Leverkusen – In drei Jahren bei Zenit St. Petersburg hat Sardar Azmoun mehr oder weniger alles gewonnen, was es im russischen Fußball zu holen gibt: Dreimal wurde der iranische Stürmer mit seinem Klub nationaler Meister, einmal Pokalsieger, zweimal Supercup-Sieger, einmal wurde Azmoun Torschützenkönig und einmal „Russlands Fußballer des Jahres“. Ende Januar, noch vor Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine, verließ der 27-Jährige Russland, um sich in der Bundesliga einer neuen Herausforderung zu stellen.
Nach einer Bänderverletzung, einer Corona-Erkrankung sowie zwei bakteriellen Infektionen ist Azmoun mittlerweile angekommen bei seinem neuen Arbeitgeber Bayer 04 Leverkusen. „Jetzt geht es mir gut, ich bin fit und bereit. Ich bin nicht mehr weit weg von meinem Top-Level“, sagt Azmoun voller Tatendrang. Mit der Werkself möchte der Stürmer nun auch alles gewinnen, was es zu holen gibt. „Ich hoffe, dass wir uns in dieser Saison für die Champions League qualifizieren. Für mich ist sie das Top-Level. Und ich hoffe, dass wir dann den Titel holen. Das ist unser Traum. Der Verein arbeitet hart für den Champions-League-Titel“, sagt der Nationalspieler erstaunlich forsch.
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Beim 4:1 in Fürth waren Azmoun Tor und Vorlage gelungen, dazu ein auffälliges Spiel mit vielen klugen finalen Pässen, die zu weiteren Treffern hätten führen können. Der Iraner füllte die vakante Rolle des Regisseurs hervorragend aus und deutete an, warum sich Bayer 04 um eine vorzeitige Verpflichtung für 2,5 Millionen Euro des im Sommer ablösefreien Torjägers bemüht hatte. Azmoun ist ein begnadeter Fußballer mit einem Gespür für Räume und einem guten Auge für den Mitspieler. Zumindest war er dies alles in Russland, bei vielen Europapokal-Auftritten für Zenit, in der iranischen Nationalmannschaft und gegen Absteiger Fürth. Die ganz große Herausforderung ist Azmoun bei Bayer 04 noch nicht begegnet.
Noch kein K.o.-Spiel in der Champions League
In der Champions League, für die sich Leverkusen in den verbleibenden drei Saisonspielen qualifizieren möchte, wäre dies auf Anhieb anders. Für FK Rostov und St. Petersburg waren Azmoun in 21 Königsklassen-Einsätzen immerhin sechs Tore gelungen, in den Genuss eines K.o.-Spieles ist der 27-Jährige bislang allerdings noch nicht gekommen. „Die Champions League ist ein anderes Level. Wenn du dort einen Fehler machst, verlierst du“, sagt er. Mit Bayer 04 will Azmoun nun ganz nach oben – der jahrzehntelangen Titellosigkeit zum Trotz. „Warum nicht? Wir können es. Wir haben herausragende Talente im Verein, die besten in Deutschland. Wir müssen an uns glauben. Wir haben einen großartigen Staff, eine großartige Mannschaft. Warum also nicht?“, fragt Azmoun.
Sardar Azmoun hebt Qualität des Kaders heraus
Es sind ungewöhnliche Töne eines Profis von Bayer 04 Leverkusen. Natürlich sind die Ansprüche gerade zu Saisonstart stets hoch, doch den größten Titel des Vereinsfußballs hat wohl seit vielen Jahren kein Profi der Werkself als Ziel ausgegeben. Königsklassen-Qualifikation oder der DFB-Pokal als „kürzester Weg zum Titel“ sind geläufiger im Sprachgebrauch beim Werksklub. Nicht so bei Sardar Azmoun.
Dem Iraner gelingt es, bei der Formulierung seiner Titel-Träume nicht abgehoben zu klingen. Immer wieder betont Azmoun die Qualität des Kaders, hebt sich aber mit keiner Silbe heraus. „Ich bin nicht hergekommen, um meine Tore oder Vorlagen zu zählen. Spiele zu gewinnen, das ist das Wichtigste für mich. Und wenn du hart arbeitest, dann sieht Gott das und gibt dir die Chance, zu treffen“, sagt er.
Die nächste Chance wird sich Azmoun am Montagabend bieten, wenn Bayer 04 den angehenden Europa-League-Finalisten Eintracht Frankfurt empfängt (20.30 Uhr/Dazn). Bei den Hessen kann sich Leverkusen abschauen, wie der internationale Wettbewerb für den größtmöglichen Erfolg anzugehen ist.