- Kai Havertz' Wechsel von Bayer 04 Leverkusen zum FC Chelsea ist perfekt.
- Damit ist der Nationalspieler der teuerste Spieler in der Geschichte des deutschen Fußballs.
- Der DFB war zu Kompromissen bereit, um dem Wechsel nicht im Weg zu stehen.
Köln/Stuttgart – Um genau 21 Uhr sandte Bayer 04 Leverkusen die Meldung in die Welt: Der Wechsel von Kai Havertz zum FC Chelsea ist perfekt. Zu den Bedingungen des Werksklubs, wie es in der Mitteilung hieß. Das bedeutet: Es werden 100 Millionen Euro nach Deutschland fließen. 80 Millionen sofort und 20 Millionen als „Boni“ später, die allerdings nicht vom Gewinn großer Titel abhängig sind. Damit ist Havertz der teuerste Fußballer in der Bundesliga-Geschichte und der teuerste, den je ein englischer Verein in die Premier League geholt hat. Havertz hat an der Stamford Bridge einen Fünfjahresvertrag unterschrieben, der ihn sehr jung zu einem reichen Mann macht.
Die Leverkusener haben es geschafft, dass in dieser Angelegenheit nie böses Blut floss, obwohl die Nerven der Beteiligten am Ende doch strapaziert wurden. Entsprechend freundlichen waren die Abschiedsworte. „Kai hat zehn Jahre lang für uns gespielt, vier Jahre davon in unserer Lizenzmannschaft. In dieser Zeit ist er bei uns Nationalspieler geworden und hat trotz seiner Jugend bereits Herausragendes geleistet“, sagte Geschäftsführer Rudi Völler, der den gebürtigen Aachener zuletzt mehrfach als „besten Spieler, der jemals für Bayer 04 gespielt hat“ bezeichnete.
Turbulenter Freitag für Bayer 04 und Chelsea
Damit endete für Bayer 04 und Chelsea ein turbulenter Freitag, der morgens mit der Abreise des Nationalspielers aus dem Camp des DFB-Teams in Stuttgart begonnen hatte. Bundestrainer Joachim Löw war in die Pläne eingeweiht und ließ den Jung-Star im Wissen ziehen, dass der wegen Verlassens der Corona-Blase am Sonntag im Nations-League-Spiel in der Schweiz nicht antreten können wird. Er hatte ihn schon am Donnerstag beim experimentellen 1:1 gegen Spanien nicht eingesetzt, um den Monster-Transfer nicht zu gefährden.
„Der Spieler war so ein bisschen hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte er gern zur Nationalmannschaft. Auf der anderen Seite will er auch unbedingt diesen Schritt machen. Wir wissen natürlich auch um die Bedeutung und Größenordnung, das ist einfach eine Riesengeschichte“, erklärte Löw zur Erteilung der Freigabe. DFB-Direktor Oliver Bierhoff ließ sogar ein wenig Stolz durchklingen, als er sagte, es sei für den deutschen Fußball „auch eine Auszeichnung und Anerkennung, wenn junge deutsche Spieler bei internationalen Top-Vereinen gefragt sind“.
Bereits wenige Minuten nach Bekanntwerden der Abreise bedankte sich Rudi Völler auf der Homepage des Klubs für die Zusammenarbeit mit dem DFB. „Wir sind dem Bundestrainer dankbar, dass Kai die Dinge nun mit unserer Unterstützung vor Ort in London klären kann“, erklärte der Geschäftsführer.
Kai Havertz soll das zentrale Puzzlestück werden
Lange hatten beide Klubs um die Details des Wechsels gerungen. Für Chelsea und Trainer Frank Lampard ist Havertz das zentrale Puzzlestück eines Neuaufbaus, für den der Klub auch Timo Werner für 53 Millionen Euro aus Leipzig verpflichtet hatte. Dennoch haben die Londoner bis zuletzt versucht, zumindest den sofort fälligen Teil der Ablöse zu drücken. Leverkusens Klubchef Fernando Carro verwies aber immer wieder auf den noch bis 2022 laufenden Vertrag des ehemaligen Jugendspielers und beharrte so lange auf seinem Standpunkt, dass die Havertz-Seite schon ungeduldig wurde. Jetzt hat man sich geeinigt. Von Trainer Peter Bosz verlangt die Situation allerdings Leidensfähigkeit. Er hat in Havertz und Kevin Volland (AS Monaco) seine wichtigsten Torelieferanten verloren. Und noch ist kein Nachfolger verpflichtet.
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Auch Kai Havertz hat sich am Ende freundlich verabschiedet, „Ich möchte allen in Leverkusen, die mich in diesen zehn Jahren begleitet und unterstützt haben, von Herzen danken. Hier bin ich groß geworden, hier wurde ich erwachsen – als Fußballer und auch als Mensch“, wurde er von Bayer 04 auf der Homepage zitiert, „aber jetzt sehe ich die Zeit gekommen, etwas Neues zu beginnen. Und auch darauf freue ich mich.“