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Uefa-Regel erschwert PlanungWarum ein Transfer von Mats Hummels oder Joel Matip zu Bayer 04 Sinn machen würde

Lesezeit 4 Minuten
2016: Der Schalker Joel Matip (r.) im Zweikampf mit dem Kölner Leonardo Bittencourt

2016: Der Schalker Joel Matip (r.) im Zweikampf mit dem Kölner Leonardo Bittencourt

Eine Uefa-Regel stellt Bayer 04 Leverkusen vor Herausforderungen in der Kaderplanung. Mats Hummels und Joel Matip bieten eine mögliche Lösung.

Drei Zugänge hat Bayer 04 in diesem Transferfenster schon präsentiert. Der bisher letzte stieß am Donnerstag zur Mannschaft: Angreifer Martin Terrier. Was der Franzose mit Landsmann Jeanuel Belocian und dem Spanier Aleix Garcia gemein hat: Sie wurden fußballerisch nicht in Deutschland ausgebildet. Was zunächst unerheblich klingt, könnte zum Problem für die Werkself werden. Für die Kaderregistrierung in der Bundesliga hat dieser Umstand keine Auswirkungen, doch wenn es darum geht, den Kader für die Champions League zu melden, werden Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und Trainer Xabi Alonso womöglich vor schwierige Entscheidungen gestellt werden.

Da die Uefa verhindern will, dass reiche Topklubs ausschließlich Spieler aus dem Ausland verpflichten und stattdessen dafür sorgen will, dass Vereine Geld in die Jugendarbeit investieren, gibt es für alle internationalen Vereinswettbewerbe in Europa die Regel der „lokal ausgebildeten Spieler“. Insgesamt dürfen Klubs 25 Spieler für die Königsklasse, die Europa oder die Conference League melden. Darunter müssen sich mindestens zwei Torhüter befinden. So weit, so einfach. Komplizierter wird es durch die erwähnte Regel, die besagt, dass von den 25 Plätzen mindestens acht für „lokal ausgebildete Spieler“ reserviert sind.

Von diesen acht müssen mindestens vier im eigenen Verein ausgebildet worden sein. Die anderen vier können auch „nur“ im jeweiligen Landesverband ausgebildet worden sein. Um in eine dieser Kategorien zu fallen, muss ein Spieler im Alter zwischen 15 und 21 Jahren mindestens drei Jahre für den jetzigen Klub (oder einen anderen Klub des Verbands) gespielt haben. Leverkusen hat keine Probleme damit, die acht lokal ausgebildeten Spieler zu stellen, wird dafür auch auf Akteure der U19 zurückgreifen müssen.

Florian Wirtz ist "local player"

Als im Klub ausgebildete „lokale Spieler“ mit Profivertrag gelten Niklas Lomb, Florian Wirtz und Ayman Aourir. Zudem könnte ein U-19-Akteur wie zum Beispiel Ken Izekor, der in der vergangenen Saison zwölf Minuten Europa-League-Luft schnuppern durfte, gemeldet werden. Bayer hat zudem drei als bei anderen Klubs ausgebildete Profis: Jonathan Tah, Jonas Hofmann und Robert Andrich. Auch hier kann Bayer mit U-19-Akteuren auffüllen.

Der Haken: Neben den lokalen Spielern bleiben noch 17 Kaderplätze frei. Und die wären nach jetzigem Kaderstand komplett vergeben. Dazu muss man bereits Adam Hlozek und Sardar Azmoun, denen Wechsel nahegelegt wurden, beiseite lassen. Auch für Gustavo Puerta wäre kein Platz mehr. Richtig eng wird es, wenn der Wechsel von Jonathan Tah zum FC Bayern vollzogen werden sollte. Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes erklärte bereits, dass man in diesem Fall einen neuen Innenverteidiger holen möchte. Allerdings fehlt Bayer 04 in Tah dann ein lokaler Spieler, der auch noch zum Stammpersonal gehörte.

Heißt: Es gibt drei Varianten, um dieses Problem zu lösen. Variante 1: Bayer 04 holt einen Innenverteidiger, der im Ausland ausgebildet wurde, und Alonso muss diesen oder einen anderen Profi aus dem Königsklassen-Kader streichen. Variante 2: Bayer 04 holt einen Innenverteidiger, der im Ausland ausgebildet wurde, verkauft dafür aber einen anderen Profi, der im Ausland ausgebildet wurde. So würde ein Platz in der Champions-League-Registrierung frei. Variante 3: Bayer 04 holt einen in Deutschland ausgebildeten Innenverteidiger, der beim Einhalten der Registrierungsregeln hilft und Tah als „local player“ ersetzt.

Hummels und Matip im Gespräch

„Klar ist das ein Thema für uns. Wir müssen diese Regularien immer im Kopf haben“, sagt Rolfes auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Logischerweise wird die dritte Variante in Leverkusen deshalb genau geprüft. Wunschspieler Waldemar Anton hätte ins Profil gepasst, doch der Nationalspieler entschied sich für einen Wechsel zu Borussia Dortmund. Doch es gibt noch zwei Lösungen auf dem Markt ablösefreier Spieler, die ebenso ins Raster passen würden: Mats Hummels, dessen Vertrag in Dortmund nicht verlängert wurde. Und Joel Matip, der den FC Liverpool gemeinsam mit Jürgen Klopp verlassen hat. Hummels wurde beim FC Bayern München, Matip beim FC Schalke 04 ausgebildet. Beide könnten im Kampf mit den Registrierungsregeln helfen.

Bedingt helfen würde die Verpflichtung eines anderen lokalen Spielers. Sollte es zum Beispiel zum Transfer von Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim kommen, könnte er registriert werden. Bei der Verpflichtung eines im Ausland ausgebildeten Innenverteidigers aber müsste einer der bisher 17 eingeplanten ausländischen Profis entweder den Klub verlassen, oder auf die Champions League verzichten. Für Rolfes und Alonso ist die Uefa-Regel somit ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Spielersuche.