Angelina Köhler schimpft über die geringen Olympia-Prämien in Deutschland. Zuvor hatten bereits zwei Olympiasieger Olaf Scholz scharf kritisiert.
„Kann nicht sein“Weltmeisterin beschwert sich über Olympia-Prämien und zieht „Sommerhaus“-Vergleich
Schwimm-Weltmeisterin Angelina Köhler hat scharfe Kritik an den Prämien für erfolgreiche deutsche Olympia-Sportler geäußert. „Ich finde, es kann nicht sein, dass Leute beim ‚Sommerhaus der Stars‘ 50.000 Euro gewinnen und Athleten, die eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen gewinnen, nur 20.000 Euro“, sagte die 23-Jährige der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die bekannte RTL-TV-Show. „Wir trainieren unser ganzes Leben dafür. Wir trainieren zehnmal die Woche und ich finde, es kann nicht sein, dass die Prämien so wenig sind.“
Köhler, die bei Olympia in Paris über 100 Meter Schmetterling den vierten Platz belegt hatte, sagte zudem: „In anderen Ländern sieht man, dass es geht. Singapur ist ein ganz kleines Land und hat eine Prämie von fast 700.000 Euro für eine Goldmedaille. Klar sind wir ein größeres Land und haben viele Medaillen, aber ich finde, die Prämien sollten erhöht werden oder es sollte irgendwas anderes geben.“
Ole Braunschweig: „Dadurch bricht dann die Jugend weg“
Die Schwimmerin, die im Februar WM-Gold gewonnen hatte, sagte zur Prämie für deutsche Olympiasieger: „Es ist eine schöne Summe und es ist gut, dass wir was kriegen. Es gibt auch andere Länder, wo die Sportler gar nichts kriegen. Trotzdem finde ich, dass es nicht sein kann.“
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Köhlers bester Freund und Schwimm-Kollege Ole Braunschweig sieht bei der Sportförderung ebenfalls noch Handlungsbedarf: „Der Sport sollte auch für die Jugend wieder lukrativer werden. Die meisten sehen, dass es nur ein paar geförderte Plätze gibt und wenn ich kein Profi werde, dann lohnt es sich nicht. Dadurch bricht dann die Jugend weg.“
Olympiasieger schießen gegen Bundeskanzler Olaf Scholz
Angelina Köhler und Ole Braunschweig sind längst nicht die einzigen deutschen Sportler, die sich über die Sportförderung und Olympia-Prämien in Deutschland beschweren.
Die beiden Kajak-Olympiasieger Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz nahmen einen Besuch von Olaf Scholz bei den Olympischen Spielen in Paris zum Anlass, den Bundeskanzler scharf zu kritisieren. „Wichtig ist nicht, dass Politiker nur fürs nächste Wahlergebnis hier sind, sondern dass Familie und Freunde da sitzen“, sagte Rendschmidt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Er soll lieber Entscheidungen für den Sport treffen. Die Liebe zum Sport wird immer dann entdeckt, wenn es Medaillen gibt.“
Sein Teamkollege aus dem Gold-Vierer, Liebscher-Lucz, redete bei Scholz' Besuch im Stade nautique in Vaires-sur-Marne minutenlang auf den Kanzler ein. „Ich würde ihn gern nicht nur bei Olympia, sondern auch mal bei einer WM oder DM sehen. Stattdessen wird uns das Geld weiter gekürzt, wenn wir Erfolge feiern“, sagte Liebscher-Lucz. Die beiden Kanuten konnten mit den Potsdamern Jacob Schopf und Max Lemke nach 2021 erneut Gold im Vierer gewinnen. Im Zweier wurden sie beim Sieg von ihren Kollegen Schopf/Lemke Fünfte.
Anwesenheit von Olaf Scholz war Olympiasiegern „egal“
Dass der Kanzler auf der Tribüne saß, sei ihm „egal“ gewesen, sagte Rendschmidt im Anschluss an das Rennen. Mit vier Olympiasiegen ist der Niederkasseler der erfolgreichste deutsche Kanute bei Sommerspielen.
Die Bundesregierung reagierte im Anschluss auf die Kritik der Kajak-Olympiasieger und unterstrich die Wichtigkeit der Sportförderung. „Klar ist, Sport ist ein wichtiger Bestandteil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens – das gilt für den Breiten- und Leistungssport gleichermaßen. Der Bundesregierung ist es deshalb wichtig, Sport und damit die Athletinnen und Athleten zu fördern“, teilte ein Regierungssprecher mit: „Denn nur mit großen Kraftanstrengungen und persönlichen Entbehrungen sind solche Erfolge, wie die bei den Olympischen Spielen möglich.“ (ve/dpa)