Leverkusen – Es war schon am Beginn dieses Sommers klar, dass sich der personelle Umbruch bei Bayer 04 Leverkusen an Zeitlinien wie Trainingslager, Saisonbeginn und Bundesliga-Start nicht aufhalten kann. Das einzige Datum, das zählt, ist der Tag, an dem das Transferfenster der Fußball-Bundesliga schließt: Der 31. August 2021. Jeder Tag früher ist Trainer Gerardo Seoane hochwillkommen. Und so hat es ihm sicherlich gefallen, dass der Werksklub am Montag die Verpflichtung des Verteidigers Piero Hincapié vermeldet und den 19-Jährigen mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet hat.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Piero Hincapie einen noch jungen, aber dennoch schon sehr selbstbewussten Innenverteidiger mit ersten internationalen Erfahrungen für uns gewinnen konnten“, erklärt Sportdirektor Simon Rolfes und verwies auf die Leistungen, die der junge Mann aus Ecuador bei der Copa América gegen Weltklassespieler gezeigt hat.Mit der Verpflichtung von Piero Hincapie hat Bayer 04 wieder die Chance auf ein Top-Investment zu haben. Einen so hoch gescouteten 19-Jährigen für acht Millionen Euro vom argentinischen Klub Talleres zu verpflichten, birgt kein großes Risiko auf Kapitalverlust. Allerdings sind die Ziele des Werksklubs ehrgeizig. Der neue Trainer Gerardo Seoane soll nicht nur die Top-Talente zu Top-Spielern entwickeln, er soll auch Champions-League-Platz vier in der Bundesliga erreichen und in den Pokal-Wettbewerben die Chance auf einen Trophäengewinn lang am Leben erhalten.
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Nach dem Karriereende der Bender-Brüder, dem Abgang von Aleksandar Dragovic (ablösefrei zu RS Belgrad), der Trennung von Tin Jedvaj (für vier Millionen Euro zu Lokomotive Moskau) und dem Wechsel von Leon Bailey (für 32 Millionen nach Aston Villa) und Damarai Gray (für zwei Millionen nach Everton) war klar, dass sich in allen Mannschaftsteilen noch etwas tun würde. Eine Top-Investiton in der Innenverteidigung hatte Bayer 04 bei Odilon Kossounou (kam für über 20 Millionen Euro aus Brügge) bereits getätigt. Der 20-jährige hat die ersten beiden Pflichtspiele absolviert. Aber er und Jonathan Tah als Zentralspieler sind in der Abwehr für eine Saison mit drei Wettbewerben zu wenig. Mit Hincapié ist diese Baustelle geschlossen.
Und der nächste Transfer steht bevor. Robert Andrich soll dem defensiven Mittelfeld mehr Stabilität verleihen. Der 26-Jährige, für den Union Berlin nur noch diesen Sommer eine Ablöse kassieren kann, ist sich mit Bayer 04 schon seit Wochen über einen Vertrag ab Juli 2022 einig. Dass er am Samstag gegen Bayer 04 nicht im Kader stand, war ebenso ein Indiz für einen bevorstehenden Wechsel wie die Aussage von Manager Oliver Ruhnert, man müsse jetzt „schnell eine Lösung finden.“
Andrich gilt als kampfstarker Charakterspieler, der sich im defensiven Mittelfeld nichts gefallen lässt. Sein Karriereweg (Dresden, Wehen-Wiesbaden, Heidenheim, Union Berlin) ist nicht klassisch für einen Profi, der von Bayer 04 verpflichtet wird. Offenbar will man hier Mentalität im Kader haben. Und damit wäre der Umbau noch nicht zu Ende.
Bayer 04 hat derzeit nur zwei klassische Außenstürmer (Diaby, Bellarabi). Hier fällt, trotz der hohen Kosten eines möglichen Transfers, auffällig häufig der Name Julian Draxler (Paris St. Germain). Währenddessen müssen die, die da sind, in die Saison finden. Der erste Schritt hat beim 1:1 in Berlin zwar noch keine Euphorie ausgelöst, ließ aber erahnen, wohin der Trainer mit seiner neuen Mannschaft will. Piero Hincapié freut sich nun aber darauf, dabei zu sein. „Jetzt bin ich hier, das ist fantastisch, und will mein fußballerisches Niveau nochmal steigern. Wir haben eine klasse Mannschaft, der ich mit guten Leistungen helfen möchte“, wird er von seinem Arbeitgeber zitiert.