Der Sohn der Fortuna-Legende Hansjörg Schneider hat den Sprung ins Profi-Team des neuesten MLS-Klubs geschafft.
Kölner Profi in den USAWie Max Schneider aus Ehrenfeld in St. Louis durchstartet
Am Mittwoch gegen 16 Uhr Ortszeit ist der Kölner Max Schneider mit dem Flugzeug im Herzen der Vereinigten Staaten von Amerika gelandet. St. Louis war einst das Tor zum Westen, der große Umschlagplatz für die Siedler auf der Reise in die unbekannten Weiten. Im 19. Jahrhundert betrug der deutschstämmige Anteil der Stadt fast 40 Prozent. Und es war kein Zufall, dass in St. Louis ein gewisser Eberhard Anheuser aus Bad Kreuznach und sein Schwiegersohn Adolphos Busch eine Brauerei gründeten, die seit langer Zeit eine der größten der Welt ist.
Vom einstigen Glanz ist der Stadt am Mississippi mit ihrer erschreckend hohen Mordrate (2015 Nummer eins in den USA) wenig geblieben. Aber sie hat eine neue Attraktion, deren Teil der Kölner Max Schneider sein wird: Den örtlichen Fußballklub St. Louis City SC, der Ende Februar als 29. und neuestes Mitglied der Major League Soccer seinen Betrieb aufnimmt. Die Euphorie ist riesig. Vergangenes Jahr waren innerhalb weniger Minuten die Tickets für die ersten beiden Spielzeiten im neuen Stadion ausverkauft, das Ende November mit einem Freundschaftsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen eingeweiht wurde.
Für Max Schneider hätte sich hier ein Kreis geschlossen, wenn er dabei gewesen wäre. Aber der 22-Jährige saß mit einem Mittelfußbruch in der Reha-Abteilung seines Jugendklubs Bayer 04 und wurde von seinem Vater Hansjörg, dem früheren Kapitän von Fortuna Köln und Reha-Spezialisten von Bayer 04, wieder fit gemacht. Mit dieser Verletzung hatte der Rheinländer noch das West-Finale der Nachwuchs-Mannschaften gespielt, das er mit dem bereits seit einem Jahr aktiven Junioren-Team von St. Louis City in der MLS 2 erreichte. Obwohl die Partie gegen Columbus Crew 1:4 verloren ging, hat der Kölner in seiner ersten US-Saison als Jungprofi alle seine sportlichen Ziele erreicht.
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Als Führungsspieler seines Teams hat Max Schneider 23 Pflichtpartien absolviert, in denen er drei Tore erzielte. Nur eine Rote Karte hat ihn kurzfristig außer Gefecht gesetzt, weshalb St.-Louis-Sportdirektor Lutz Pfannenstiel bei einem Besuch in Leverkusen gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte: „Max ist ein sehr guter Spieler, auf den wir auch in Zukunft setzen, er muss allerdings sein Temperament ein wenig besser kontrollieren.“
Die Geschichte mit den Schiedsrichtern
Max Schneider spricht über das Thema nicht so gerne. „Die Schiedsrichter dort sind generell ein wenig anders als in Deutschland, aber ich habe gelernt und will künftig besser damit umgehen“, sagt der blonde Kämpfer, der 2021 sensationell mit einem vergleichsweise kleinen College US-Meister wurde. Die Jahre mit der Marshall University in Huntington/West Virginia haben ihn geprägt. „Das war eine unglaubliche Zeit“, sagt der Mittelfeldspieler, der in der Provinz auch seine Freundin Kimberley kennengelernt hat.
Die Fußballbegeisterung bei seinem neuen Klub mag mit der deutschen Geschichte der Stadt zu tun haben. St. Louis City ist jedenfalls in deutschen Händen. Lutz Pfannenstiel war als Wandervogel des Weltfußballs bekannt, ehe er als Talentscout in Hoffenheim und Sportdirektor bei Fortuna Düsseldorf Karriere machte. Als Trainer hat er den Südafrikaner Bradley Carnell installiert, der den Großteil seiner Spieler-Karriere in der Bundesliga (VfB Stuttgart, Mönchengladbach, Karlsruhe, Rostock) verbrachte. Neben Schneider bilden gestandene Bundesliga-Profis wie Roman Bürki und Eduard Löwen das Korsett des neuen Teams. Sie verfügen über einen gut dotierten Vertrag, den sich der Deutsche erst noch erkämpfen muss.
„Ich bin offiziell bei der MLS angestellt, die mich dann an den Klub verliehen hat“, erklärt Max Schneider. Erst wenn er in einigen Monaten die permanente Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis „Green Card“ erhält, darf er selbst mit dem Klub einen Vertrag aushandeln. Allerdings ist Max Schneider mit dem Status quo nicht unzufrieden: „Das ist ein Standardvertrag. Da verdient man ordentlich und kann auch etwas zur Seite legen.“ Vergleiche zum deutschen Fußball zieht der Kölner ungern. „Ich wollte ganz bewusst diesen Weg gehen und nicht in Deutschland in der vierten oder dritten Liga beginnen. Deshalb bin ich glücklich darüber, wie es bisher gelaufen ist“, sagt Schneider, „das Profi-Leben in den USA ist aber ganz anders. Hier reist man durch Zeitzonen und auch Klimazonen zu Auswärtsspielen, das Drumherum ist größer, anstrengender.“
Und der Alltag in einer Stadt wie St. Louis unterscheidet sich grundlegend vom gemütlichen Leben in seiner Heimat, wo Max Schneider während der Reha-Monate in seinem Jugendzimmer bei den Eltern in Neu-Ehrenfeld gewohnt hat. Hier scheiden sich die Vorlieben des 22-Jährigen für Fußball und normales Leben. „Im Dezember hat mich meine Freundin Kimberley besucht, da sind wir aus dem Haus auf den Weihnachtsmarkt, so etwas ist in den USA unmöglich, wo man überall mit dem Auto hinfahren muss“, erzählt er, „da merke ich immer, dass ich wirklich Deutscher bin. Und das wird sich auch nie ändern.“