Köln – Zuckerstangen-Streifen, Weihnachtsmann-Ringe, scharfe Zacken, wie von Wolverine gehauen: Zur neuen Bundesliga-Saison präsentieren sich die Erstligisten in frischen Trikots. Auch der Fußball kennt Modetrends – und einige Geschmacksverirrungen. Eine kurze und völlig subjektive Übersicht der neuen Vereins-Leibchen.
1. FC Köln
Der FC hat mit Ausrüster Hummel wie bereits nach dem Aufstieg im Jahr 2014 ein Diagonal-Design für die neue Spielzeit ausgewählt. Als Hintergrund wird abermals der Gewinn des DFB-Pokals im Jahr 1968 transportiert. Etwas betrüblich, angesichts des schnellen Ausscheidens in Regensburg. In der Partie trat der FC allerdings in seinem blauen Auswärts-Dress auf. Somit lebt noch die Chance, das Heimtrikot in der Conference League auf ein ganz neues Level zu bringen. Der kultige Look hätte es verdient.
Bayer 04 Leverkusen
Das neue Heimtrikot der Werkself ist erstmal unaufdringlich in Rot gehalten. Bei näherem Hinsehen weichen die gewohnt schwarzen Längsstreifen aber einer interessanten Idee: Eine „Soundwave“, die aus dem Fangesang „Leverkusen allez“ inspiriert ist, liegt quer über dem Jersey. Mal etwas Neues, was auch funktioniert.
Es ist immer schön, wenn man Kinder einfach mit Farben spielen lässt und Freude an dem finden kann, was an zufälligen Farbklecksen dabei herauskommt. Also dann: Das habt ihr ganz, ganz toll gemacht, RB Leipzig. Ähm, ja.
Werder Bremen
Die Grün-Weiß-Kombination überrascht nicht, wohl aber ihre Umsetzung: Grüne Rauten, die Form des Vereinswappens zitierend, überlagern sich auf weißem Grund, unperfekt gerastert, wie im Warhol'schen Siebdruckverfahren. Applaus auch für das lachsfarbene Auswärtstrikot, da traut sich der Aufsteiger was.
Bayern München
Beim neuen roten Trikot des FC Bayern könnten man meinen, der Rekordmeister hat sich für jede Meisterschaft einfach einen weißen Strich auf sein rotes Hemd gemalt. Mal dicker, mal dünner. Egal. Hauptsache mit viel Platz für weitere. Etwas mühsam anzuschauen.
SC Freiburg
Was Bayern München in quer können die Freiburger in hochkant. Weiße Längsstreifen auf rotem Grund machen ja auch schlanker, zwischen ihnen verlaufen noch ein quer schraffiertes Muster über der Bauchpartie, als aufgedruckter Sixpack-Ersatz.
Borussia Dortmund
Mit Erling Haaland im Sturm wäre die schwarz-gelb gestreifte Bulldozer-Kombination durchaus sportlich untermalt. Jetzt ist der wuchtige Stürmer aber weg. Und viele flinke Angreifer laufen beim BVB umher. Das will zur schwer wirkenden Balken-Optik im Baustellen-Flair nicht mehr so recht passen.
FC Schalke 04
Im schlichtest möglichen Königsblau geht es für Schalke zurück in die Erstklassigkeit, nur die berühmten drei Streifen des neuen Ausrüsters zieren die Schultern. Am wichtigsten ist eh, was fehlt: Die Gazprom-Werbung auf der Brust.
Borussia Mönchengladbach
Der schwarzgrüne Streifen lief schon Anfang der 1970er Jahre übers Leibchen der Fohlen, damals hochkant links übers Herz. Jetzt ist er in die Mitte des Trikots gerückt, damit die Traditionspflege auch direkt ins Auge fällt.
Hertha BSC
Die klassischen blauen Längsstreifen auf weißem Grund machen diesmal vor der Schulterpartie halt. Die schwarze Umrandung der blau-weißen Fahne findet sich dann an den Bündchen wieder. Durch einen glücklichen Zufall ist ein Teil des Sponsorennamens im komplementären Orange gehalten. Oder hat das Gebrauchtwagenportal seinen Look der Alten Dame angepasst?
VfB Stuttgart
Beim VfB Stuttgart ist es so, dass es ein Verbot gibt, jemals etwas anderes zu tun, als einen roten Balken auf die Brust eines weißen Trikots zu machen, um in der Bundesliga damit aufzulaufen. Möglich, dass das gar nicht stimmt und es doch mal eine Ausnahme gab. Aber wir erinnern uns nicht daran.
1. FSV Mainz 05
Die Mainzer bleiben bei ihren Stadtwappenfarben: Rot fürs Heim-, weiß fürs Auswärtstrikot. Raffiniert ist allein die Musterung, sie greift die Y-Form aus dem Vereinslogo auf. Die goldenen Armbündchen sind dann freilich schon fast zu viel, sie sollen auf die „goldene Stadt am Rhein“ verweisen. Oder auf die Rüstung von Iron Man.
TSG Hoffenheim
Die weißen und hellblauen Linien, die quer über das blaue Trikot schlängeln, sollen die sanfte Hügellandschaft des Kraichgaus symbolisieren. Schön und vielleicht stellt es ja die Gegner ruhig, aber wieso zieren dann das hellgelbe Auswärtstrikot quere Zacken? Die lassen die Hoffenheim-Spieler aussehen, als wären sie gerade den Klauen von Wolverine zum Opfer gefallen.
Eintracht Frankfurt
Das Heimtrikot von Eintracht Frankfurt kommt ganz in weiß und mit Adler auf der Brust. So wie gerne auch die deutsche Nationalmannschaft. Frankfurt ist aber nicht die deutsche Nationalmannschaft. Und eigentlich spielen sie immer in schwarz-rot. Das Trikot ist zwar schlicht, durchaus ansehnlich und bricht auch nicht mit der Frankfurter Trikot-Historie. Und doch ist es irgendwie verbraucht.
VfL Wolfsburg
Wem das helle Limettengrün des neuen Wolfsburg-Trikots zu grell ist, der hat in der vergangenen Saison am Radio verfolgt: Im Vergleich zum Textmarker-Grün der Spielzeit 21/22 ist das hier ein klarer Fortschritt. Das Muster soll auf einen Erlkönig des Hauptsponsors verweisen – also den getarnten Prototyp eines Volkswagens. Als wollten die Spieler noch nicht offen zeigen, was in ihnen drin steckt.
VfL Bochum
In Flutlichtblau laufen die Bochumer auf. Die originelle Farbton-Bezeichnung hatte der VfL selbst erfunden. Das kantige Muster – ohne solche geht es in dieser Spielzeit nicht – soll an die Struktur des Ruhrstadions erinnern. Das Ausweichtrikot hat man dann konsequenterweise im Farbton „Beton“ gehalten.
Union Berlin
Noch mal Längsstreifen, noch mal rot-weiß, noch mal drei Adidas-Streifen auf den Schultern. Jetzt versteht man aber, warum Hertha BSC die breiten Striemen nicht bis zu den Schultern hochzog: Die Rivalen von Union Berlin sehen so ein wenig wie über den Rasen torkelnde Zuckerstangen aus.
FC Augsburg
In lustigen Reifen unterschiedlicher Breite ringeln sich Vereinsfarben des FC Augsburg um die Oberkörper seiner Spieler: Rot, weiß und grün. Ja, ist denn schon Weihnachten? Laufen die durch den Kamin ein? Immerhin: Dynamische Quer-Schraffuren lenken vom festlichen Charakter ab.