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Bei Spiel gegen UnionBayern-Fans richten Plakat gegen Hoeneß – „Noch lange nicht allen geholfen“

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Uli Hoeneß

Uli Hoeneß

Mit mehreren Plakaten haben Fans des FC-Bayern beim Spitzenspiel gegen Union Berlin ihre Meinung kundgetan. Ein Statement richtete sich an den Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß.

Fans des FC Bayern München haben beim Bundesliga-Spitzenspiel gegen Union Berlin in der Allianz Arena ihren Unmut über Äußerungen von Uli Hoeneß zum Ausdruck gebracht. Der Ehrenpräsident hatte sich kürzlich bei einem Event in Hannover über die 50+1-Regel geäußert und forderte dessen Abschaffung.

In der Bayern-Südkurve erhielt der 71-Jährige nun eine Antwort von den Rängen per Spruchband: „Wenn jeder für sich entscheidet, ist noch lange nicht allen geholfen, Uli. 50+1 bleibt unverhandelbar.“

Hoeneß hatte betont: „Wir wären bei Bayern München total dafür, dass die 50+1-Regel fällt, weil wir international total ins Hintertreffen geraten. In England ist jeder Erst- oder Zweitliga-Verein mit einem großen Unternehmen, einem Land, einem Oligarchen oder was auch immer verbunden.“

Nach Ansicht von Hoeneß sei dies auch der Grund, warum die Bundesliga im internationalen Geschäft ins Hintertreffen geraten sei. „Ich bin dafür, dass jeder Verein das selbst entscheidet. Das hat nichts mit Bayern München zu tun“, so der Bayern-Funktionär. Es gehe ihm darum, den anderen Vereinen die Möglichkeit zu geben, wettbewerbsfähig zum FC Bayern zu sein.

Aussagen, die offensichtlich längst nicht alle Anhänger des Rekordmeisters teilen. Im deutschen Fußball gilt grundsätzlich das 50+1-Prinzip, das die Mehrheitsübernahme von Investoren verhindert.

Die Abschaffung bei den Bayern selbst ist kein Thema. Der e.V. muss immer 70 Prozent an der Profi-AG halten - aktuell sind es 75 Prozent. Argumente der 50+1-Befürworter nannte Hoeneß dennoch „scheinheilig“.

Andreas Rettig fordert Schutz für Profifußball als Kulturgut

Der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig hat die Politik im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger kürzlich eindringlich aufgefordert, dem Profifußball als Kulturgut entsprechenden Schutz zukommen zu lassen. „Der Profifußball muss als schützenswertes Kulturgut denselben Schutz genießen wie die kritische Infrastruktur, Medien oder andere relevante Bereiche“, sagte der 59-Jährige, der noch als Geschäftsführer des FC St. Pauli dafür gesorgt hatte, dass die 50+1-Regel geschützt bleibt.

Der langjährige Bundesliga-Manager erklärte im Gespräch, zuvor bereits mit Ex-Wirtschaftsminister Peter Altmaier über diesen Schutz gesprochen zu haben. Dieser habe die Problematik verstanden, „sich aber hinter der Autonomie des Sports versteckt“, so Rettig.

Trotzdem würde er heute noch einmal die Forderung erheben. Die Übernahme immer mehr Klubs durch staatsnahe Investoren aus Katar oder Saudi-Arabien im europäischen Fußball ist Rettig ein Dorn im Auge: „Wir erleben ein Konflikt zwischen Demokratie und Autokratie. Der wird über den Fußball ausgetragen. Mich treibt das sehr um, dass das gesellschaftlich nicht noch einen viel größeren Aufschrei nach sich zieht.“

Die WM 2022 in Katar sei ein Beispiel dafür, dass sich ein autokratisches System, das die Menschenrechte nicht achte, den Fußball als Bühne benutzt habe, um sich feiern zu lassen. Rettig: „Sogar mit Erfolg.“ (oke)