Österreichs Maximilian Wöber köpft in der 38. Minute ins eigene Tor zum 0:1-Endstand. Frankreichs Anführer Kylian Mbappé zieht sich offenbar einen Nasenbeinbruch zu.
Eigentor entscheidet SpielFrankreich siegt mit Mühe gegen Österreich – Sorgen um Superstar Mbappé
Österreichs große Fanschar trieb ihre Mannschaft am Montagabend in Düsseldorf im Spiel gegen den Favoriten zwar bis zum Ende leidenschaftlich nach vorne, hoffte, bangte. Doch am Ende war es nichts mit „Tu felix Austria“, der seit Ewigkeiten bekannten Wendung, in der von Frohsinn und Glück der Österreicher die Rede ist. Im Gegenteil: Für die Nationalmannschaft von Trainer Ralf Rangnick verlief der EM-Auftakt reichlich bitter. Team Austria, von manchem Experten bereits als Turnier-Geheimfavorit bezeichnet, hatte gegen Frankreichs Starensemble zwar durchaus mutig mitspielt, sich gewehrt, verlor aber sein erstes Spiel in der „Todesgruppe D“ aufgrund eines Eigentores mit 0:1. Gladbach-Profi Maximilian Wöber war der Pechvogel, er hatte in der 38. Minute den Ball ins eigene Tor geköpft.
„Es ist brutal unglücklich. Ich glaube, dass wir über weite Strecken des Spiels nicht die schlechtere Mannschaft waren. Wenn man sieht, wie tief die Franzosen am Ende gestanden sind, hat man gemerkt, dass wir sie irgendwo hatten. Was uns gefehlt hat, war die Durchschlagskraft, die Abschlüsse. Viel können wir uns nicht vorwerfen. Wir haben noch alle Chancen. Polen wird ein ganz wichtiges Spiel, das sollten wir gewinnen“, sagte Österreichs Offensivspieler Christoph Baumgartner.
Doch auch die Franzosen zahlten einen hohen Preis: Superstar Kylian Mbappé blutete nach einem Zusammenprall mit Kevin Danso kurz vor Schluss nicht nur stark aus der Nase, sondern zog sich offenbar sogar einen Nasenbeinbruch zu. Frankreichs Trainer Didier Deschamps konnte noch keine genaue Diagnose geben: „Bei Mbappé weiß ich noch nichts Genaues. Das ist der dunkle Punkt des Abends.“
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Österreich fehlen Schlüsselspieler – Kölns Kainz bleibt auf der Bank
Rangnick hatte natürlich um die Schwere der Aufgabe und der Gruppe gewusst, doch der 65-Jähige aus Backnang gab sich in Anbetracht der Stärke der eigenen Mannschaft auch durchaus selbstbewusst: „Wir haben schon eine richtig schwere Gruppe erwischt, aber das gilt für die anderen auch: Ich glaube nicht, dass die Gegner erfreut sind, gegen uns zu spielen – so selbstbewusst sind wir schon.“
Doch Rangnick hatte im Vorfeld des Turniers auch Hiobsbotschaften verkraften müssen, so fielen mit Topstar David Alaba, Mittelfeldmotor Xaver Schlager, Stürmer Sasa Kalajdzic, die sich alle jeweils einen Kreuzbandriss zugezogen hatten, sowie Stammtorwart Alexander Schlager gleich vier Schlüsselspieler für die Euro aus.
Dennoch hat auch der frühere Bundesliga-Trainer immer noch ein sehr gut besetztes Team zusammen. In der Startelf brachte Rangnick gleich acht Bundesligaprofis, darunter Dortmunds Marcel Sabitzer, Bayerns Konrad Laimer oder Freiburg-Stürmer Michael Gregoritsch. Aber erwartungsgemäß nicht Kölns Florian Kainz, der FC-Kapitän nahm über die kompletten Spielzeit auf der Bank Platz.
Derartige Verletzungssorgen hat Rangnicks Gegenüber Didier Deschamps nicht. Im Gegenteil: Der Trainer der Équipe Tricolore hat ein Übermaß an fantastischen Spielern, Einzelkönnern, die allerdings oft auch ein ausgeprägtes Ego besitzen. Er blieb bei seinen Nominierungen vielfach bei Altbewährtem. Und leistete sich am Montagabend den Luxus, Topstars wie die Real-Profis Aurelien Tchouameni und Eduardo Camavinga, Kingsley Coman, Olivier Giroud oder Benjamin Pavard erst auf einmal auf die Bank zu setzen.
Die Franzosen übernahmen unmittelbar nach dem Anpfiff erst einmal das Kommando. Superstar Kylian Mbappé hatte in der neunten Minute die erste Chance, zog nach seinem raumgreifenden Sprint mit links ab, doch der zuletzt von Leverkusen an Bröndby ausgeliehene und jetzt fest verpflichtete Torhüter Patrick Pentz bekam noch die Fingerspitzen an den Ball. Vier Minuten später schoss der mitgelaufene Außenverteidiger Theo Hernandez am Tor vorbei.
Doch Österreich befreite sich vom Druck, attackierte den Gegner erwartungsgemäß hoch, spielte jetzt mutig. Und besaß in der 36. Minute die bis dato größte Chance der Partie: Nach einer Flanke von Michael Gregoritsch legte Sabitzer artistisch für Christoph Baumgartner ab, doch der Leipzig-Profi scheiterte aus fünf Metern bei seinem Versuch, den Ball an Keeper Mike Maignan vorbeizuspitzeln.
Österreich war nun richtig drin im Spiel, doch was folgte, war extrem bitter für Team Austria: Erst verlor Phillipp Mwene den Ball am Strafraum an Dembelé, der wiederum für Mbappé ablegte. Der ging mit einem seiner gefürchteten Übersteiger am Mainzer vorbei, flankte ins Zentrum, doch von dort köpfte Gladbachs Maximilian Wöber den Ball unglücklich dorthin, wo er aus Österreichs Sicht nun gar nichts zu suchen hatte – und zwar ins eigene Tor. Das saß, davon mussten sich die Österreicher erst einmal erholen.
Heftiger Zusammenprall von Mbappé mit Danso
Personell unverändert ging es in den zweiten Durchgang. Und in der 55. Minute rieben sich die Zuschauer die Augen: Nach einem langen Pass von Rabiot hatte sich Kevin Danso verspekuliert und musste Mbappé laufen lassen. Der neue Real-Star schüttelte dann locker Wöber ab, stand alleine vor Pentz – und schoss den Ball doch tatsächlich rechts am Tor vorbei. Das musste das 2:0 sein, war es aber nicht.
Österreich blieb somit im Spiel, und Rangnick nahm danach einen Dreifach-Wechsel (Arnautovic, Wimmer und Trauner für Gregoritsch, Grillitsch und Wöber) vor. Kurz darauf verpasste Frankreichs Antoine Griezmann bei seiner Grätsche das 2:0 (66.). Es kam Härte ins Spiel, Mbappé musste kurz vor dem Ende nach einem Zusammenprall mit Danso wegen heftigen Nasenblutens ausgewechselt werden.
Die Spannung nach der heftigen Szene blieb, Frankreich suchte die Entscheidung, Österreich wollte den Ausgleich erzwingen. Doch dem Rangnick-Team fehlten am Ende auch die Mittel, um vorne richtig gefährlich zu werden und noch zum Ausgleich zu kommen.