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Bericht zu Kindern in Deutschland„Frust und Stress nehmen zu“

Lesezeit 3 Minuten

Die Bildschirmzeit in vielen Familien hat sich extrem erhöht.

Köln – Ein Jahr nach dem ersten Lockdown zeichnen sich massive Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche ab. Zu diesem Schluss kommt der neue Unicef-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland. Die vielfältigen Einschränkungen gefährden nicht nur die Bildungserfolge junger Menschen, sondern haben auch weitreichende Folgen für ihr gesamtes Wohlbefinden und ihre Entwicklung.

„Ich glaube, das lastet auch auf den Seelen der Kinder“, sagte die Schirmherrin von Unicef Deutschland, Elke Büdenbender, letzte Woche bei der Vorstellung des Berichts. Die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte: „Je länger die Pandemie dauert, umso mehr nehmen Frust und Stress in den eigenen vier Wänden zu.“

Der Unicef-Bericht zeige, dass Deutschland bei der Zufriedenheit der Kinder schon vor der Pandemie im internationalen Vergleich zur Mittelmaß gewesen sei, sagte der Unicef-Vorstandsvorsitzende Georg Graf Waldersee. Mängel, die auch vorher schon da gewesen seien, würden jetzt „schonungslos offengelegt“.

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Mehr depressive junge Frauen

In Deutschland schätzen sich beispielsweise 16 Prozent der jungen Frauen im Alter von 16 und 19 Jahren selbst als depressiv ein. Das sind doppelt so viele wie bei den Jungen. Im europäischen Vergleich weisen beispielsweise Tschechien mit unter einem Prozent und Spanien mit unter 2 Prozent sehr viel niedrigere Werte auf.

„Kinder brauchen andere Kinder“, betonte der Autor des Unicef-Berichts, der Familiensoziologe Hans Bertram. Gerade für jüngere Kinder in der Grundschule sei der Präsenzunterricht eine zwingende Voraussetzung, um eine Gleichheit der Entwicklungschancen zu schaffen.

Schlechte Startbedingungen

Schon vor der Pandemie hätten Kinder aus Einwandererfamilien und Kinder von Alleinerziehenden schlechtere Startchancen gehabt, sagte Bertram. Über zehn Prozent der Jugendlichen mit Einwanderungsgeschichte gaben 2018 in einer Umfrage an, dass sie Zuhause keinen ruhigen Arbeitsplatz haben. Auch im Vergleich zu vielen Nachbarländern sei Deutschland für den virtuellen Unterrichts in der Pandemie deutlich schlechter gerüstet, zeigt der Bericht.

„Und weil Kinder und Familien besonders belastet sind, müssen wir sie gerade jetzt stärken, und besonders eben die, die es ohnehin schon schwer haben“, appellierte Büdenbender. „Diese Botschaft ist vor der Bundestagswahl sehr, sehr wichtig.“

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So können Sie helfen

Mit unserer Aktion „wir helfen: damit unsere Kinder vor Gewalt geschützt werden“ bitten wir um Spenden für Projekte, die sich für ein friedliches und unversehrtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in unserer Region einsetzen.

Die Spendenkonten lauten:

„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“

Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 370 502 990 000 162 155

Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 370 501 980 022 252 225