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Bayer Leverkusen ohne klare Nummer EinsKovar entwickelt sich zum Hradecky-Ersatz

Lesezeit 3 Minuten
Bayer Leverkusens Matej Kovar wehrt im Spiel gegen München den Ball ab

Bayer Leverkusens Matej Kovar wehrt im Spiel gegen München den Ball ab

Gegen Augsburg stand wieder Lukas Hradecky zwischen den Pfosten. Eine klare Rollenverteilung im Tor existiert nicht mehr.

Rotationsrochaden gehören seit jeher zum Trainerstil von Xabi Alonso. Die enorme Kadertiefe der Leverkusener und die Fähigkeit des baskischen Trainers, Spieler konsequent weiterzuentwickeln, waren wesentliche Bausteine für die überragende Doublesaison in der vergangenen Spielzeit.

Xabi Alonso lobt beide Keeper

Einzig auf der Torwartposition herrschten in der Vergangenheit klare Machtverhältnisse: Leverkusen-Kapitän Lukas Hradecky war die unumstrittene Nummer eins in der Bundesliga, während Ersatzkeeper Matej Kovar im europäischen Wettbewerb und im DFB-Pokal zwischen den Pfosten stand. Es ist bemerkenswert, dass sich auf den ersten Blick in der aktuellen Saison nicht viel am Rollenverhältnis zwischen den beiden Torhütern geändert hat – obwohl die Rahmenbedingungen gänzlich andere sind.

Während Matej Kovar in der vergangenen Saison in der Europa League meist gegen vermeintlich schwächere Gegner zwischen den Pfosten stand, misst er sich in der laufenden Champions-League-Saison mit deutlich hochkarätigeren Kontrahenten. Spiele gegen Mannschaften wie Inter Mailand oder Bayern München sind für den 24-Jährigen nicht nur Bewährungsproben, sondern auch wichtige Schritte in seiner Entwicklung.

Dass Xabi Alonso Kovar gerade in diesen Begegnungen das Vertrauen schenkt, spricht für dessen Fortschritte und die wachsende Überzeugung des Trainers. Es zeigt auch, dass Kovar längst nicht mehr nur als der „Pokal-Torwart“ für die vermeintlich leichteren Aufgaben angesehen wird, sondern sich allmählich zu einer Alternative auf höchstem Niveau entwickelt.

Kovar als langfristige Option?

Die Frage, ob Kovar langfristig zu einer ernsthaften Konkurrenz für Hradecky heranreifen könnte, ist damit längst nicht mehr abwegig. Dies könnte sich somit als kluge Weichenstellung für die Zukunft erweisen, die zudem einen flüssigen Torwart-Übergang ermöglichen könnte, falls der 35-Jährige Hradecky seine Karriere in naher Zukunft beenden sollte. Unter der Voraussetzung, dass Matej Kovar an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen kann, dürfte das Torwartduell in Leverkusen weiterhin an Fahrt aufnehmen. „Matej spielt gut. Und alle Spieler, die gut spielen, haben auch die Chance zu spielen. Er hat es verdient, aber Lukas auch“, sagte Alonso jüngst.

Der Wettbewerb der beiden Schlussmänner beruht jedoch auf einer bemerkenswert harmonischen Basis, wie Lukas Hradecky nach dem 2:0-Erfolg in Augsburg betonte: „Als Ü35-Spieler kommt das auch mal zugute, wenn man sich erholen darf. Jeder verdient seine Spielzeit hier. Und die hat sich Matej auch verdient. Mich stört das überhaupt nicht.“

Als Ü-35 Spieler kommt das auch mal zugute, wenn man sich erholen darf. Jeder verdient seine Spielzeit hier. Und die hat sich Matej auch verdient.
Leverkusen-Kapitän Lukas Hradecky über den Konkurrenzkampf mit Matej Kovar

Bereits in der vergangenen Saison funktionierte diese Aufgabenteilung hervorragend. Während Hradecky in der Bundesliga seine bislang beste Spielzeit ablieferte und sich als sicherer Rückhalt auszeichnete, bekam Kovar vor allem in Pokalspielen und internationalen Partien seine Chancen und sammelte so, für die Zukunft, wichtige Erfahrungen. Dass beide Keeper nicht im eng getakteten Drei-Tages-Rhythmus mit Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League spielen müssen, erweist sich als großer Vorteil – sowohl körperlich als auch mental. So könnte der aktuelle Konkurrenzkampf nicht nur für Leverkusen, sondern auch für beide Torhüter zu einer Win-Win-Situation werden – vorausgesetzt, Kovar nutzt seine Chancen weiterhin so souverän wie zuletzt.