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Bayer-PokalpleiteRolfes und Seoane haben das Unheil nicht kommen sehen

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Das Bayer-Team nach der Niederlage

Leverkusen/Elversberg – Am Tag danach war bei der Bayer-04-Familie auf den ersten Blick schon wieder alles halbwegs in Ordnung. Zur Saisoneröffnung an der Bay-Arena hatten sich vor allem Familien mit Kindern eingefunden, die das kirmesähnlich aufgebaute Spieleprogramm ebenso genossen wie die dazugehörige Standardverpflegung von Bratwurst, Waffeln, Softdrinks und Bier. Niemand wollte sich die Laune von einem Ereignis wie der 3:4-Pokalniederlage in Elversberg vom Tag zuvor vermiesen lassen. Lieber bejubelte man den Auftritt des Frauenteams um den neuen Chef-Trainer Robert de Pauw und ließ die kleinlauten Entschuldigungen von Geschäftsführer Simon Rolfes und Trainer Gerardo Seoane für das Scheitern beim Drittligisten SVE über sich ergehen.

Es lag alleine an dieser Kulisse, dass die Dramatik eines ernüchternden Ereignisses nicht mehr sichtbar wurde. Den Besiegten kam das entgegen, denn sie hatten sich schon in der Stunde der 3:4-Niederlage im Saarland schwer damit getan, die richtigen Worte zu finden. Die Klartext-Liebhaber Lukas Hradecky („ich erzähle immer dasselbe, aber anscheinend lernen wir nicht“) und Robert Andrich („eine Katastrophenleistung von uns“) hatten sich den Kameras und Mikrofonen gestellt und ihrem Team ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Trainer Gerardo Seoane räumte ein, dass die Spieler „physisch und mental nicht auf der Höhe waren“. Aber eine schlüssige Erklärung für das krachende Scheitern des Champions-League-Teilnehmers und Bundesliga-Geheimtipps hatte keiner.

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Von der ersten Sekunde an übernahm der Drittliga-Aufsteiger vor 7600 Zuschauern an der Kaiserlinde das Kommando in diesem Spiel. Mit und ohne Ball, offensiv wie defensiv hatte die Mannschaft des früheren Bundesliga-Profis Horst Steffen den besseren Plan. Sie verteidigte offensiv bis an die Mittellinie und stürzte sich stets in Überzahl auf die ballführenden Leverkusener, die schon in der dritten Minute das 0:1 durch Jannick Rochelt zuließen. Der glückliche Ausgleich durch Adam Hlozek (5.) in seinem Pflichtspieldebüt änderte ebenso wenig etwas an der Elversberger Souveränität wie das 2:2 von Charles Aránguiz nach dem zwischenzeitlichen 2:1 gegen Koffi. Den Foulelfmeter, der diesem Treffer vorausging, hatte der Chilene mit einem Foul an Rochelt selbst verschuldet.

Nachdem Patrik Schick und Sardar Azmoun klare Torchancen ausgelassen hatten, übernahm wieder der 2022 noch unbesiegte Drittligist das Kommando. Luca Schnellbacher erzielte nach Bilderbuch-Umschaltspiel seines Teams auf Vorlage von Koffi noch vor der Pause das 3:2. Gerardo Seoane nahm den Torschützen Hlozek und den Vorbereiter Azmoun für Demirbay und Palacios vom Platz, um mehr Leute in der Spielzentrale zu haben und machte dadurch alles noch schlimmer.

Vor dem 4:2 von Kevin Conrad (74.) hatte der Drittligist riesengroße Chancen ausgelassen, die zu zwei, drei weiteren Toren hätten führen können. Und als Patrik Schick in der 89. Minute den Anschlusstreffer erzielte, hätte ein Ruck durch alle gehen müssen. Stattdessen schleppten sich die meisten Leverkusener mit hängenden Schultern zum Wiederanpfiff. Dass sie kurz vor Schluss noch zwei Chancen zum möglichen 4:4 vergaben passte schließlich zum Gesamtbild.

Direkt nach dem Spiel bekannte sich Simon Rolfes, der so stolz auf seinen Kader mit den vielen Top-Profis ist, zur Fassungslosigkeit. „So wie wir heute aufgetreten sind, sind wir die gesamte Vorbereitung nicht aufgetreten“, sagte der Geschäftsführer, „wir hatten von Beginn an keine Bereitschaft, zu verteidigen. Das ist für mich der Ursprung von allem: Wenn du nicht bereit bist, zusammen zu verteidigen und dem Gegner in allen Mannschaftsteilen so viel Räume gibst, kannst du kein Spiel gewinnen, nicht im Pokal und nicht in der Liga.“

Besonders enttäuscht war der Ex-Profi davon, dass kein Aufbäumen und kein innerer Widerstand der Mannschaft auf dem Platz zu sehen war. „Es gab keine gemeinsame Anstrengung, so etwas hat man am Ende der letzten Saison und auch in der Vorbereitung nicht gesehen“, rätselte der Geschäftsführer, „dafür, dass das passieren würde, gab es keine Anzeichen. Aber so geht es nicht.“

Viel Zeit, die Dinge zu ändern, bleibt nicht. Der nächste Gegner kommt aus der Bundesliga und heißt am Samstag Borussia Dortmund.