Eröffnet wurde der Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble mit einer Rede von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas.
Trauerstaatsakt im BundestagRepublik nimmt Abschied von Schäuble – Macron hält Rede auf Deutsch
Bei einem Trauerstaatsakt im Bundestag haben Vertreterinnen und Vertreter des politischen Lebens Abschied von dem CDU-Politiker Wolfgang Schäuble genommen. „Wir verneigen uns vor einem wahren Staatsmann unseres Landes, vor einem europäischen Staatsmann, vor einem streitbaren Demokraten, vor einer prägenden Persönlichkeit der jüngeren Geschichte unseres Landes“, sagte der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz in seiner Gedenkansprache im Bundestagsplenum.
„Er konnte in der Sache sehr hart sein, und das hat ihm - zum Beispiel in der Finanzkrise - nicht nur neue Freunde eingetragen“, sagte Merz über den Verstorbenen, der zu seinen Vorgängern an der Spitze von Partei und Fraktion zählt.
„Aber sein Umgang war immer fair, er war immer bereit, seinem Gegenüber respektvoll zuzuhören und er war immer bereit, im Interesse Europas Kompromisse zu machen.“ Über die vergangenen 30 Jahre sei zwischen ihm und Schäuble eine „tiefe und vertrauensvolle Freundschaft entstanden“, fügte Merz hinzu.
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Bärbel Bas eröffnet die Gedenkfeier für Wolfgang Schäuble – Friedrich Merz hält eine Gedenkansprache
Eröffnet wurde der Staatsakt mit einer Rede von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die ihm für seine Verdienste um Deutschland und Europa Dank aussprach. „Deutschland verliert einen großen Demokraten und Staatsmann, Europa einen Vordenker, und Frankreich einen besonderen Freund“, sagte die SPD-Politikerin.
Schäuble sei in seinen mehr als 50 Jahren als Bundestagsabgeordneter ein „Ausnahmeparlamentarier“ gewesen, sagte Bas. „In seinen Reden beeindruckte er mit intellektuellem Scharfsinn, sprachlicher Präzision und politischer Angriffslust.“ Schäuble sei mit seinem Pflichtbewusstsein „der vollendete Staatsdiener“ gewesen. „Zum Schluss war er zu einer Instanz geworden - über Parteigrenzen hinweg.“
An dem Trauer-Staatsakt nahmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Vorgänger Joachim Gauck, Christian Wulff und Wolfgang Köhler teil. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron war ebenfalls zugegen, auch er sollte eine Rede halten. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war unter den Teilnehmern, ebenso seine Vorgängerin Angela Merkel (CDU).
Frankreichs Präsident Macron würdigt Schäuble in einer auf Deutsch gehaltenen Rede
Mit einer zum großen Teil auf Deutsch gehaltenen Rede hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble als Säule Europas und Freund Frankreichs geehrt. „Wenn heute ein Franzose im Bundestag zu hören ist, dann ist dies auch der Freundschaft dieses großen Deutschen zu verdanken“, sagte Macron in seiner Trauerrede im Plenum des Bundestags.
Schäuble habe sich durch „sein Pflichtbewusstsein und seine unermüdliche Leidenschaft“ ausgezeichnet. „Er war der Hüter der Haushaltsregeln“, erinnerte Macron. „Er wurde nicht immer verstanden, manchmal auch in Frankreich nicht“, räumte er ein. Schäuble habe die Interessen Deutschlands verteidigt, aber dabei immer gewusst, „dass in Europa niemand danach streben sollte, an der Spitze zu stehen“.
Emmanuel Macron spricht von deutsch-französischem Freundschaftsvertrag
Der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, den Macron auf den Tag genau vor fünf Jahren gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterzeichnet hatte, trage Schäubles Handschrift, sagte Macron. „Nur wenn Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen, können oft schwierige Fragen gelöst werden“, so zitierte der französische Präsident Schäuble auf Deutsch.
Die „untrennbare Verbindung“ zwischen Deutschland und Frankreich sei die Formel, durch die die beiden Länder nach dem Zweiten Weltkrieg aufblühen konnten. „Nehmen wir dieses Erbe an, seien wir auf der Höhe der Aufgabe“, betonte der französische Präsident, der mit den Worten endete: „Es lebe Europa! Es lebe Deutschland! Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!“ Auf Macrons Rede folgte lang anhaltender Applaus im Stehen.
Den Staatsakt hatte Bundespräsident Steinmeier kurz nach Schäubles Tod angeordnet. Grundlage ist eine Regelung von 1966. Demnach sind derlei Staatsakte ebenso wie Staatsbegräbnisse „Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens“ vorbehalten, „die sich um das deutsche Volk hervorragend verdient gemacht haben“. Der Staatsakt ist laut Bundestag „Ausdruck höchster Würdigung von Anlässen oder von Personen durch die obersten Repräsentanten des Gemeinwesens“. (afp)