Seit Gustaf Wesslau ist kein Kölner Torhüter mehr wie KEC-Keeper Ancicka gefeiert worden.
Nach Goalie-Fight in Lanxess-ArenaFaustkämpfer Ancicka, der neue Liebling des Kölner Publikums
Die Profis der Kölner Haie hatten am Montag frei, sie konnten sich somit von dem DEL-Spiel gegen Nürnberg erholen, das sie am Sonntag in einer spektakulären Show vor fast 17.000 Zuschauern in der Lanxess-Arena mit 4:2 gewannen. Torhüter Tobias Ancicka, der Mann, der im Mittelpunkt gestanden hatte, ließ ausrichten, er habe alles gut überstanden.
Gemeint war der etwa 30 Sekunden lange Faustkampf, den er sich mit dem Nürnberger Goalie Niklas Treutle in der Mitte des zweiten Drittels lieferte. Und in dem der 22-jährige Kölner so viele Treffer einsteckte, dass er von Glück reden konnte, nur eine kleine Verletzung an der Nase erlitten zu haben.
Tobias Ancicka: „Ich glaube, das war auch der letzte Fight von mir“
Ancicka hatte den zehn Jahre älteren Treutle herausgefordert, nachdem es rund um dessen Tor eine Reihe von Rangeleien unter Feldspielern gegeben hatte. „Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, die Stimmung in der Halle war danach überragend“, sagte Ancicka. „Aber ich glaube, das war auch der letzte Fight von mir.“
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Treutle war seinerseits nicht nachtragend, im Gegenteil: Nach der Partie schüttelten sich er und Ancicka freundlich die Hände, sie verabschiedeten sich sogar mit einer Umarmung. In gegenseitiger Anerkennung der Kampfeistung. Überhaupt ist im Eishockey bei derartigen Reibereien in der Regel kein Hass im Spiel, vielmehr werden sie als ein Teil desselben betrachtet und meist fair geführt.
Goalie-Fights sind im Eishockey eine Rarität – Auch Leon Draisaitl wurde schon Zeuge
Goalie-Fights sind aber eine Rarität. Haie-Trainer Uwe Krupp hat dergleichen, wie er sagte, zuvor nur früher als Spieler in der nordamerikanischen NHL erlebt, wo so etwas auch heute häufiger als hierzulande vorkommt. Zum Beispiel 2020 beim kanadischen „Battle of Alberta“ zwischen den Calgary Flames und Leon Draisaitls Edmonton Oilers. Damals trafen sich die Torhüter Mike Smith und Cam Talbot an der Mittellinie, ließen die Handschuhe fallen und die Fäuste fliegen.
In der DEL gab es vor dem Duell Ancicka vs. Treutle in den Playoffs 2016 zwischen München und Straubing einen Goalie-Fight, damals prügelten sich David Leggio und Matt Climie.
Ancicka auf dem besten Weg zum Kölner Publikumsliebling
Das Spektakel vom Sonntag, der erste Torhüter-Kampf, den es je in der Lanxess-Arena gab, hatte für den KEC den erfreulichen Effekt einer ungewohnt großen, medialen Reichweite – durch die überregionalen Schlagzeilen, die er erzeugte. Ancicka ist seinerseits auf dem besten Weg zum großen Kölner Publikumsliebling aufzusteigen.
Seit dem Schweden Gustaf Wesslau, der von 2015 bis 2020 für die Haie spielte, ist kein Torhüter mehr derart vom Publikum gefeiert worden. Nicht nur wegen des mutigen Fausteinsatzes, sondern auch, weil Ancicka, der im Sommer aus Berlin kam, in den vergangenen Wochen bemerkenswert sichere Auftritte im Tor hingelegt hat.
Am Anfang der Saison zeigte er noch Unsicherheiten, die er selbst unlängst im Interview mit dieser Zeitung als Anpassungsprobleme bezeichnete: „Ich hatte ein paar Ausrüstungswechsel, zum Beispiel einen Wechsel der Schienen, war noch nicht ganz in Form und habe mich in dem System noch nicht ganz zurechtgefunden“, sagte er.
Mirko Pantkowski liegt im Kölner Torhüterduell deutlich zurück
Eine Fangquote von 91,63 Prozent und drei Zu-Null-Spiele stehen inzwischen für ihn zu Buche. Zwei davon, das 4:0 in Mannheim und das 3:0 gegen Straubing, schaffte er hintereinander. „Er ist unglaublich. Er lässt keinen Puck durch“, meinte Stürmer Frederik Storm am Freitag nach dem Sieg gegen die Tigers.
Mirko Pantkowski (25), der zweite Kölner Goalie, liegt im teaminternen Torhüterduell deutlich zurück, und es wird spannend sein zu sehen, wie es weitergeht. Er und Ancicka haben Verträge, die nur bis zum Saisonende laufen. Man kann davon ausgehen, dass sich der Verein beeilen wird, mit Ancicka zu verlängern. Wenn es nicht schon bereits geschehen ist. Ob Pantkowski ebenfalls bleibt, steht dagegen in den Sternen.