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Vertrag bis 2024 verlängertFernando Carro bleibt der starke Mann bei Bayer 04

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Geschäftsführer Fernando Carro

Leverkusen – Als Fernando Carro im Sommer 2018 Geschäftsführer bei Bayer 04 Leverkusen wurde, kannten ihn in der auf Stallgeruch und Historie bedachten Welt des deutschen Fußballs die wenigsten. Der Werksklub hatte ihn von einem Headhunter als Nachfolger des scheidenden Klubchefs Michael Schade finden lassen. Von selbst wäre keiner darauf gekommen, den gebürtigen Spanier mit der steilen Manager-Karriere beim Mediengiganten Bertelsmann zum Chef eines Fußball-Unternehmens zu bestimmen, das regelmäßig in der Champions League vertreten ist. Carros engste direkte Linie zum Profi-Fußball war damals die Freundschaft zum Wiener WM-Helden Hans Krankl, der als Jung-Profi des FC Barcelona Deutschunterricht von Carros Mutter bekam und sich mit ihrem Sohn anfreundete.

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Dass Bayer 04 Leverkusen jetzt die Verlängerung des auslaufenden Vertrages um weitere drei Jahre verkündete, darf als Erfolgsmeldung verstanden werden. Fernando Carro hat sich als Klubchef etabliert. Er bestimmt neben Rudi Völler den Ton, den Takt und den Anspruch beim Werksklub und formuliert viel deutlicher als alle seine Vorgänger, dass das bisher Erreichte nicht genügt. „Ich will am Ende die Nummer eins sein“, hat er im Dezember 2020 im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt. Dass diese Aussage im Namen eines Klubs, der zum Inbegriff des ewigen Zweiten wurde, von der Szene vielleicht mit Lächeln quittiert wird, stört ihn nicht. Carro glaubt daran, „dass man sich höchste Ziele stecken und mit diesen auch offen umgehen muss, um das Maximale zu erreichen.“ Dafür wird er intern auch mal laut. Und dafür akzeptiert er auch öffentlichen Druck und Kritik, wenn die Ansprüche nicht erfüllt werden.

Rein sportlich hat Carro in den letzten beiden Jahren sein klar formuliertes Ziel Champions League verfehlt. Allerdings hatte er am dem Transfer von Kai Havertz, der Bayer 04 Stand heute fast 100 Millionen Euro in die Kassen brachte, großen Anteil. Auch der Umbau der sportlichen Leitung trägt seine Handschrift. Carro hatte den langjährigen Bayer-04-Kapitän und Ex-Nationalspieler Simon Rolfes 2018 zum Nachfolger des ehemaligen Sportdirektors Jonas Boldt gemacht, der den Klub kurze Zeit später verließ und zum Hamburger SV wechselte. Und Carro wird, wenn nicht Unvorhergesehenes passiert, Simon Rolfes nach dem Ausscheiden von Geschäftsführer Rudi Völler im Juni 2022 auch offiziell zum starken Mann des Werksklubs im sportlichen Bereich machen. All das wird vom Gesellschafterausschuss um den mächtigen Ex-Konzernchef Werner Wenning durch die Vertragsverlängerung für gut befunden.

Deutliche Warnung und Kritik an der DFL

Carro scheut sich nicht, die Interessen des Werksklubs offensiv und temperamentvoll zu vertreten. Konflikte machen ihm keine Angst. In einem Interview mit der „Sport-Bild“ hat er am Mittwoch deutliche Kritik an der Deutschen Fußball Liga (DFL) geübt und davor gewarnt, die Interessen von Bayer 04 im Zuge der Debatte um die 50+1-Regel zu verletzen. Das Kartellamt hatte Modifikationen am Status der Werksklubs zur Bedingung für ein langfristiges Ja zu 50+1 gemacht. „Dass wir finanziell verzichten sollen, kann sicher nicht die Lösung sein, das würden wir notfalls mit juristischen Schritten sicherstellen müssen“, drohte Carro. Und weiter: „Aber natürlich sind wir gesprächsbereit und an einem konstruktiven Lösungsweg interessiert.“

Deutlich wird der 57-Jährige beim Thema Auslandsvermarktung. Als Vorstandsmitglied und Bundesliga-Vertreter in der europäischen Klub-Vertretung ECA hat er Einsicht in europäische Zusammenhänge und kritisiert die Auslandsvermarktung der DFL scharf. Hier erlöst die Bundesliga nur rund ein Siebtel der spanischen Primera Division, die mehr als eine Milliarde Euro einnimmt und an ihre Klubs verteilt. Fernando Carro fordert von der neuen DFL-Führung um die designierte Geschäftsführerin Donata Hopfen größere Anstrengungen in diesem Bereich. „Meine klare Erwartungshaltung an die neue DFL Geschäftsführung ist, dass die internationalen TV-Einnahmen der Bundesliga deutlich erhöht werden. Der Wert der Bundesliga liegt weit über dem, was derzeit erzielt wird .“