- Fortuna Köln hat Kevin Weidlich als Spieler verpflichtet.
- Der 30-Jährige war ein halbes Jahr vereinslos, wollte mit seiner Familie aber nicht nach Ostdeutschland gehen. Über seine Gründe dafür spricht er im Interview.
- Er erzählt im Gespräch aber auch von den Aufstiegs-Pläne der Fortuna.
Köln – Herr Weidlich, Sie haben ein Testspiel und einige Trainingseinheiten mit Fortuna Köln absolviert. Wie ist Ihr erster Eindruck?
Ich war zwischendurch nochmal zuhause in Hamburg, weil ich noch einige Dinge zu erledigen hatte. Darum ist es noch alles neu und frisch für mich.
Was gab den Ausschlag für den Wechsel zur Fortuna?
Mit Thomas Stratos hatte ich schon im Sommer Kontakt. Damals hat es leider nicht geklappt. Im Winter haben wir dann wieder miteinander gesprochen. Ich kenne ihn aus gemeinsamen Zeiten in Berlin, ich habe eine sehr hohe Meinung von ihm. Ich mag die Art, wie er Fußball spielen lässt, da sehe ich mich auch. Der Verein hat auch einen guten Namen – darum ging es dann relativ schnell.
Welchen Einfluss hatte Thomas Stratos?
Ich mag die Art und Weise, wie er mit Spielern umgeht. Man merkt, dass er selbst Fußballer war. Man kann mit ihm flachsen. Auf der anderen Seite ist er dann aber auch sehr ernst in dem, was er tut. So etwas tut mir gut.
Sie waren ein halbes Jahr vereinslos. Wie verbringt ein Fußballer seine Arbeitslosigkeit?
Viel mit der Familie. Dann habe ich das Privileg, dass mein bester Freund Personal-Trainer ist. Da hatte ich viele Einheiten. Und ich konnte mich bei der zweiten Mannschaft von St. Pauli und bei einem anderen Hamburger Oberligisten fit halten. Es war nicht einfach, aber ich hatte trotzdem einen Rhythmus.
Passende Angebote gab es keine?
Es gab Interessenten, aber nichts, was mich komplett überzeugt hat. Der Hauptgrund war, das die meisten Angebote aus dem Osten kamen. Und ich will mit meiner Familie den nächsten Schritt machen. Gerade lebt sie noch in Hamburg, ich möchte mit ihr zusammenziehen. Das wollte ich nicht unbedingt im Osten. Nichts gegen die Region insgesamt, aber da hatte ich kein gutes Gefühl…
… weil Teile Ostdeutschlands als nicht wirklich tolerant gelten.
Genau. Ich habe dort gespielt, habe viele Dinge mitbekommen. Ein Freund von mir hat zwei Monate in Chemnitz gespielt und musste seinen Vertrag auflösen, weil seine Frau ständig auf der Straße dumm angemacht wurde, als sie dort mit einem Kinderwagen unterwegs war. Man kann nicht alle Menschen über einen Kamm scheren, auf keinen Fall. Wenn mir das einmal dort passieren würde – das wäre ein No-Go. Ich habe eine Frau und zwei Kinder, das dritte ist unterwegs. Das war ausschlaggebend für mich.
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Sie sind kein Bundesliga-Profi, der millionenschwere Gehälter kassiert hat. Hatten Sie im letzten halben Jahr zeitweise Sorgen, wie es weitergehen wird?
Als Fußballer macht man sich generell Gedanken, wenn der Sport, der ja auch deine Leidenschaft ist, von einem auf den anderen Tag wegbricht. Ich habe 35 Spiele für Energie Cottbus gemacht, war zwischenzeitlich Kapitän. Manchmal geht es eben schneller, als man glaubt. Natürlich war die Zeit nicht einfach, es wäre gelogen, wenn ich das sagen würde. Aber den Glauben an mich selbst hatte ich immer.
Sie sind im Sommer mit Cottbus abgestiegen. Wie sind Sie mit dem Klub auseinandergegangen?
Der Abstieg war fies, ein Tor hat uns gefehlt. Es gab zig Kombinationen, die eintreffen mussten, damit wir absteigen. Genauso ist es dann leider gekommen. Im Nachhinein haben mir einige Leute vorgeworfen, dass ich mich früher um meine Zukunft hätte kümmern müssen. Ich hatte mich lange aufs Sportliche konzentriert. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Nach dem Abstieg gab es dann Funkstille. Der Verein war aber auch mit sich selbst beschäftigt, ähnlich wie bei Fortuna Kölns Abstieg. Man ist aber nicht im Schlechten auseinandergegangen.
Zur Person
Kevin-Okyere Weidlich (30), geboren und aufgewachsen in Hamburg, war in der Jugend für diverse Klubs aus der Hansestadt aktiv. Im Seniorenbereich stand der rechte Mittelfeldspieler beim FC Sylt, St. Pauli, Neustrelitz, dem BFC Dynamo und zuletzt Energie Cottbus unter Vertrag. 2019 stieg Weidlich mit Cottbus aus der Dritten Liga ab. (ckr)
Wie sind Ihre Ziele mit dem SC Fortuna?
Ich möchte viel spielen, der Mannschaft und dem Verein helfen. Dieses Jahr wird es schwer mit dem direkten Wiederaufstieg. Aber man kann ein Super-Gerüst bilden und das Fundament legen. Der Verein kann gucken, mit wem man in der nächsten Saison weitermachen kann und mit wem nicht. Nächste Saison könnte man dann schon vieles beisammen haben, um zu sagen: Jetzt können wir um den Aufstieg mitspielen.
Können Sie der Mannschaft schon am Sonntag gegen Rot-Weiß Oberhausen helfen?
Ich fühle mich gut, der Trainer kann auf mich zählen. Aber ich würde jetzt nie behaupten, dass ich schon Luft für 90 Minuten habe. Darum sind die nächsten Trainingseinheiten noch sehr wichtig.