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„Ich mache mir Sorgen“Boris Becker äußert vor Zverev-Halbfinale deutliche Kritik

Lesezeit 3 Minuten
Der ehemalige Tennisprofi Boris Becker (l) und Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev stehen während einer Trainingseinheit beieinander.

Boris Becker (l.) freut sich auf das Roland-Garros-Halbfinale von Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev.

Zverev spielt in Paris um den Einzug ins French-Open-Finale. Trotzdem ist Becker mit der aktuellen Situation im deutschen Tennis unzufrieden.

Der sechsmalige Grand-Slam-Turniersieger Boris Becker fiebert dem French-Open-Halbfinale von Alexander Zverev am Freitag entgegen. „Ich bin schon total aufgeregt“, sagte die Tennis-Ikone bei Eurosport. Bei aller Vorfreude auf das Match des 27-jährigen Tennis-Stars fand Becker äußerst kritische Worte für den Deutschen Tennis-Bund (DTB). Der 56-Jährige macht sich Sorgen um die Zukunft des deutschen Tennis.

French Open: Boris Becker hofft auf enges Halbfinale

Aus deutscher Sicht wird das Halbfinale von Zverev gegen den Norweger Casper Ruud am späten Nachmittag (nicht vor 17.30 Uhr) mit Spannung erwartet. Während der Hamburger in seinen vergangenen drei Matches insgesamt 11,5 Stunden auf dem Platz stand und zweimal über fünf Sätze gehen musste, hatte Ruud aufgrund des verletzungsbedingten Viertelfinal-Verzichts von Titelverteidiger Novak Djokovic drei Tage Pause.

„Mitten im Turnier drei Tage frei zu haben, halte ich nicht für einen Vorteil“, sagte Becker. Körperlich käme das Ruud zwar gelegen, „aber du bist dann auch mental weg, die Konzentration geht dann auch flöten“, meinte Becker: „Ich bin gespannt und hoffe, dass das Match enger wird als letztes Jahr.“ Im Vorjahres-Halbfinale hatte Ruud klar in drei Sätzen gegen Zverev, der nach seiner schweren Fußverletzung 2022 noch nicht in Topform angetreten war, gewonnen.

Boris Becker: Hinter Alexander Zverev klafft „eine große Lücke“

Abgesehen vom amtierenden Olympiasieger bereitet Becker die aktuelle Situation im deutschen Tennis allerdings Sorgen. „Dahinter klafft doch eine große Lücke“, erklärte der TV-Experte: „Ich mache mir Sorgen um die 18- bis 21-Jährigen. Wenn sie aus dem Jugendbereich kommen, sehe ich zu wenig Gute, die sich durchsetzen können.“

Er selbst könne sich eine erneute Arbeit im Deutschen Tennis Bund vorstellen, aber: „Der neue Präsident Dietloff von Arnim hat mich letzten Sommer angesprochen, er würde sich gerne mit mir unterhalten, ob ich mir vorstellen könnte, wieder mitzumachen. Auf dieses Gespräch warte ich bis heute“, verriet Becker.

Für ihn sei es keine Frage des Geldes, betonte der frühere „Head of Men's Tennis“ im DTB: „Ich habe das ehrenamtlich gemacht und würde das auch heute wieder machen - aber ein Gespräch würde ich schon ganz gerne haben.“ Er habe aber das Gefühl, dass eine stärkere Mitarbeit von Ex-Tennisprofis „nicht gewollt“ sei.

Tennis: Bedenkliche Situation bei deutschen Damen

Beim Grand-Slam-Turnier auf Sand in Paris erreichte von 13 deutschen Spielerinnen und Spielern nur Zverev die dritte Runde. Bedenklich ist vor allem die Situation bei den Frauen, bei denen Angelique Kerber nach ihrer Babypause noch nicht mit der Weltspitze mithalten kann und jüngere Spielerinnen wie die frühere Wimbledon-Viertelfinalistin Jule Niemeier immer wieder große Rückschläge kassieren.

Für Besserung soll ein neues Leistungssportkonzept des DTB sorgen. Das sei „ein tolles Konzept“, sagte die frühere Bundestrainerin Barbara Rittner, die daran selbst noch mitgearbeitet hat: „Jetzt geht es natürlich an die Umsetzung.“ Und da sehen Rittner und Becker noch großen Nachholbedarf. „Man kann keine Spielerin und keinen Spieler am Reißbrett entwickeln, sondern sie werden auf dem Platz entwickelt“, sagte die 51-jährige Rittner. (nis mit dpa/sid)