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Lukas Berg im Interview„Die Jungs wissen sehr genau, was sie am 1. FC Köln haben“

Lesezeit 6 Minuten
DFB Pokal der Junioren Finale, FC Schalke 04 U19 - 1. FC Koeln U19 Lukas Berg Leiter Nachwuchsleistungszentrum und Stefan Ruthenbeck Trainer 1. FC Koeln mit Pokal DFB Pokal der Junioren Finale, FC Schalke 04 U19 - 1. FC Koeln U19 Potsdam, Karl-Liebknecht-Stadion *** DFB Pokal Junior Final, FC Schalke 04 U19 1 FC Koeln U19 Lukas Berg Head of Junior Training Center and Stefan Ruthenbeck Coach 1 FC Koeln with trophy DFB Pokal Junior Final, FC Schalke 04 U19 1 FC Koeln U19 Potsdam, Karl Liebknecht Stadion Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Wunderlx

Lukas Berg (links) mit U-19-Trainer Stefan Ruthenbeck nach dem Gewinn des DFB-Pokals.

Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums über die Perspektiven der Talente und die Arbeit des Klubs.

Herr Berg, mit dem Gewinn des DFB-Pokals hat die U19 des 1. FC Köln für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Was bedeutet dieser Erfolg für den Klub?

Lukas Berg: Das ist ein sensationelles Ergebnis und ein Beleg für die ausgezeichnete Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum, die über Jahre hinweg geleistet worden ist. Der Erfolg ist umso bemerkenswerter, wenn wir die Heterogenität des Kaders berücksichtigen. Jeder Spieler hat seine eigene Geschichte und Vergangenheit im Klub, die Jungs haben sich erstaunlich entwickelt. Dass es gelungen ist, aus einer heterogenen Gruppe eine erfolgreiche Mannschaft zu formen, ist für uns intern ein unglaublich positiver Arbeitsnachweis, an dem viele Menschen im Klub über Jahre mitgewirkt haben. Das besitzt natürlich auch in der Außendarstellung eine Strahlkraft.

Wie haben Sie die Tage nach dem Triumph wahrgenommen?

Die Jungs haben eine große Wertschätzung erfahren – intern wie extern. Die mediale Intensität war für die Jungs in den meisten Fällen Neuland. Der Zuspruch war enorm. Dennoch hebt hier niemand ab.

Im Pokal-Endspiel standen acht Spieler in der Startaufstellung, die aufgrund ihres Jahrgangs ab dem 1. Juli keine Jugendspieler mehr sind. Bleiben alle dem Klub erhalten?

Fussball, DFB Pokal der Junioren Saison 2022 / 2023 Finale FC Schalke 04 - 1.FC Köln 30.04.2023, Karl-Liebknecht Stadion Potsdam Der 1.FC Köln ist neuer Pokalsieger im DFB Pokal der Junioren 2023, Die Spieler heben den Pokal in die Luft bei der Siegerehrung Meiko Waeschenbach 1. FC Koeln U19, 7 Potsdam Karl-Liebknecht-Stadion Brandenburg Deutschland *** Sports, football, DFB Pokal junior season 2022 2023 final FC Schalke 04 1 FC Köln 30 04 2023, Karl Liebknecht Stadion Potsdam The 1 FC Köln is the new cup winner in the DFB Pokal junior 2023, The players lift the cup in the air at the award ceremony Meiko Waeschenbach 1 FC Koeln U19, 7 Potsdam Karl Liebknecht Stadion Brandenburg Germany

Der Gewinn des DFB-Pokals hat Kapitän Meiko Wäschenbach (Mitte) und dessen Teamkollegen hohe Wertschätzung entgegengebracht.

Wir werden jedem Einzelnen auf seiner jeweiligen Entwicklungsstufe eine Perspektive aufzeigen. Alle Feldspieler aus dem älteren Jahrgang (2004; d. Red.) haben bereits die Chance bekommen, sich in der Profiabteilung zu zeigen. Wir haben für alle einen Plan und sind in guten Gesprächen.

Nach Justin Diehl und Damion Downs hat kürzlich auch Elias Bakatukanda aus diesem Jahrgang einen Profivertrag unterschrieben. Wie sieht es mit den anderen aus?

Wir sind sehr optimistisch, dass alle den Weg nachvollziehen können, den wir ihnen aufzeigen – und sind davon überzeugt, dass sie diesen Weg mitgehen, weil sie wissen, dass perspektivisch auf sie gesetzt wird. Unsere Talente werden regelmäßig, nicht nur in den Länderspielpausen, bei den Profis mittrainieren. Die enge Verknüpfung zwischen Nachwuchs- und Lizenzspielermannschaft wird uns weiterhin auszeichnen. Wir haben glücklicherweise die Möglichkeit, den Jungs Spielzeit unter Wettkampfbedingungen zu geben und sich dadurch weiterzuentwickeln.

Ihre Pokalsieger sind auf dem Markt durchaus begehrt, Abgänge nicht ausgeschlossen.

Wenn ich ein Mitbewerber des 1. FC Köln wäre, wäre es naiv, sich nicht mit dem einen oder anderen Spieler zu beschäftigen.
Lukas Berg, Leiter des FC-Nachwuchsleistungszentrums

Wenn ich ein Mitbewerber des 1. FC Köln wäre, wäre es naiv, sich nicht mit dem einen oder anderen Spieler zu beschäftigen. Aber nochmal, die Jungs wissen meinem Gefühl nach sehr genau, was sie am 1. FC Köln haben, dass ihnen die Türen ziemlich weit offenstehen und dass am Geißbockheim die Menschen arbeiten, die sie bis hierhin gebracht und begleitet haben.

Im Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft sind Sie in der Halbzeitpause zur Mannschaft geeilt. Sie wirkten aufgebracht. Was war los?

Die erste Hälfte war nicht gut. Unter dem Strich haben uns in Mainz leistungsschwache 20 Minuten den Einzug ins Finale gekostet. Das ist auch eine Erkenntnis. Es ist der nächste Entwicklungsschritt: zu verstehen, dass es darauf ankommt, von Anfang an da zu sein. Ich wollte sehen, wie die Jungs auf die Traineransprache reagieren und habe mir das mitangehört.

1.FC Köln U19 vs. Hertha BSC Berlin U19, DFB Pokal Halbfinale, auf der Tribüne: Jaka Cuber Potocnik mit seinem Vater, 03.04.2023, Bild: *** Sport 1 FC Köln U19 vs Hertha BSC Berlin U19, DFB Pokal semifinal, in the stands Jaka Cuber Potocnik with his father, 03 04 2023, picture

Jaka Cuber Potocnik (rechts), hier mit seinem Vater, fehlte der U 19 des FC in der entscheidenden Saisonphase wegen einer Sperre.

Als schweigender Beobachter?

Ja, ganz klar. Die zweite Hälfte gegen Mainz war eine komplette Kehrtwende zu dem, was wir in der ersten Hälfte gesehen haben. Die Jungs haben eine Reaktion gezeigt, den Schalter umgelegt und waren dem Ausgleich nahe.

Mit Jaka Cuber Potocnik, dem besten Torschützen im Team von Trainer Stefan Ruthenbeck, wäre es vermutlich anders gelaufen.

Diese Gedankenspiele helfen am Ende nicht. Am meisten leidgetan hat es mir für Jaka selbst, der bei allen Spielen, egal ob daheim oder auswärts, dabei war. Das war das Entscheidende. Jaka hatte maßgeblichen Anteil daran, dass wir überhaupt so weit gekommen sind.

Laut Fifa-Urteil, das nach aktueller Lage weiterhin Bestand hat, ist dem Klub die Registrierung externer Spieler untersagt.

Dieses Worstcase-Szenario ist uns bewusst. Auf diesen Fall müssen wir vorbereitet sein. Dadurch, dass wir durch die Bank weg sehr gute Jahrgänge haben, haben wir keine Bauchschmerzen, wenn wir keinen Spieler neu dazunehmen können.

Auf der Suche nach Talenten waren Sie nicht zuletzt aufgrund der begrenzten finanziellen Ressourcen bevorzugt in Nischenmärkten unterwegs. Jan Thielmann kam als 15-Jähriger von Eintracht Trier, Tim Lemperle vom FSV Frankfurt, Potocnik aus Slowenien.

Mit vielen Angeboten der Konkurrenz können wir finanziell schlichtweg nicht mithalten. Das heißt, wir müssen besser arbeiten, wir müssen schneller arbeiten und wir müssen auch nachhaltiger arbeiten
Lukas Berg

Jedem in unserem NLZ ist klar, dass andere Vereine andere Argumente auf den Tisch legen können. Mit vielen Angeboten der Konkurrenz können wir finanziell schlichtweg nicht mithalten – und das würden wir auch nicht wollen. Wir müssen eine andere Strategie fahren und sehr gute Entscheidungen treffen, um die Jungs hierhin zu bekommen. Das sind am Ende Themen, die keine monetäre Gewichtung haben. Perspektiven aufzeigen, dass wir sie auf Strecke auf Topniveau beim 1. FC Köln sehen und sie dahin begleiten können. Das heißt, wir müssen besser arbeiten, wir müssen schneller arbeiten und wir müssen auch nachhaltiger arbeiten. Insofern ergibt sich der Weg und die strategische Ausrichtung im Scouting durch die Rahmenbedingungen und unsere Identität.

Wie gestaltet sich bei Ihnen ein normaler Arbeitstag?

Gesprächsintensiv und immer in der Balance zwischen strategischer Weiterentwicklung und der Bewältigung des Tagesgeschäftes. Das NLZ mit rund 350 Spielern und bis zu 90 Beschäftigten ist die größte Funktionseinheit des 1. FC Köln und für den Klub von immenser Bedeutung. Hinzu kommt das Sportinternat, für das ich verantwortlich bin. Mein Ziel und das Selbstverständnis meiner Aufgabe ist es, dass alle, die am Ende die Leistung auf dem Platz erbringen, also Spieler und Trainer, den bestmöglichen Job machen können und dafür die bestmöglichen Voraussetzungen haben.

Viele Nachwuchsspieler fallen früh durchs Raster. Trennungsgespräche inklusive. Momente, in denen für Spieler Welten zusammenbrechen?

Das ist Teil des Jobs und gehört leider in jeder Saison mit dazu. Wir haben aber großes Interesse daran, Gespräche gut vorzubereiten und auch gut weiterzuverfolgen, um den Jungs den nächsten Schritt zu ermöglichen. Sie in dieser Phase zu begleiten und nicht fallenzulassen, betrachten wir als Teil unserer Verantwortung. Ziel ist es, jenen, die uns verlassen, einen nahtlosen Übergang zu ermöglichen.

Wie sieht es mit der Kaderplanung von der U17 bis zur U21 aus?

Da gibt es nicht mehr viel zu tun. Natürlich haben wir die Thematik der Transfersperre, die aber keine großen Auswirkungen auf die Kaderplanungen hat. Falls das Fifa-Urteil bestätigt wird, können wir keine externen Spieler verpflichten. Wir sind allerdings auf alle Szenarien vorbereitet, kennen den Markt und wären somit auch bereit für den Fall, falls unserer Berufung stattgegeben würde.