Köln/Petah Tikva – Nach dem Schlusspfiff durfte sich Peter Bosz entspannen. Aber es war dem Trainer von Bayer 04 Leverkusen auch in dem Moment noch nicht anzusehen, dass seine Mannschaft ein wichtiges Spiel mit 4:2 Toren gewonnen hatte. Zu viel hatte der Niederländer beim Kurz-Trip nach Israel am Vortrag seiner Mannschaft auszusetzen, die für die Europa League im Herbst der Englischen Wochen ganz anders aussah als in der Bundesliga.
Dennoch bewegte sich die Darbietung vor allem in der ersten Halbzeit im stark kritikwürdigen Bereich. Am Ende sorgten Leon Bailey und Florian Wirtz dafür, dass Bayer 04 das Team von Hapoel Beer Sheva 4:2 bezwang und die Tabellenführung in der Gruppe C der Europa League eine Woche nach dem Ausrutscher bei Slavia Prag festigte. Die Tschechen gewannen parallel ziemlich überraschend bei OGC Nizza.
Bayer 04 mit schwacher erster Halbzeit
„In der ersten Halbzeit haben wir sehr schlecht gespielt“, sagte Peter Bosz gegenüber RTL, „wir haben in Ballbesitz und die Verteidigung schlecht gespielt, da müssen wir froh sein, dass es zur Pause nur 2:2 stand. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann besser gemacht und eine Reaktion gezeigt. Das war gut, es war dann einfacher für uns.“
Der Tabellenachte der israelischen Liga erweckte in den ersten Minuten nicht den Eindruck, der Leverkusener Alternativ-Elf, die fast identisch war zum Spiel in Prag, gefährlich werden zu können. Fünf Minuten lang schoben sich die Gäste im Ausweichstadion von Hapoel Petah Tikva den Ball ziemlich unbehelligt zu. Nach einem Pass von Florian Wirtz drang Leon Bailey in den Strafraum ein und schoss den Ball mit ein wenig Glück ins Tor. Torhüter Levita hätte ihn fast noch entscheidend abgelenkt.
Bailey bringt die Entscheidung
Dieser Treffer verlieh dem Bundesliga-Spitzenteam aber eine falsche Form der Sicherheit. Man begnügte sich damit, dem Gegner bei seinen Kontern zuzuschauen, zu denen man ihn mit einer Vielzahl von Fehlpässen und Ballverlusten einlud. In der elften Minute missriet Linksverteidiger Wendell unbedrängt ein Querpass, wie ihn ein Profi auf seiner Position im Spiel Dutzende Male reproduziert. Der Niederländer Elton Acolatse kam infolge dessen auf der linken Seite zu einem schönen Solo, an dem ihn weder Jonathan Tah noch Tin Jedvaj entscheidend hinderten und schoss den Ball aus spitzem Winkel zum 1:1 ein.
Die Reaktion der Favoriten war nun Verunsicherung und noch mehr Unterstützung für einen Gegner, der nur auf Fehler wartete. Dennoch war es auch ein Ausdruck individueller Klasse, mit der Elton Acolatse die Führung für Beer Sheva erzielte. Er legte den Ball in vollem Lauf mit der Hacke links an Aleksandar Dragovic vorbei, umkurvte ihn rechts, sprintete ihm im Strafraum davon, ließ auch noch Jonathan Tah wie einen tapsigen Bär aussehen, fand sich vor dem Tor und suchte sich aufreizend lässig die rechte Torecke aus.
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Man kann nicht behaupten, dass danach ein Rück durch die Reihen von Bayer 04 ging. Die Spielzentrale um Demirbay und Palacios schaffte es nicht, Ordnung in den Aufbau zu bringen, überall war zu wenig Tempo, weshalb Anspielstationen rar waren. Und wenn dann mal ein Ball in den Strafraum flog, war der schlecht besetzt. So fiel der Ausgleich zwangsläufig nach einem Standard. Unter Mithilfe des Gegners. Jedvaj wuchtete den Ball nach einer Ecke von Demirbay aufs Tor, Keeper Levita faustete ihn an den Rücken von Dadia, von wo aus er über die Linie flog (39.).
In der zweiten Halbzeit ließ Peter Bosz Leon Bailey für den verwarnten Lucas Alario Mittelstürmer spielen. Der Jamaikaner erzielte dann auch aus dieser Position per Kopf das 3:2 (75.), ehe Florian Wirtz nach feiner Vorarbeit des eingewechselten Moussa Diaby kurz vor Schluss mit einem feinen Direktschuss aus 16 Metern für den Endstand sorgte.
Beer Scheva: Levita - Taha, Kabha (84. Varenne), Vitor - Dadia, Bareiro, Goldberg (84. Safouri) - Agudelo (64. Shviro), Josue, Sallalich (64. Yosefi) - Acolatse (88. Meli). - Leverkusen: Hradecky - Jedvaj (62. Lars Bender), Tah, Dragovic, Wendell - Palacios - Wirtz, Demirbay - Amiri - Bailey, Alario (46. Diaby). - Schiedsrichter: Radu Petrescu (Rumänien). – Tore: 0:1 Bailey (5.), 1:1 Acolatse (11.), 2:1 Acolatse (25.), 2:2 Dadia (38. Eigentor), 2:3 Bailey (75.), 2:4 Wirtz (88.)