Der 421-fache Bundesliga-Profi spielt ab sofort für den Tabellenführer der Kölner Kreisliga B2.
Ex-Bayer-StarWie Gonzalo Castro beim Leverkusener Kreisligisten Roland Bürrig gelandet ist
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Gonzalo Castro im Trikot der Traditionsmannschaft von Bayer 04 Leverkusen
Copyright: IMAGO/Kessler-Sportfotografie
Da staunten Thomas Herrmann und die Fußballer der TuS Roland Bürrig nicht schlecht. Gonzalo Castro war vor zwei Wochen nicht nur zum ersten Training auf dem Kunstrasenplatz an der Heinrich-Brüning-Straße erschienen. Er packte auch gleich die Grätsche aus. „Wir haben eine Spielform gemacht, es gab einen Ballverlust und dann ist er runter gegangene, um den Ball wiederzuholen“, beschreibt Chefcoach Herrmann die einprägsame Szene und leitet daran einiges ab. „Gonzalo ist ein ganz normaler Teil der Mannschaft und hat keinerlei Starallüren, sondern ist ein richtig lockerer Typ“, berichtet der 49-jährige B-Ligatrainer über den prominenten Winterneuzugang.
Gonzalo Castro beendete seine Profi-Karriere 2022
Dass mit Castro ein Ex-Profi, der 421 Bundesliga-Partien für Bayer 04, Borussia Dortmund, den VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld absolviert hat, dazu 30 Champions-League-Einsätze und fünf DFB-Länderspiele, nun für Neuntliga-Fußball in den Leverkusener Nordwesten kommt, hat eine längere Vorgeschichte. Nachdem der 37-Jährige seine Profikarriere im Herbst 2022 beendete, war bei den Castros erstmal Familienzeit angesagt. Zusammen mit seiner Frau Jasmin kümmerte sich der gebürtige Wuppertaler um die beiden Kinder, spielte Padeltennis und hielt sich mit Fitness- und Lauftraining in Form.
Da Jasmin wiederum gut mit der Gattin von Gökhan Güney befreundet war, kam der Kontakt zu Roland Bürrig zustande. Schließlich ist Güney Teammanager bei der TuS und versuchte den Ex-Profi in die Erste Mannschaft seines Vereins zu locken. Natürlich nicht mit Geld, weil beim Kreisligisten weder Studenten, Azubis noch die im Berufsleben stehenden Hobbykicker finanziell entlohnt werden, sondern nur im Falle des A-Ligaaufstiegs eine Aufwandsentschädigung erhalten.
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Kennenlernen auf der Weihnachtsfeier von Roland Bürrig
Das „Abenteuer TuS Roland Bürrig" sei das neue, artig Beitrag-zahlende Vereinsmitglied nur eingegangen, weil er seine neuen Mitspieler schon auf der Weihnachtsfeier, am Leverkusener Segelflugplatz, Ende letzten Jahres, als „top“ und „motiviert“ erlebte. „Das war ein wichtiger Teil, der meine Entscheidung beeinflusst hat und der Trainer natürlich auch“, stellt Castro klar. Chefcoach Herrmann wiederum ist im echten Leben selbstständiger Elektromeister und betreut die Erste Herrenmannschaft im vierten Jahr. „Vor dem ersten Kontakt war ich schon etwas nervös“, gibt der 49-Jährige zu, „aber wir hatten dann schnell eine gute Verbindung. Es gab keine Berührungsängste, sondern ganz normale Späßchen unter Fußballern.“
Man sieht das schon im Training, dass er es besser weiß und kann als alle anderen. Mit welchen Bewegungen er freie Räume anläuft, Bälle verarbeitet und weiterspielt. Wer da nicht die Augen offen hält, ist selbst schuld
Eben weil beim Roland „kein typisches Kreisliga-Gekicke“ vorhält, sondern die Hinrunde als Tabellenführer mit zwei Punkten Vorsprung und ohne Niederlage abgeschlossen wurde, sieht der sportlich Hauptverantwortliche eine Win-Win-Situation. „Ich glaube, dass Gonzalo schon auch etwas zurückgeben möchte“, sagt Hermann, „wenn man jahrzehntelang auf der Sonnenseite unterwegs war und jetzt mit Jungs zusammenspielt, die früher auch ins Stadion gegangen sind, ist das eine schöne Verbindung zur Basis.“
Gonzalo Castro will seine Erfahrungswerte weitergeben
Bürrigs neue Nummer 27 kündigte indes an, „meine Erfahrungswerte weitergeben“ und „den Jungs helfen“ zu wollen. Dass auch ein Ex-Nationalspieler erstmal auf Amateurniveau ankommen und vom „Fremdkörper“ zum „Fixpunkt“ im Mittelfeld werden muss, sei auch klar. Bis zum ersten Punktspiel in Rot-Weiß am 9. März bei Rath-Heumar sollte die „Integration“ aber abgeschlossen sein – fußballerisch und menschlich. „Nach einer Athletikeinheit war er mit einer Wadenverhärtung für ein paar Tage raus, vielleicht lag es am Kunstrasen", sagt der für offensiven Fußball stehende Übungsleiter. Er sei aber guter Dinge, dass sich in den letzten Wochen alles einspielt.
Herrmann begreift die Castro-Verpflichtung als „einmalige Chance“ und berichtet: „Man sieht das schon im Training, dass er es besser weiß und kann als alle anderen. Mit welchen Bewegungen er freie Räume anläuft, Bälle verarbeitet und weiterspielt. Wer da nicht die Augen offen hält, ist selbst schuld.“ Schließlich können sich die Leverkusener B-Liga-Kicker auch, was das Grätschen angeht, noch einiges bei Gonzalo Castro abschauen.