Leverkusen – Das Gute am DFB-Pokal ist, dass er von der Bundesliga ablenkt. Deshalb muss Peter Bosz am Montag auch nicht viel über das vergangene Wochenende reden, die fünfte Liga-Niederlage von Bayer 04 Leverkusen im siebten Spiel, das zweite Spiel ohne eigenen Torerfolg, das Abrutschen in der Tabelle auf Rang fünf hinter den VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt. „Wir haben einiges falsch gemacht. Und wir arbeiten im Training daran, es zu verbessern“, sagte der Trainer. Aber die Gedanken waren schon beim Viertligisten Rot-Weiss Essen, der am Dienstag an der Hafenstraße (Spielbeginn 18.30 Uhr) vor dem Höhepunkt des Jahres, wenn nicht gar des letzten Jahrzehnts steht: dem Achtelfinalspiel im DFB-Pokal gegen Bayer 04 Leverkusen.
Peter Bosz stellt klar, dass er sich der Größe der Aufgabe bewusst ist. „Sie wissen alles über uns, also wissen wir alles über sie“, sagt der Trainer der Werkself über Essen und denkt angesichts des mit Spiele gepflasterten Februars auch nicht daran, belastete Akteure im Glauben an die Favoritenrolle zu schonen.
Zum Fall des gerade gesundete Charles Aranguiz, der nach der schweren Verletzung von Julian Baumgartlinger als Kämpfer im defensiven Mittelfeld unverzichtbar geworden ist, erklärt der Niederländer: „Man würde die Spieler in solch einer Situation gern weniger belasten, aber manchmal geht das nicht. Ich werde in Essen jedenfalls keinen Spieler draußenlassen, nur wie ich denke, ich könnte ihm eine Pause geben.“
Das Drehbuch für die von allen, außer den Leverkusenern, herbeigesehnte Pokal-Sensation liegt von der Geschichte mehrfach geschrieben auf dem Tisch der Fußball-Aktualität. Alle Umstände, die begünstigen, dass der große Außenseiter es tatsächlich aufschlagen kann, sind vorhanden: Ein miserabler, tiefer Rasen. Vorhersage für Dauerregen. Ein Viertligist, der sich nach einem Jahr ohne Niederlage im Zustand sportlicher Euphorie befindet. „Wir wollen auch nach Dienstag ungeschlagen sein. Das wird kein Bonusspiel, bei dem wir mit Autogrammkarten und Edding dastehen und uns Unterschriften von den Stars holen. Wir wollen gewinnen.“, sagt Marcus Uhlig, Vorstandschef des Regionalligisten mit der großen Vergangenheit.
Auf den Vorteil des Unterschätztwerdens kann der Traditionsverein allerdings nicht bauen. Seit dem Aus des FC Bayern München beim Zweitligisten Kiel ist der Wettbewerb für alle anderen Bundesligisten zur Chance geworden, am Ende der Saison realistisch eine Trophäe in der Hand zu halten. „Letztes Jahr waren wir in Berlin im Finale und haben gegen Super-Bayern verloren“, erinnert sich Peter Bosz, „und jetzt sind die Super-Bayern nicht mehr im Wettbewerb.“ Die Rechnung des Werksklubs ist einfach und hat zum Ergebnis einen Pokal-Sieg im Jahr 2021, zumal der Kader in den letzten Tagen mit drei mutmaßlich hilfreichen Kräfte aus Großbritannien verstärkt worden ist.
Von Beginn an könnte in Essen Timothy Fosu-Mensah spielen, der gegen Leipzig ein sehr ordentliches Startelfdebüt hingelegt hat. Jeremie Frimpong hat am Sonntag das erste Mal mittrainiert und Außenstürmer Demarai Gray ist noch nicht spielberechtigt. Peter Bosz weiß jedenfalls, was zu tun ist: „Wir müssen Essen in die eigene Hälfte drängen, die Restverteidigung gut organisieren, damit sie keine Konter spielen können, dumme Fouls in der Nähe des eigenen Strafraums vermeiden und Tore schießen. Essen hat gegen Bielefeld und Düsseldorf schon zwei Überraschungen geschafft. Wir wollen nicht die nächste Überraschung werden.“