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HandwerkermangelAuf Burg Heimerzheim ist erst ein Drittel der Flutschäden beseitigt

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In Schutzanzügen beseitigen Spezialisten in der Burg Schäden der Flut.

Swisttal – Ein langes Gesicht machte Landrat Sebastian Schuster beim erneuten Besuch auf Burg Heimerzheim. Auch ein Jahr nach der Katastrophe ist die 700 Jahre alte Burg noch schwer von der Flut gezeichnet. Zwar sind hier und da Handwerker an der Arbeit, doch beim Anblick von nackten Mauern und Fußböden ohne Belag glaubt der Kreischef Burgherrn Antonius von Boeselager plötzlich, dass hier noch lange kein Hotelbetrieb stattfinden kann.

Und mit ernster Mine hört er sich an, wo die größte Sorge des Mittsiebzigers liegt: Dieser Tage endet das Jahr, für das die Versicherung den Betriebsausfall übernimmt. Ob die Angestellten zu halten sein werden, wenn die Sanierung bis zum nächsten Frühjahr dauern sollte, ist fraglich.

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Baumaterial stapelt sich vor den leeren Räumen. Handwerker sind Mangelware.

Mit dem Antrag auf Landesmittel hat der Burgherr schon eingehend Erfahrung gemacht, und Hubertus Hille, der als Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg in Begleitung der Landratskommission zur Begutachtung von Betrieben in Rheinbach und Heimerzheim mit zu Gast ist, muss sich die Antwort auf seine Frage nach dem Entschädigungsverfahren anhören, das die IHK betreute. „Erst brauchte ich kein Gutachten, dann doch. Vom Heimatministerium bin ich ans Wirtschaftsministerium verwiesen worden, dann zur NRW-Bank, und als ich – wie besprochen – angekreuzt hatte, dass alles Betriebseigentum ist, war die Förderung angeblich unmöglich.“

Versierter Bürgermeister scheiterte an Fluthilfe-Antrag

Hille weiß, wie schwierig es ist, die Anträge auszufüllen: „Bürokratisch höre ich nicht zum ersten Mal, und der ehemalige Bürgermeister von Meckenheim, der sehr versiert ist, hat es auch nicht im ersten Versuch geschafft.“ Inzwischen läuft der Antrag von Antonius von Boeselager zwar, nur was rauskommt, weiß noch niemand.

Immerhin kann auf Burg Heimerzheim wieder geheiratet werden. Dafür musste jedoch ein provisorisches Parkett aus PVC in den Raum gelegt werden, da das echte nicht vor September kommt. „Zudem räumen wir jeden Montag die Geräte aus der Küche, damit die Handwerker weitermachen können, und freitags stellen wir sie wieder rein“, erklärt von Boeselager.

Trotz des Mehraufwands musste er den Preis senken: „Im aktuellen Zustand würden vielleicht verliebte Paare sich toll fühlen, aber sicher keine Mutter, die aufs Äußere achtet.“

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Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster neben Burgherr Antonius von Boeselager (mit Gürteltasche) und den Teilnehmern seiner Rundfahrt zu Betroffenen der Flut.

Als Landrat Schuster den ersten Besuch nach der Flut machte, waren 74 Handwerker bei der Arbeit, jetzt zehn. „Ich bin froh, wenn ich morgens komme, und ein Handwerker ist da. Bis auf einen sind es alles Ausländer – freundlich und engagiert“, sagte von Boeselager.

Oliver Krämer, dem Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, wurde schon mulmig. Er witterte Kritik. Doch der Hotelbesitzer nahm die Handwerker in Schutz: „Sie waren schon vor der Flut ausgelastet. Handwerk hat trotz seines goldenen Bodens nicht mehr den Stellenwert.“

Wie viele von ihnen nach Flut und Corona aufgegeben haben, weiß nicht einmal IHK-Präsident Stefan Hagen: „Aus Insolvenzzahlen geht es nicht hervor. Wir erfahren nicht, wenn jemand nur den Schlüssel rumdreht und sein Geschäft nicht abmeldet, vielleicht weil er noch weiter in der Metro einkaufen gehen möchte.“

Aber Hagen hat sich beim Gang durch Heimerzheim umgeschaut. Viele Geschäfte an der Kölner Straße sind verrammelt: „Ich bin beeindruckt vom Willen – wie von dem Optiker, der sich sofort nach der Flut einen Container hingestellt hat.“ Hagen stellt aber fest: „Wir haben nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern einen Arbeitskräftemangel.“

Mammut-Projekt für den Raum Swisttal

Das ändert nichts daran, dass auf Burg Heimerzheim erst 30 Prozent der Bauleistung erbracht sind, wie von Boeselager schätzt: „Der Auftrag ist einfach zu groß für die Handwerker, mit denen ich seit Jahren zusammengearbeitet habe, und wenn ich nach mobilen Spundwänden für den Hof frage oder nach einem Estrich, in den beim nächsten Mal – wenigstens bei einem normalen Hochwasser – kein Wasser eindringt, bekomme ich vielleicht noch Rückmeldungen, wie interessant das sei, aber kein Angebot.“ Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner nickte: „Das ist hier wirklich ein absolutes Mammut-Projekt, der größte Schaden, den wir in Swisttal haben.“

Der Bauherr ist jedenfalls gewillt, es weiter ohne Bauleiter zu stemmen: „Ich baue ja nicht neu.“ Er weiß aber auch, dass jede Neuerung finanziell an ihm hängen bleibt, etwa, wenn er die Heizung nach oben verlegen lässt. Und dann räumt er ein, wie sehr ihn die Flut belastet.

Burg steht seit 698 Jahren

Seit 1324 steht die Burg. „Noch nie zuvor wurde sie so beschädigt wie bei der Flut. Mein Großvater hat notiert, wie er im Krieg den Bombenteppich auf Heimerzheim erlebte und wegen des Staubs der getroffenen Fachwerkhäuser fast nichts sah. Aber die Burg war damals ganz, und die Menschen flüchteten hierher.“

Und jetzt? „Ohne Versicherung wäre es gar nicht zu schaffen“, sagt von Boeselager und offenbart, dass er drauf und dran war, die Burg zu verkaufen oder der Gemeinde zu schenken.

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Rohbauzustand im eigentlich feudalen Hotelbereich.

Die Erinnerung an die Flut können auch die Handwerker nicht auslöschen. Mitarbeiterin Gudula von Jordans schreckte erst um 2 Uhr in der Nacht auf, als ohne Strom alles dunkel war, aber im Hof der Burg die Autos blinkend schwammen. Zwei Gäste wollten mit den Koffern über dem Kopf zum Auto.

„Aber dafür war das Wasser viel zu reißend. Ich habe sie mit den anderen ins Burghaus geholt.“ Auch dort, ein paar Stufen höher, stand allen bald das Wasser kniehoch, während die Türen zu den ebenerdigen Hotelzimmern schon komplett unter Wasser standen. Gäste halfen, Möbel aus dem roten Salon nach oben zu tragen. „Die Burg ist ein sicheres Haus, da habe ich mir keine Sorgen gemacht. Aber die Strömung war immens“, berichtete von Jordans.

Mauern vollgesogen wie ein Schwamm

Der Feldbrandstein, aus dem die Burg gemauert ist, blüht weiß aus. „Er hat sich vollgesogen wie ein Schwamm“, sagt der Hausherr, der in der Nacht nicht da war. Das war auch der Grund, warum 53 Trockner bis Mitte Mai benötigten, um das Wasser aus den Wänden zu ziehen.

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Vorher war auch kein Wiederaufbau im Innern möglich. „In der Hotelbar haben wir noch einen riesigen Karpfen gefunden, der muss irgendwo aus einem Teich stammen“, sagt der Hausherr, der ein Schild mit dem Wasserstand von 2021 an eine Wand im Hof geschraubt hat – zur Warnung für die Nachwelt.