Günter Pütz ist seit siebeneinhalb Jahren Präsident von Viktoria Köln.
Der 69-Jährige ist beim Fußball-Drittligisten bis zum Sommer 2023 gewählt.
Er blickt auf Erfolge und Enttäuschungen seiner Amtszeit zurück - ein Interview.
Köln – Herr Pütz, seit 2012 haben Sie Ihrer Lebensgefährtin Ursula Brauckmann alljährlich auf der Viktoria-Weihnachtsfeier versprochen, sie im Falle eines Drittliga-Aufstiegs des Teams zu heiraten. Haben Sie Ihr Ehe-Versprechen inzwischen eingelöst?
Günter Pütz: (lacht) Tatsächlich wird es ja so langsam Zeit, meinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Bisher haben wir zwei aber einfach noch nicht die Zeit gefunden, Hochzeit zu feiern. Jetzt haben wir erst einmal Karneval, dann schauen wir weiter.
Sie sind nicht der einzige Präsident in der Familie Pütz/Brauckmann.
Das stimmt. Ursula ist Präsidentin der Damen-Karnevalsgesellschaft Colombinen, ihr Bruder Thomas Vorsitzender der Narrenzunft und mein Junge Marco Präsident der Goldenen Jungs. Das entscheidende Amt habe aber natürlich ich inne: Präsident des FC Viktoria Köln (lacht).
Sie sind seit Sommer 2012 Erster Vorsitzender der Viktoria. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?
Definitiv ist im Rechtsrheinischen eine Menge entstanden und wir haben auch viel angeschoben und umgesetzt. Wir sind Jugend- und Nachwuchsleistungszentrum geworden, über dieses Zertifikat freuen wir uns ungemein. Die Infrastruktur hat sich enorm verbessert mit dem Bau zweier Kunstrasenplätze in unserem Sportpark und eines Trainingsplatzes in Neubrück. Und das Wichtigste ist natürlich, dass wir mit der ersten Mannschaft endlich in die Dritte Liga aufgestiegen sind.
Zur Person
Günter Pütz (69), geboren in Köln, ist seit Sommer 2012 Präsident des FC Viktoria Köln und trat vor knapp acht Jahren die Nachfolge des damaligen ersten Vorsitzenden Tobias Kollmann an. Pütz hat vier Kinder (drei Söhne, eine Tochter) und wurde 2019 für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Er ist liiert mit Ursula Brauckmann, der Präsidentin der Damen-Karnevalsgesellschaft Colombinen. (ol)
In den vergangenen Jahren hat der Verein gerade aufgrund der sieben verpassten Anläufe, in den Profifußball zu gelangen, viel Lehrgeld bezahlen müssen. Haben Sie zwischenzeitlich daran gedacht, die Brocken hinzuwerfen?
Ach was. Natürlich waren wir manchmal ziemlich enttäuscht, weil wir den Sprung in Liga drei zwei-, dreimal so knapp verpasst haben. Aber dieses Familiäre, was den Klub ausmacht, hat mich immer beflügelt.
Nach einem guten Saisonauftakt steht die Viktoria inzwischen auf einem Abstiegsplatz. Haben Sie Angst vor der sofortigen Rückkehr in die Regionalliga?
Ich bin ein positiver Mensch und möchte mich mit einem solchen Szenario gar nicht so sehr befassen. Fakt ist doch, dass wir aus den ersten vier Pflichtspielen im neuen Jahr fünf Punkte geholt haben, was ich durchaus ordentlich finde. Die Qualität der Mannschaft ist absolut ausreichend, um die Klasse zu halten.
Im Abstiegskampf braucht es aber auch Fans, die die Mannschaft lautstark nach vorne peitschen. Wie empfinden Sie die Unterstützung im Sportpark Höhenberg?
Sie müssen ja auch berücksichtigen, dass die neue Viktoria erst 2010 entstanden ist, der Verein in den Jahren vorher also kaum existiert hat. Das muss wachsen. Aber Sie haben durchaus recht: Ein bisschen lauter könnte es im Stadion schon manchmal sein.
Was hat sich für den Verein durch den Eintritt in den Profifußball geändert?
Da kommt mir auf Anhieb das Thema „Sponsoren“ in den Sinn. Seitdem klar war, dass wir künftig im Profibereich vertreten sind, hat sich die Anzahl der Sponsoren deutlich erhöht. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung hat sich einiges verändert. Ich bin schon der Meinung, dass wir in der Stadt Köln mehr Reichweite und Präsenz haben.
Ein Derby gegen Fortuna Köln wird es in dieser Saison nicht geben. Hat sich das Verhältnis zwischen beiden Klubs seit Viktorias Auf- und Fortunas Abstieg gewandelt?
Zunächst einmal verbindet mich seit Jahren eine Freundschaft zu Fortunas Präsident Hanns-Jörg Westendorf. Hauptsächlich resultierte der Zwist zwischen den Vereinen ja aus den Aussagen ihres ehemaligen Trainers Uwe Koschinat, der sich häufig nicht im Griff hatte und immer wieder Öl ins Feuer gegossen hat. Ich habe überhaupt kein Problem mit Fortuna, ein Derby wäre sensationell – aber nur in der Dritten Liga.
Ende Januar beim Bundesliga-Spiel des 1.FC Köln bei Borussia Dortmund wurde Viktorias Hauptsponsor Franz-Josef Wernze von sogenannten FC-Fans bei der Darstellung des Veedels Höhenberg in einem Fadenkreuz gezeigt. Wie bewerten Sie das?
Das war unangebracht. Aber der 1. FC Köln hat sich dafür entschuldigt und Herr Wernze hat die Entschuldigung angenommen. Er ist der Geburtshelfer der Viktoria, ohne seine Unterstützung würde es diesen Verein doch gar nicht geben. Dieser Mann hat ein riesiges Herz und gemeinsam mit seiner Frau zahlreiche soziale Projekte, zum Beispiel für benachteiligte Kinder, ins Leben gerufen. So etwas hat Herr Wernze definitiv nicht verdient.
Ihre Amtszeit endet 2023. Werden Sie anschließend zum vierten Mal kandidieren?
Wenn ich dann noch zu Fuß zum Stadion komme und der Verein mich immer noch da oben sehen möchte, natürlich sehr gerne. Danken möchte ich an dieser Stelle aber auch den übrigen Mitgliedern des Präsidiums: Ohne die Unterstützung von Holger Kirsch, Willy Scheer und Horst Müller sowie Sportvorstand Franz Wunderlich wäre ich wohl schon längst nicht mehr hier.