Bayern-Gala beim 4:2Bayer 04 kann nur zusehen und staunen
Leverkusen – Samstagnachmittag, 17.45 Uhr, in der Bay-Arena. Der Greenkeeper bearbeitet den Rasen, der eine harte Arbeitsschicht hinter sich hat, mit einem brüllend lauten Mini-Traktor. Die Funktion des Gerätes, das offensichtlich kein Rasenmäher ist, bleibt dem Laien rätselhaft. In Zeiten ohne Virus-Pandemie hätte der Vorgang keine Zuschauer. Jetzt aber müssen gut ein halbes Dutzend Journalisten versuchen, auf der Tribüne eine interaktive Gesprächsrunde mit den Trainern abzuhalten. Die Fragen sind nicht das Problem. Bayer 04 hat die Spitzenpartie des 30. Spieltages gegen den FC Bayern München 2:4 verloren. Das Resultat spiegelt einigermaßen korrekt die Kräfteverhältnisse wider. Die Antworten muss man Hansi Flick und Peter Bosz allerdings ein wenig von den Lippen ablesen. Dass sie in der Sache eindeutig sind, erleichtert die Angelegenheit.
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Bayern-Trainer Hansi Flick (55), der in diesem Jahr mit seinem Team von den letzten 20 Spielen 19 gewonnen hat bei einem Unentschieden, wird nach der Rekordmarke von 101 Treffer von 1971/72 gefragt, die seine Mannschaft in dieser Saison übertreffen könnte. Immerhin haben es selbst die besten Bayern-Teams der Geschichte nicht geschafft, nach 30 Spieltagen 90 Tore erzielt zu haben. „Im Fußball geht es um Titel und Siege, Rekorde sind nicht so wichtig“, sagt der ehemalige Assistent von Bundestrainer Löw. Bei sieben Punkten Vorsprung und vier ausstehenden Spielen fehlen dem FC Bayern zwei Siege zum achten Meistertitel in Folge. Das sollte für ein Team, das nur Siege kennt, kein Problem sein.
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„Wir haben zu viele Fehler gemacht“
Spannender wird das Saisonfinale für Bayer 04 Leverkusen. Eine Niederlage gegen den Rekordmeister nach zwei Siegen zuvor war eine statistische Wahrscheinlichkeit. Der Freiburger Sieg über den Konkurrenten Mönchengladbach am Freitagabend hat aber dafür gesorgt, dass sie keinen direkten Schaden anrichtet. Bayer 04 bleibt punktgleich hinter Borussia und nur drei Punkte hinter dem Dritten Leipzig auf Platz fünf. Peter Bosz will darin aber erst einmal nichts Gutes sehen. „Wir haben auch registriert, wie die anderen gespielt haben“, sagt der Bayer-Trainer, „aber wir müssen erst einmal unsere Spiele gewinnen. Das ist das Wichtigste. Heute haben wir zu viele Fehler gemacht.“
Kai Havertz nur auf der Tribüne
Es sah ja wirklich so aus am Samstag, als könnte Bayer 04 die Rolle des Bayern-Schrecks weiterspielen, obwohl der Name Kai Havertz für alle Beobachter überraschend nicht auf dem Aufstellungsbogen stand. Der Jung-Star, der in Freiburg einen Schlag aufs Knie bekam, hätte die Geschichte dieses Spiels mitschreiben sollen. „Er hat die ganze Woche mittrainiert“, berichtete Peter Bosz, der aber am Freitagnachmittag entschied, Havertz wegen muskulärer Probleme dann doch nicht einzusetzen.
Rekord-Torschütze Florian Wirtz
Also spielte Lucas Alario Mittelstürmer anstelle des 20-Jährigen und brachte Bayer 04 in der neunten Minute in Führung. „Wir sind nicht so gut in die Partie gekommen“, befand Hansi Flick. Sein Kollege Peter Bosz wollte vor allem der Münchner Geschwindigkeit auf den Flügeln beikommen und nominierte die Offensivspieler Bailey (links) und Amiri (rechts) als verkappte Außenverteidiger neben einer Kette von drei Innenverteidigern. Damit taten sich die Münchner zunächst ein wenig schwer. Doch dann war es der wieder famose Leon Goretzka im zentralen Mittelfeld, der die Wende herbeiführte. Er leitete den Ausgleich von Coman (27.) durch einen gewonnenen Zweikampf und einen Traumpass ein und erzielte das 2:1 in der 42. Minute selbst. Mit dem 3:1 von Serge Gnabry war die Partie noch vor der Pause entschieden. Peter Bosz änderte die Taktik mit mehreren Wechseln, aber Lewandowski brachte die Partie mit seinem 30. Saisontor nach 66 Minuten endgültig außer Reichweite, ehe Florian Wirtz durch das 4:2 zum jüngsten Torschützen der Bundesliga-Geschichte wurde.
Dienstag im Pokal gegen Saarbrücken
Unmittelbar nach der Niederlage gegen die Bayern begann für Bayer 04 schon die Vorbereitung auf das DFB-Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Saarbrücken (Dienstag, 20.45 Uhr in Völklingen). Gegen den Viertligisten bietet sich der Werkself die Chance, zum ersten Mal seit 2009 wieder ins Endspiel einzuziehen. Mutmaßlicher Gegner am 3. Juli in einem leeren Olympiastadion: Der FC Bayern München, sofern er sein Halbfinale am Mittwoch gegen Eintracht Frankfurt gewinnt.