim Aufwärmen vor dem Spiel gegen Hertha BSC am Abend noch einmal kurz zusammengefasst. „Willenlose Derbyversager“ prangte auf einem Banner direkt hinter dem Tor, vor dem sich Kai Havertz und Kollegen vorbereiteten. Für Bayer 04 ging es also nur um eines: Schadensbegrenzung.

Doch der Mittwochabend machte es sogar noch schlimmer. Nach einer weiteren desaströsen Leverkusener Leistung und einer 0:1 (0:0)-Niederlage gegen Berlin gab es ein gewaltiges Pfeifkonzert. „Eine Erklärung für diese Leistung habe ich jetzt gerade nicht“, sagte Sven Bender nach dem letzten Heimspiel dieses Jahrzehnts. In knapp fünf Tagen hat Bayer 04 fast alles eingerissen, was man sich in den vergangenen Wochen mit Siegen gegen Wolfsburg, Bayern München und Schalke aufgebaut hatte. „Enttäuscht, enttäuscht. Vom Ergebnis und von unserer Leistung“, sagte Trainer Peter Bosz. „Wir haben eine sehr schlechte Woche hinter uns.“

Tah und Alario für Dragovic und Baumgartlinger

Der Niederländer hatte seine in Köln gescheiterte Startelf nur auf drei Positionen verändert. Davon zweimal, weil er es musste. Aleksandar Dragovic fehlte gesperrt, Julian Baumgartlinger hatte muskuläre Probleme. Jonathan Tah und Lucas Alario rutschten dafür ins Team, zudem ersetzte Daley Sinkgraven den latent formschwachen Linksverteidiger Wendell. Nach Versuchen von Moussa Diaby und Alario (9./18.), die Hertha-Schlussmann Rune Jarstein jeweils ohne großen Aufwand entschärfen konnte, kam Leverkusens Offensivspiel in weiten Teilen zum Erliegen.

Die Berliner, von Trainer Jürgen Klinsmann defensiv aufgestellt und auf Konter lauernd, erkannten ihre Chance und kamen zu Kontern. Javairô Dilrosun schoss in der 21. Minute hauchzart rechten Pfosten vorbei, wenig später klärte Lukas Hradecky, Leverkusens einziger Profi in Normalform, stark gegen Davie Selke. Bayer 04 verlor ist immer mehr in Querpässen und trieb die Ballbesitzquote in die Höhe. Wenn es mal zu einem vertikalen Anspiel kam, war der Ball meist weg. Hätte Hertha mit so viel Mut gespielt, wie der 1. FC Köln am Samstag, wäre die Führung wohl schon früher gefallen.

Retsos übersieht Rekik

So dauerte es bis zu 64. Minute. Die Werkself rückte nach einem vermeintlich abgewehrten Eckball auf, doch alle übersahen Karim Rekik. Herthas Innenverteidiger wurde flach angespielt, scheiterte im ersten Versuch noch an Hradecky, durfte den zweiten dann aber ungehindert im verwaisten Leverkusener Tor unterbringen. Die ohnehin schon schlechte Stimmung drohte vollends zu kippen. Etwas mehr Präzision in einem Kopfball von Kevin Volland (68.) hätte daran vielleicht noch etwas ändern können. Doch Jarstein parierte. Und mehr gefährliche Aktionen hatte Leverkusens namhafte und teure Angriffsreihe nicht. Der mitgereiste Hertha-Anhang vermieste den Bayer-Fans den Abend mit einigen Schmähgesängen noch weiter. Die wiederrum pfiffen das kriselnde Wunderkind Havertz bei dessen Auswechslung relativ gnadenlos aus.

Für Leverkusen geht es am Samstag in Mainz (15.30 Uhr) nun darum, die Bundesliga-Hinrunde irgendwie zu retten. „Wir müssen gewinnen“, sagte Sven Bender. „Das Spiel hat schon Final-Charakter, wenn wir in der Rückrunde noch oben mitspielen möchten.“