Köln – Neben der A-Nationalmannschaft, die aktuell beim Confed Cup mitwirkt, kämpft ein Juniorenteam des DFB um einen bedeutenden Titel. Mit zwei souveränen Siegen gegen Tschechien und Dänemark sind die Nachwuchsfußballer von Trainer Stefan Kuntz bei der U21-EM auf dem besten Weg, nach 2009 wieder nach dem EM-Titel zu greifen.
Damals machten die Weltmeister Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mats Hummels, Benedikt Höwedes und Mesut Özil unter der Aufsicht von Horst Hrubesch beim Turnier in Schweden erstmals von sich reden. Jetzt haben Serge Gnabry und Co. ebenfalls die Chance, in die Fußstapfen ihrer Vorbilder zu treten.
Grund genug, die jungen und vielversprechenden Talente kurz vorzustellen.
(Torwart, Jahrgang 1994, 1. FC Kaiserslautern, ab dem 1. Juli Hamburger SV, Bundesligastatistik: 0)In der vergangenen Saison gehörte der Schlussmann des Zweitligisten zu den wenigen Lichtblicken auf dem Betzenberg. Dank seiner Glanztaten blieb dem Traditionsverein aus der Pfalz der Absturz in die 3. Liga erspart. Trotzdem verlässt er Kaiserslautern und wird nun Nachfolger von René Adler beim HSV. 3,5 Millionen Euro machte der HSV für ihn locker. Im bisherigen Turnierverlauf musste er noch noch keinen Gegentreffer hinnehmen. Das kann gerne so weitergehen. Manuel Neuer kassierte 2009 in Schweden nur ein Gegentor im kompletten Turnier.
Der gelernte Linksverteidiger hatte im letzten Sommer bereits das Vergnügen, bei den Olympischen Spielen die Silbermedaille zu gewinnen. Genießt bei 1899 noch nicht das volle Vertrauen von Trainer Julian Nagelsmann, für U21-Coach Stefan Kuntz ist er aber die ideale Lösung für die rechte Abwehrseite.
In Berlin machte der Vorstopper große Fortschritte und ist eine feste Größe bei der Hertha. Seinen Marktwert konnte der gebürtige Franke in der Rückrunde fast verdoppeln (10 Mio. Euro). Ausgebildet wurde er beim 1. FC Nürnberg.
In der Aufstiegssaison des SC Freiburg war der Abwehrspieler eine Bank im Gerüst von Trainer Christian Streich. Anschließend warf ihn eine schwere Knieverletzung (Meniskus) weit zurück. Erst in der Rückrunde feierte er bei den Breisgauern sein Comeback. Mit der U19 gewann er 2014 die Europameisterschaft.
Yannick Gerhardt (Linksverteidiger/Mittelfeld) Jahrgang 1994, VfL Wolfsburg, Bundesligastatistik: 126 Spiele, 19 Tore)Das Ergebnis der hervorragenden Jugendabteilung des 1. FC Köln hat bereits unter Bundestrainer Joachim Löw Ende 2016 gegen Italien in Mailand sein Debüt in der A-Nationalmannschafts gegeben. FC-Trainer Peter Stöger holte den Gewinner der silbernen Fritz-Walter-Medaille 2013 früh zu den Profis, 2016 überwies der VfL Wolfsburg 13 Millionen Euro für den torgefährlichen Mittelfeldspieler an die Kölner. Wäre wohl lieber beim FC geblieben, denn die spielen nächste Saison nach 25 Jahren wieder international.
Mittelfeld
Maximilian Arnold (Jahrgang 1994, VfL Wolfsburg, Bundesligastatistik: 126 Spiele, 19 Tore)Eine Entdeckung von Felix Magath, der Arnold bereits mit 17 Jahren zu seinem Profidebüt beim VfL Wolfsburg verhalf.Zusammen mit Teamkollege Gerhardt und dem Schalker Meyer bringt er die größte Erfahrung mit. Kann jetzt bei der U21-EM Selbstvertrauen tanken, das nach der schwierigen Saison, die fast mit dem Abstieg endete, schwer angeschlagen ist. Erst in der Relegation konnte die Wolfsburg den Klassenerhalt gegen Eintracht Braunschweig abwenden.
Mahmoud Dahoud (Jahrgang 1996, Borussia Mönchengladbach, ab 1. Juli Borussia Dortmund) Bundesligastatistik: 61 Spiele, 7 Tore)Zehn Millionen Euro waren Borussia Dortmund die Dienste des Mittelfeldstrategen wert. Trainer Thomas Tuchel wollte den Deutsch-Syrer unbedingt haben. Nach der EM tritt Dahoud im Revier seinen Dienst an, nur ist leider Tuchel vorzeitig von seinen Aufgaben beim Pokalsieger entbunden worden. Neben dem BVB hatte der FC Liverpool mit Teammanager Jürgen Klopp Interesse an dem Gladbacher. Seine Stärken im Passspiel gepaart mit seiner Bereitschaft, die ganz weiten Wege zu gehen, machen ihn im Team von Trainer Stefan Kuntz zum unverzichtbaren Motor.
Mitchell Weiser (Flügelstürmer, Jahrgang 1994, Hertha BSC, Bundesligastatistik: 63 Spiele, 5 Tore)Der Sohn von Ex-Profi Patrick Weise ist der jüngste Spieler in der Bundesligageschichte des 1. FC Köln. 2012 feierte er sein Profidebüt im Derby gegen Bayer Leverkusen, wechselte in der folgenden Wechselperiode zu Bayern München und steht inzwischen bei Hertha BSC unter Vertrag. Auf der internationalen Bühne glänzte der antrittschnelle Flügelspieler bei der U17-Weltmeisterschaft 2011 in Mexiko. Drei Tore steuerte er zum erfolgreichen Abscheiden (Platz 3) bei. Leider ist der begnadete Techniker recht verletzungsanfällig.
Max Meyer (Jahrgang 1995, Schalke 04, Bundesligastatistik: 122 Spiele, 17 Tore)Das Kind aus dem Ruhrpott hat sein Leistungspotenzial bisher nur in den Juniorenauswahlen zeigen können. Bei seinem Ausbildungsverein Schalke war er bisher noch nicht in der Lage, konstant sein Ausnahmekönnen zu bringen. Gehört ebenfalls zu den Silberjungs von Horst Hrubesch und trug nach dem Ausfall von Leon Goretzka, der aktuell beim Confed Cup glänzt, die Kapitänsbinde in Rio. Der dribbelstarke Offensivspieler, der von der Spielweise Mario Götze ähnelt, hofft auf bessere Zeiten auf Schalke.
Serge Gnabry (Flügelstürmer, Jahrgang 1995, Werder Bremen, ab 1. Juli Bayern München, Bundesligastatistik: 27 Spiele, 11 Tore)Seinen ersten Profivertrag erhielt der gebürtige Stuttgarter beim FC Arsenal, konnte die ihn gesteckten hohen Erwartungen nie erfüllen. Sein Gastspiel bei West Brom war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Trotzdem nahm Horst Hrubesch seinen Schützling mit zu den Olympischen Sommerspielen in Rio – und wurde belohnt. Sechs Treffer steuerte Gnabry zum Silbergewinn bei. Im Endspiel gegen Brasilien platzte der Traum von Gold. Für den SV Werder Bremen Grund genug, ihn zu verpflichten; zuvor spielte er beim FC Arsenal. Stellt sich nach der Saison dem Konkurrenzkampf beim FC Bayern.
Angriff
Davie Selke (Stürmer, Jahrgang 1995, RB Leipzig, ab 1. Juli Hertha BSC, Bundesligastatistik: 54 Spiele, 13 Tore)Mit seinem Wechsel 2015 von der Weser zu RB Leipzig geriet der großgewachsene Angreifer in die Negativschlagzeilen. Konnte anschließend mit der rasanten Entwicklung beim nicht gerade beliebten Aufsteiger nicht mithalten und rückte hinter Forsberg, Poulsen und Werner ins zweite Glied. Scheut den Konkurrenzkampf und flüchtet zum Hauptstadtklub. Für Selke ist es nach Hoffenheim, Bremen und Leipzig bereits der vierte Bundesligaklub.