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DFB-PokalSpäte Erlösung für Bayer Leverkusen gegen Union Berlin

Lesezeit 4 Minuten
Charles Aranguiz Jubel Union

Charles Aranguiz bejubelt sein Tor zum 2:1.

Leverkusen – Viel hätte nicht gefehlt, und der Mittwochabend in der Bay-Arena wäre insgesamt tragisch und für Bayer 04 Leverkusen ernüchternd verlaufen. Doch mit viel Glück auf verschiedenen Ebenen kam es anders. Zunächst der wichtigste Aspekt: ein Fan, der kurz nach Spielbeginn auf der Haupttribüne kollabiert war, konnte dank schneller und kundiger Ersthelfer erfolgreich reanimiert werden und befindet sich laut Bayer-Angaben in einem stabilen Zustand. Wie auch die Werkself.

Denn Leverkusen steht nach einem extrem mühsamen 3:1 (0:1)-Sieg gegen Union Berlin im Halbfinale des DFB-Pokals und darf weiter vom ersten Titel nach 27 Jahren träumen. „In der ersten Halbzeit haben wir keine Mannschaft gesehen, die Pokal gespielt hat. In der zweiten Hälfte haben wir dann Tempo gehabt und Wucht“, sagte Trainer Peter Bosz.

Bosz verändert Startelf auf zwei Positionen

Im Vergleich zum 1:1 im Bundesliga-Topspiel bei RB Leipzig hatte der Niederländer die Werkself auf zwei Positionen verändert. Trotz guter Leistung musste Wendell auf die Bank, Daley Sinkgraven durfte stattdessen die linke Seite bearbeiten. Im Zentrum ersetzte Rekordtransfer Kerem Demirbay den Winter-Einkauf Exequiel Palacios. So viel vorweg: Die Umstellungen brachten keinen Erfolg.

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Denn schon vor dem medizinischen Notfall auf der Tribüne agierte die Werkself ideen- und willenlos. Bayer 04 hatte enorme Ballbesitzwerte, doch kamen sie durch das Hin- und Hergeschiebe des Balls durch die eigene Defensivreihe zu Stande. Gefährliche Aktionen gab es keine. Als die Gesänge nach Bekanntwerden der Notsituation ausgesetzt wurden und eine gespenstische Stille in der Bay-Arena herrschte, hatte die Partie endgültig keine pokal-typische Anmutung mehr.

Union Berlin nutzt Leverkusener Trägheit

Leverkusen stellte die Offensivaktionen gänzlich ein – und Union Berlin erkannte seine Chance. In der 39. Minute ließ sich Sinkgraven von Marius Bülter abschütteln. Seine Flanke fand am entfernten Pfosten den Kopf von Marcus Ingvartsen. Jonathan Tah hatte keine energischen Anstalten gemacht, den Berliner Stürmer zu decken. Die verdiente Führung für den Außenseiter. „Die Leistung in der ersten Hälfte war alles andere als gut“, sagte Sven Bender. Das war noch vorsichtig ausgedrückt vom Abwehrchef.

Trainer Bosz reagierte in der Pause und nahm den angeschlagenen Nadiem Amiri sowie den indisponierten Tah vom Feld. Mitchell Weiser und Moussa Diaby kamen ins Spiel. Und der junge Franzose brachte das ersehnte Tempo mit. Nach kaum 120 Sekunden sprintete Diaby das erste Mal auf den Strafraum der Gäste zu. Zwar scheiterte er an Rafal Gikiewicz – doch die Leverkusener Einstellung war nun eine andere.

Bosz: „Ein anderes Bayer 04“

Das Spielgeschehen, Bayer 04 hatte mittlerweile auf eine Viererkette umgestellt, verlagerte sich deutlich tiefer in die Berliner Hälfte. „Nach der Pause war das Balltempo höher. Dann habe ich ein anderes Bayer 04 gesehen – und die Fans waren wieder da“, sagte Bosz. „Genau diese zwei Gesichter haben wir auch von meiner Mannschaft gesehen. In der ersten Halbzeit war es auch still bei uns.“

Spielentscheidend war ein Platzverweis gegen Union in der 71. Minute, Christopher Lenz hatte Charles Aránguiz am Leverkusener Strafraum von den Beinen geholt und die Gelb-Rote Karte gesehen. Mit deutlich mehr Räumen und den eingewechselten Sprintern Diaby und Karim Bellarabi auf dem Feld kippte die Partie. Zunächst steckte Kai Havertz den Ball auf Bellarabi durch, der ihn wuchtig ins lange Toreck vollendete (72.). Aránguiz drehte die Partie in der 86. Minute gegen müder werdende Berliner mit einem Kopfballtreffer nach einer Demirbay-Ecke. Diaby setzte in der Nachspielzeit, schön freigespielt von Bellarabi, den 3:1-Schlusspunkt. Bayer 04 hatte auch das dritte Pflichtspiel der Saison gegen Union Berlin gewonnen, wieder dank eines Kraftaktes. „Zum Glück haben wir das nach der Pause besser gemacht und unser wahres Gesicht gezeigt. Sonst würden wir jetzt nicht hier stehen und uns über das Halbfinale freuen“, sagte Sven Bender.

Bayer 04 Leverkusen: Hradecky - Tah (46. Diaby), S. Bender, Tapsoba - Amiri (46. Weiser), Demirbay, Aránguiz, Sinkgraven - Havertz, Alario, Bailey (70. Bellarabi). - 1. FC Union Berlin: Gikiewicz - M. Friedrich, K. Schlotterbeck, Parensen - Ryerson, Andrich, Prömel (82. Kroos), C. Lenz - Ingvartsen, Ujah (70. Andersson), Bülter (74. Trimmel). - Schiedsrichter: Cortus (Röthenbach). - Zuschauer: 18453. - Tore: 0:1 Ingvartsen (39.), 1:1 Bellarabi (72.), 2:1 Aránguiz (86.), 3:1 Diaby (90.+1). - Gelb-Rote Karte: C. Lenz (71./wiederholtes Foulspiel).