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Warum griff der VAR nicht ein?Nagelsmann und Experten fassungslos nach ausgebliebenem Elfmeterpfiff

Lesezeit 3 Minuten
Umstrittene Szene: Cucurella spielt den Ball mit der Hand, ein Pfiff bleibt aus.

Umstrittene Szene: Cucurella spielt den Ball mit der Hand, ein Pfiff bleibt aus.

Experten, Politiker, Fans: Ganz Deutschland diskutiert nach dem Ausscheiden über eine spielentscheidende Szene in der 106. Minute.

Bei den deutschen Nationalspielern und den Fans auf den Rängen flossen Tränen: Die deutsche EM-Party ist nach 120 Minuten voller Leidenschaft und Fußball-Wahnsinn vorbei.

Der Traum vom vierten EM-Titel ist nach drei beschwingten Wochen mit Torfesten und Gute-Laune-Spielen zwei Schritte vor dem Finale zu früh vorüber. Ein Grund dafür ist ein ausgebliebener Pfiff beim Handspiel von Marc Cucurella nach einem Schuss von Jamal Musiala in der 106. Minute. Schiedsrichter Anthony Taylor bewertete die Szene nicht als elfmeterwürdig – eine äußerst umstrittene Entscheidung.

ARD: Schweinsteiger und Hitzsperger kritisieren Schiedsrichter wegen möglichem Hand-Elfmeter

„Von zehn Mal ist es neun Mal Elfmeter“, so Bastian Schweinsteiger, der sich auch verwundert darüber zeigte, warum sich der Schiedsrichter die Szene nicht noch einmal anschaute. „Die Hand ist jetzt nicht komplett am Körper. Ich war wirklich verwundert, dass der Elfmeter nicht gecheckt wurde.“

Nachdem die Szene nach dem Spiel noch einmal gezeigt wurde, wiederholte Schweinschweiger seine Einschätzung. „Mein Herz blutet, wenn ich sowas sehe“, kommentierte der ehemalige Nationalspieler die Szene.

Emotionaler Julian Nagelsmann: „Das ist ein klarer Elfmeter“

Zur gleichen Einschätzung war bereits Experte Thomas Hitzlsperger während des Spiels gekommen. „Mir leuchtet es nicht ein. Ich würde sagen, in neun von zehn Fällen wird hier auf Elfmeter entschieden. Warum die deutsche Mannschaft hier keinen bekommt, ist mir ein Rätsel“, so der ARD-Experte.

Der Schuss [...] geht wahrscheinlich sogar rein. Das ist ein klarer Elfmeter.
Julian Nagelsmann

Ein emotionaler Julian Nagelsmann, dem die Tränen in den Augen standen, äußerte sich nach dem Spiel ebenfalls zu der Szene. Julian Nagelsmann: „Es sind Tränen geflossen. Joshua Kimmich hat geredet, ich habe auch noch ein paar Worte gesagt. Es war heute nicht verdient, und der Schiedsrichter hat auch ein bisschen für Spanien gepfiffen. Was uns trösten kann, ist, dass wir gemeinsam wieder schöne Momente mit der Nationalmannschaft hatten. Die Fans haben uns wirklich gepusht. In der Verlängerung waren wir nah dran, wir hatten drei Riesendinger. Der Schuss bei der umstrittenen Szene ist sehr gut, der geht wahrscheinlich sogar rein. Das ist ein klarer Elfmeter.“

ARD-Schiedsrichter-Expertin Bibiana Steinhaus tat sich mit einer Einschätzung schwer. Steinhaus erklärte, der VAR hätte in der Szene nicht eingreifen können, weil das kein glasklarer Elfmeter sei.

Auch auf Nachfrage von Moderatorin Esther Sedlaczek nach ihrer Einschätzung zu der Szene, ließ sich die ehemalige Bundesliga-Schiedsrichterin nicht aus der Reserve lockern und antwortete diplomatisch. „Ich kann's nachvollziehen, denke aber auch, dass eine andere Entscheidung durchaus möglich gewesen wäre“, so Steinhaus.

Unverständnis für ausgebliebenen Elfmeterpfiff im Viertelfinale

Möglich gewesen? Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Medien sehen das anders, sie sahen einen glasklaren Regelverstoß, den Anthony Taylor hätte ahnden müssen.

„Wie zur Hölle kann das eben kein Elfmeter sein, aber gegen den armen Dänen, der vor fünf Tagen im Vollsprint aus zehn Zentimetern angeflankt wird, wird Strafstoß gepfiffen. Ich checke es einfach nicht“, kommentierte der Kanal des Fußballmagazins „11Freunde“ bei X.

„Den Elfmeter muss man grundsätzlich nicht bekommen. Es sei denn, man hat auch den Elfmeter gegen Dänemark bekommen. Dann schon“, kommentierte Moderator Micky Beisenherz ebenfalls unter Bezugnahme auf den Elfmeterpfiff gegen Dänemark im Achtelfinale.

Sogar Politiker mischten sich am späten Freitagabend in die Debatte ein. „Der nicht gegebene Handelfmeter nach Musialas Schuss in der Verlängerung hätte das Spiel wohl für uns entschieden. Der Schiedsrichter war der schlechteste Mann auf dem Platz…“, schrieb Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf X.