Leverkusen dominiert beim 3:0 in Mönchengladbach und gibt sich danach bescheiden.
Mit Dominanz und DemutSo will Bayer 04 die Bundesliga aufmischen
Nein, es war kein Scherz, Simon Rolfes meinte völlig ernst, was er sagte. „Wir müssen versuchen, das Spiel besser zu kontrollieren“, betonte der Sportgeschäfstführer von Bayer 04 Leverkusen. Diese Aussage sollte der Konkurrenz in der Fußball-Bundesliga womöglich noch mehr Angst machen als die Leistung beim 3:0 bei Borussia Mönchengladbach. Denn der Wunsch nach noch mehr Kontrolle und Dominanz ist nahe am Streben nach dem perfekten Fußballspiel.
Die Werkself hatte beim Topspiel am Samstagabend deutlich mehr Ballbesitz, die klar bessere Passquote, mehr und bessere Torchancen – kurzum: Sie war die eindeutig überlegene Mannschaft, die eigentlich noch höher hätte gewinnen müssen.
Genau das ist aber der Ansatz der Verantwortlichen. Rolfes und Trainer Xabi Alonso lobten leise und deuteten lieber mit dem Finger auf die wenigen Nachlässigkeiten im Leverkusener Spiel. Hauptkritikpunkt: Die Phase nach dem 1:0.
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Victor Boniface trifft zur verdienten Führung
Bayer 04 hatte nach kurzer Anlaufzeit die Spielkontrolle übernommen und war durch Victor Boniface verdient in Führung gegangen. Angeführt vom überragend aufspielenden Ex-Gladbacher Granit Xhaka, der Dreh- und Angelpunkt im Zentrum war, ließen die Gäste anschließend Ball und Gegner laufen. Es sah teilweise nach einem echten Klassenunterschied aus, der die Gladbacher gegen Ende der ersten Hälfte so zur Verzweiflung brachte, dass sie für kurze Zeit die Jagd nach dem Ball gänzlich einstellten und nur noch den Raum verteidigten. Aber: Es stand eben nur 1:0 für die Werkself, die ihre Angriffe nicht mit der letzten Konsequenz zu Ende spielte.
„Kurz vor der Halbzeit gibt es dann einen Konter, da kann ein Spiel auch mal kippen“, sagt Rolfes. „Am Ende sieht das Ergebnis klar aus, aber es gibt immer Phasen in einem Spiel, da ist es wichtig, das Tor zu machen, oder es nicht zu kassieren.“ Was Boniface, Wirtz & Co. bei einigen guten Gelegenheiten verpasst hatten, holte Jonathan Tah in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nach. Der Innenverteidiger stellte mit sattem Linksschuss auf 2:0 — wieder war Xhaka der Initiator. „Das Tor vor der Halbzeit war sehr wichtig“, analysierte dann auch Xabi Alonso. „Wir haben uns in der Pause dann ruhig auf die zweite Halbzeit vorbereiten können.“
In diesem zweiten Durchgang bot sich ein ähnliches Bild wie in den ersten 45 Minuten. Bayer 04 gelang es immer wieder, den Ball zu gewinnen und dem Gegenpressing der Gladbacher durch viel Ballsicherheit zu entfliehen. Dann bauten sie in Ruhe über die drei Innenverteidiger und Xhaka auf und warteten geduldig auf die nächste Lücke. Gladbach-Coach Gerardo Seoane, der vor einem Jahr noch bei Leverkusen auf der Bank gesessen hatte, zeigte sich beeindruckt. „Ein absolut verdienter Sieg, auch in der Höhe“, sagte der Schweizer. „Sie haben ein gutes Positionsspiel. Es ist schwierig, an den Ball zu kommen. Sie haben die Geduld und die Qualität, den Ball laufen zu lassen und uns dann auch zu bestrafen.“
Weltklasse-Dribbling von Florian Wirtz
So zum Beispiel beim 3:0, als Exequiel Palacios mal wieder einen Zweikampf gewann, Florian Wirtz sich in Manier eines Weltklasse-Zehners durchs Mittelfeld dribbelte und mit einem Steckpass in die Gasse Boniface bediente. Der Nigerianer sorgte mit seinem zweiten Treffer für die Vorentscheidung. Gladbach strahlte nur durch Standardsituationen und Fernschüsse mal so etwas wie Gefahr aus.
Der zweite Sieg nach dem bereits beeindruckenden 3:2 gegen Leipzig zum Auftakt wird noch lautere Lobeshymnen auf die Alonso-Elf zur Folge haben. Bei Bayer 04 predigen sie daher Demut. „Damit gehen wir ganz ruhig um“, sagt Rolfes. „Es sind nur zwei Spieltage, einige Klubs haben auch sechs Punkte. Wir sind selbstbewusst, das dürfen wir auch sein. Aber jede Woche gibt es neue Aufgaben. Daher: Alle ruhig bleiben!“ Der Blick voraus ist durchaus verlockend.
Nach der Länderspielpause wartet das Spitzenspiel beim FC Bayern München. Doch vorher muss Leverkusen noch eine Pflichtaufgabe lösen. Aufsteiger Darmstadt 98 kommt am Samstag in die BayArena. Spieler und Verantwortliche versichern glaubhaft, dass man voll fokussiert auf diese Aufgabe sei.
Sardar Azmoun zur AS Rom
Mit dabei könnte dann auch der achte Bayer-04-Zugang sein. Am Sonntag präsentierte die Werkself Nathan Tella, der für knapp 20 Millionen Euro vom FC Southampton kommt. Der 24 Jahre alte Engländer soll für noch mehr Tempo auf den Flügeln sorgen. Bereits am Samstag verließ ein anderer den Klub: Sardar Azmoun wird für ein Jahr zur AS Rom verliehen.