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Heimsieg in der AnalyseBayer 04 lässt Eintracht Frankfurt keine Chance

Lesezeit 4 Minuten
Bayer Leverkusen nach Frankfurt

Die Bayer-Spieler feiern mit ihren Fans nach dem Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt.

Leverkusen – Bayer Leverkusen gewinnt 4:0 gegen Eintracht Frankfurt. Das Spiel in der Analyse.

Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen hat seine Siegesserie gegen Eintracht Frankfurt am Samstag scheinbar spielerisch ausgebaut. Nach dem nie gefährdeten 4:0-Sieg lautet die neue Formel: 13 Spiele, elf Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage.

Der enge Kontakt zu den Champions-League-Plätzen bleibt bestehen. Die Werkself bleibt in allen drei Wettbewerben – Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League – ein ernstzunehmender Gegner.

Die Tore

Das 1:0 in der vierten Minute war ein Produkt aus Geschwindigkeit und Präzision. Wendell schickte Moussa Diaby die linke Seite hinunter, der Franzose übersprintete alles, was sich ihm in den Weg stellte und schickte ein präzises, hartes Zuspiel genau in den Raum, in dem 0,6 Sekunden später Kai Havertz mit seinem rechten Fuß auftauchte und aus zwei Metern einschoss. Besser kann man so ein Tor nicht erzielen.

Das 2:0 war in der 14. Minute ähnlich und doch anders. Ihm ging ein Doppelpass zwischen Diaby und Paulinho voraus, in dessen Folge der Brasilianer mit einem präzisen Pass gleich zwei Kollegen frei vor der Torlinie fand. Karim Bellarabi war schneller als Julian Baumgartlinger und schoss zum 2:0 ein.

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Das 3:0 von Paulinho war Ergebnis eines Solos, wie es im modernen Fußball selten vorkommt. Quer zum Strafraum entwischte der 19-Jährige drei Frankfurtern, spielte dann beim Eindringen in die Gefahrenzone den vierten aus und vollendete präzise aus anspruchsvollem Winkel.

Sechs Minuten später steckte Kai Havertz den Ball mit dem Außenrist traumwandlerisch in den freien Raum, in den Paulinho sprintete. Torhüter Kevin Trapp tauchte vor ihm auf und wurde blitzschnell auf den falschen Fuß gestellt. Der Ball kullerte zum 4:0 über die Linie.

Das war gut

Die Flexibilität, die Zielstrebigkeit und die Effektivität, mit dem dieser Kader sein fußballerisches Talent in Siege verwandelt. Trainer Peter Bosz hatte seine Mannschaft gegenüber dem Pokalsieg gegen Union auf sechs Positionen verändert und auch taktisch in die Trickkiste gegriffen. Er kehrte zur Viererkette zurück und verzichtete, da Lucas Alario auf der Bank saß, ganz auf einen klassischen Mittelstürmer.

Diese Rolle nahm mit größtmöglicher Flexibilität Kai Havertz ein. Oder auch mal der zentral hinter ihm aufgestellte Paulinho. Oder wer immer gerade im Raum war. Der Gegner bekam Schwindelanfälle. 4:0 war noch gnädig.

Das war schlecht

Der blutarme Auftritt von Eintracht Frankfurt und die Verletzung von Sven Bender, der sich nach gut einer halben Stunde im Zweikampf mit Filip Kostic das linke Knie verletzte. Der Abwehrchef musste, von Medizinern gestützt, den Platz verlassen. Eine erste Diagnose lautete: Knie verdreht. Über die Schwere der Verletzung muss ein MRT Aufschluss geben. Es droht aber ein längerfristiger Ausfall des Abwehrchefs. Vor der Winterpause wäre das eine Katastrophe gewesen. Nach der Verpflichtung von Edmond Tapsoba ist es nur noch sehr schlimm.

Mann des Spiels

Der Brasilianer Paulinho. Als er im Sommer 2018 als fast schon gestandener Erstligaspieler Brasiliens nach Leverkusen kam, hatten alle die größten Erwartungen. Mehr als eineinhalb Jahre lang wurden sie enttäuscht. Der vermeintliche Linksaußen bekam ganz wenige Chancen, und wenn er spielte, wirkte sein Bemühen unglücklich.

Nach seinen guten Leistungen mit der U 23 bei der brasilianischen Olympia-Qualifikation scheint ein anderer Paulinho nach Leverkusen zurückgekehrt zu sein. Bei beiden Toren überzeugte seine herausragende Abschlussqualität. Mit ihm ist die facettenreiche Offensive der Werkself um eine Facette reicher. Und Paulinho ist erst 19.

Moment des Spiels

Die Auswechslung von Kai Havertz in der 62. Minute. Im Prinzip war das schon der Schlusspfiff, das Zeichen: Die Partie ist gespielt.

Und es war auch die Anerkennung für einen 20-Jährigen, der das Spiel seiner Mannschaft prägt und dominiert, wie das ganz wenige 20-Jährige in der Geschichte der Bundesliga getan haben.

Das meinen die Trainer

Adi Hütter (Eintracht Frankfurt): „Ich bin sauer auf uns, weil wir das Spiel ganz anders gestalten wollten als vor einem Jahr, als wir 0:6 verloren. Die erste Chance hatten wir, aber dann hat uns Bayer Leverkusen die Grenzen aufgezeigt. Sie waren bissiger, aggressiver, technisch besser und spielerisch sauberer. Man kann in Leverkusen auch mal verlieren, aber nicht so. Das ärgert mich.“

Peter Bosz (Bayer 04 Leverkusen): „Ich bin sehr zufrieden mit dem Sieg und mit der Art, wie wir gespielt haben. Wir haben sehr gut begonnen, vier Tore erzielt, mit sechs neuen Spieler angefangen und ohne echten Mittelstürmer gespielt. Paulinho hat es sehr gut gemacht. Er darf mit sich zufrieden sein. Wir sind es auch mit ihm.“

Das meinen wir

Bayer 04 Leverkusen hat einen Kader wie vielleicht noch nie in seiner neueren Geschichte und einen Trainer, der aus ihm im Drei-Tages-Rhythmus guten bis sehr guten Fußball und Siege herausholt. Auch Rückschläge wie die erste Halbzeit gegen Union Berlin werden weggesteckt. Das Selbstvertrauen wird immer größer.

Gegner wie Eintracht Frankfurt an diesem Tag werden in wechselnden Aufstellungen und Systemen einfach niedergespielt. Der Himmel scheint weit offen für dieses Team.