- Die Bundesliga-Saison nähert sich dem Ende, 33 von 34 Spieltagen sind absolviert.
- Werder Bremen steht kurz vor dem Abstieg. Wurde zu lange an Trainer Florian Kohfeldt festgehalten?
- Schalke hat ebenfalls massive Probleme. Doch sind sie im Vergleich zu jenen von Klub-Patron Clemens Tönnies verschwindet klein.
Köln – 33 von 34 Bundesliga-Spieltagen sind absolviert. Der Beste ist bereits gekürt, der Schlechteste ist ebenfalls gefunden. Wie sieht es dazwischen aus?
Seit Samstag steht auch der Vize-Meister fest, Borussia Dortmund hat sich nach dem verpassten Titel doch nicht völlig aufgegeben und RB Leipzig 2:0 besiegt. Erling Haaland traf doppelt, 44 Tore in 39 Saisonspielen erzielte der sagenhafte Norweger für Salzburg und den BVB. Imposant – aber zu wenig für die Meisterschaft.
Solche Probleme hätte Werder Bremen sicher gerne.
In der Tat. Die gesamte Mannschaft hat in der Saison acht Tore weniger als Haaland geschossen, ist Tabellen-17., verlor 1:3 in Mainz und steht zurecht kurz vor dem Abstieg. Dem ersten seit 40 Jahren. Robin Quaison, Jean-Paul Boetius und Edimilson Fernandes hatten für den FSV getroffen, Yuya Osako für Bremen. Werder gab ein jämmerliches Bild ab und präsentierte sich auf kaum einer Position bundesligatauglich. „Ich kann nicht direkt nach dem Spiel Zuversicht verbreiten oder Dinge ansprechen, die mir Hoffnung machen für nächste Woche“, sagte Trainer Florian Kohfeldt deshalb. Am letzten Spieltag muss Bremen irgendwie zwei Punkte und vier Tore auf Düsseldorf gutmachen, um sich in die Relegation zu retten. Wo der Glaube an dieses mittelgroße Wunder herkommen soll, ist aber unklar. Zumal Bremen ein Heimspiel bestreiten muss, von denen Werder in dieser Saison erst eines gewinnen konnte. Immerhin heißt am kommenden Samstag der Gegner 1. FC Köln.
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Doch wie konnte es in Bremen so weit kommen? Immerhin ist der Kader sicher nicht schlechter besetzt als bei Augsburg, Mainz oder Union Berlin – drei feststehende Bundesligisten der Saison 2020/21.
Werder teilt etwas mit dem bereits feststehenden Absteiger Paderborn: Das stoische Festhalten am Trainer, egal ob rundherum die sportliche Apokalypse über Mannschaft und Verein hereinbricht. Der Unterschied zwischen Bremen und Paderborn ist allerdings, dass Coach Steffen Baumgart und sein Team von Anfang die Bundesliga eher als Abenteuerspielplatz mit begrenzter Aufenthaltsdauer verstanden hatten. Der SCP hatte Spaß, sorgte für etwas Wirbel und verabschiedet sich jetzt erwartungsgemäß. In Bremen ist hingegen alles auf Bundesliga-Fußball ausgerichtet – vor allem finanziell – 55 Millionen Euro soll der Werder-Kader kosten. Ein massives Problem in der Zweiten Liga. Und dass dennoch monatelang auf Kohfeldt gesetzt wurde und dieses Klammern auch noch als ehrenhaftes Handeln verkauft wurde, scheint im Geschäft Fußball fahrlässig. Denn Trainerwechsel in Krisenzeiten haben schon oft einen zumindest kurzfristigen und damit ausreichenden Effekt gehabt – so auch in dieser Saison: Der FC holte Markus Gisdol, Mainz 05 Achim Beierlorzer, Hertha BSC Bruno Labbadia, Düsseldorf Uwe Rösler und Augsburg Heiko Herrlich. Was unterscheidet sie vom SV Werder? Sie alle stehen in der Tabelle wesentlich besser da und haben bis auf Düsseldorf den Klassenerhalt in der Tasche.
Schalke 04 wird ebenfalls nicht absteigen. Dennoch stürzt der Klub ins Bodenlose.
Das 1:4 gegen Wolfsburg war das 15. Spiel in Folge ohne Sieg. Wout Weghorst (2), Kevin Mbabu und Joao Victor demontierten Schalke, ehe tatsächlich mal ein Tor für Schalke fiel, das Rabbi Matondo erzielte. Die Profis versuchen scheinbar, sich mit ihren Aussetzern immer wieder gegenseitig zu übertreffen. Ob David Wagner mit seiner in der Regel mutlosen Ausrichtung noch immer auf der Trainerbank sitzen würde, wenn Zuschauer in der Schalker Arena zugelassen wären, muss bezweifelt werden. Immerhin hat der klamme Revierklub zuletzt eine stolze Summe an Siegprämien gespart. Ähnlich einmalig wie die Schalker Negativserie ist zudem, dass sie nur eine mickrige Randgeschichte im gruseligen Vereins-Universum spielt. Denn die Fußballer könnten noch jahrelang Woche für Woche verlieren – ein so klägliches Bild wie ihr Klub-Patron Clemens Tönnies in seinem auf allen Ebenen durchseuchten Fleisch-Imperium würden sie auf dem Rasen nie abgeben können.