Der Vielseitige ist Herz und Zentrum des Leverkusener Spiels. Er fordert noch mehr Konstanz von sich und den Kollegen.
Robert AndrichLeverkusens Preuße ist das Gesicht des Aufschwungs
Der typische Preuße steht im deutschen Geschichtsbild für Disziplin, Verlässlichkeit, Opferbereitschaft, Ordnungssinn und Redlichkeit. Eigenschaften, die der Preuße Robert Andrich, geboren 1994 in Potsdam, im Fußballspiel von Bayer 04 Leverkusen verkörpert. Der 28-Jährige erledigt alle im aufgetragenen Aufgaben mit Hingabe, sei es im defensiven Mittelfeld oder wie zuletzt sogar in der Abwehrkette. Er schuftet gern dafür, dass die Begnadeten in der Werkself mit ihren Tricks und ihrer Geschwindigkeit verblüffen. Er dirigiert und ruft andere zu Ordnung. Und dank seiner Klarsicht kann er hinterher immer erklären, was auf dem Platz passiert ist. Das Gute wie das Schlechte.
Nach dem 4:1-Sieg über seinen Jugendklub Hertha BSC Berlin war es vor allem das Gute. „Die Räume, die uns Hertha gegeben hat, haben wir gut bespielt. Mit einer gewissen Abgeklärtheit und auch einer gewissen Spielfreude. Da hatten wir sehr, sehr gute Aktionen“, dozierte Andrich und ging bei der Verdeutlichung des fußballerischen Fortschritts der Werkself auf ihrem Weg aus der Krise sehr ins Detail. „Der Fortschritt hat etwas mit Raumbesetzung zu tun, aber auch etwas damit, wie ich den Raum belaufe: Möchte ich den Ball nur in den Fuß haben oder möchte ich ihn nur in die Tiefe haben“, erklärte der 28-Jährige. „Wenn dir beide Varianten zur Verfügung stehen, weiß der Gegner nicht immer schon vorher, was du tust. Wenn wir diese Zwischenbewegungen haben und dann noch ein gutes Passspiel, dann sieht es so wie heute aus. Und ich hoffe, dass es noch häufiger so sein wird.“
Robert Andrich ist im Hinspiel gegen Budapest gesperrt
Schon am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Ferencvaros Budapest (18.45 Uhr, Bay-Arena) ist eine Wiederholung dieser neuen Spielfreude mit den Offensivstars umd Florian Wirtz und Moussa Diaby möglich. Allerdings ohne Robert Andrich, der wegen seiner Gelben Karte aus Monaco pausieren muss. „Die Sperre gegen Budapest ist ärgerlich, aber sie wäre eh irgendwann gekommen. Also lieber jetzt, dann habe ich eventuell im Viertel- und Halbfinale keine Sorgen“, sagte der defensive Mittelfeldspieler.
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Zweifel daran, dass die Kollegen ohne ihn gegen den ungarischen Rekordmeister den Grundstein zum Weiterkommen legen, hat er keine. „Vor dem Hinspiel gegen Ferencvaros war nicht nur der Sieg wichtig, sondern auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben. Jeder Trainer wünscht sich so einen souveränen Auftritt. Was Balance, Kontrolle und das Spiel nach vorne angeht, war es gegen die Hertha sehr, sehr gut. Das einzige, was wir uns vielleicht ankreiden können ist, dass wir den Sack nicht schon früher ganz zugemacht haben.“
Es passt zum Disziplinfanatiker mit den vielen Tätowierungen, dass ihm zwei, drei gute Spiele der Mannschaft nicht genügen, um nach Monaten der Krise die Wende auszurufen. Vor allem nicht auf Platz neun der Bundesliga, auch wenn vier Punkte Rückstand auf Platz sieben und acht Punkte auf Platz sechs schon wieder Hoffnung auf eine erneute Europapokal-Qualifikation vermitteln: „Wir stehen auch aus einem guten Grund da, wo wir stehen. Weil wir einfach in vielen Spielen nicht das gebracht haben, was wir können. Wir wollen diese Leistung jetzt weiter bestätigen, denn am wichtigsten ist, dass die Konstanz da ist. Das war schon immer ein bisschen das Problem bei uns, die Konstanz. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg.“
Auch hier bleibt sich Robert Andrich treu. Lob und Mahnung sind untrennbar miteinander verbunden. Durch und durch preußisch eben.