AboAbonnieren

Frühe HilfenEin Nest für Babys aus aller Welt

Lesezeit 3 Minuten
Drei Eltern sitzen mit ihren Babys und einer Diplom-Heilpädagogin auf knallroten Matten, vor ihnen liegt allerhand Spielzeug.

Bianca Molly mit Tochter Lena, Huakun Zhaug mit Tochter Amelia, Singh Prince mit Sohn Gurniwaz und Clauida Götz, Diplom-Heilpädagogin und Leiterin des „Baby Nests“.

Der gemeinnützige Verein „Kölner Zentrum für Frühbehandlung und Frühförderung“ bietet in sozialen Brennpunkten wie Meschenich kostenlose „Frühe Hilfen“ an. Ein Projekt ist das „Baby Nest“, eine Krabbelgruppe für kleine Kinder aus aller Welt - und deren Eltern.

„Spielen, reden, lachen, singen“ steht auf dem Flyer, den der Kölner Verein „Zentrum für Frühbehandlung und Früherkennung“ für das Projekt „Baby Nest“ hat drucken lassen. Gerichtet ist dieses Angebot an junge Familien mit Kindern im ersten Lebensjahr. Das „Baby-Nest“ ist ein offener kostenloser Treff und findet einmal wöchentlich, immer freitags in den Räumen der evangelischen Thomaskirche in Köln-Meschenich statt – unter anderem Dank Unterstützung von „wir helfen“.

Freie Anlaufstelle in schwierigem Kölner Viertel

„Uns ist es wichtig, dass diese freie Anlaufstelle in einem schwierigen sozialen Viertel offen und niederschwellig ist und bleibt. Viele junge Mütter sind häufig hilflos, tun sich schwer, soziale Kontakte zu knüpfen. Sie kommen aus vielen Nationen, aus Afghanistan, aus Ghana, oder Rumänien und müssen sich erst einmal in Deutschland zurechtfinden“, sagt Claudia Götz, die vor zwei Jahren die Leitung der wöchentlichen Zusammenkunft im „Baby-Nest“ übernommen hat.

Das Treffen der Krabbelgruppe dauert im Schnitt 90 Minuten und zielt darauf ab, dass Kinder von Anfang an gute Lebens- und Entwicklungsbedingungen haben, egal wie es um ihren familiäreren Hintergrund bestellt ist. „Frühe Hilfen“ nennen sich diese vorbeugende, einfach zugängliche Informations-, Beratungs- und Hilfsangebote für werdende Eltern während der Schwangerschaft und für Familien mit Kindern in den ersten drei Lebensjahren.

Schon mit kleinen Impulsen kann man in der kindlichen Frühphase sehr viel bewirken.
Claudia Götz, Diplom-Heilpädagogin

Eltern und ihren Babys wird ein abwechslungsreicher Mix aus Spiel-, Gesangs-, und Tanzelementen geboten. Außerdem haben die Mütter und Väter auch die Möglichkeit, sich Ratschläge einzuholen – schließlich ist Claudia Götz gelernt Diplom-Heilpädagogin und arbeitet seit Jahren hauptberuflich beim Zentrum für Frühbehandlung und Frühförderung. Ihr fundiertes Wissen rund um die Kindesentwicklung gibt sie gerne an die jungen Mütter und Väter weiter.

Ein junger Vater steht mit seinem Baby im Kinderwagen vor der St. Thomaskirche in Meschenich.

Singh Prince mit Sohn Gurniwaz im Garten der St. Thomaskirche in Meschenich.

„Ich beobachte die Babys ganz genau, und wenn ich in der motorischen Entwicklung eine Sackgasse entdecke, dann gebe ich kleine Hilfestellungen. Schon mit kleinen Impulsen kann man in der kindlichen Frühphase sehr viel bewirken“, betont Claudia Götz, die davon überzeugt ist, dass diese professionelle Prophylaxe für die meisten Familien – und natürlich für die Babys selbst – eine (lebens-)entscheidende Hilfe ist.

Damit Babys früh genug gute Entwicklungschancen bekommen

„Der Austausch mit Frau Götz ist mir ganz wichtig, sie kennt sich aus. Ich kann sie fragen, ob das Spielzeug gut ist oder ob sich meine Tochter altersgerecht entwickelt“, sagt Bianca Molly, die mir ihrer elf Monate alten Tochter Lena regelmäßig in die Krabbelgruppe kommt. Auch die Chinesin Huakun Zhang kommt mit Ihrer Tochter Amelia gerne ins „Baby Nest.“

„Meine Tochter ist erst sieben Monate alt und wir schätzen das Angebot, da Amelia hier mit anderen Kindern spielen kann. Und auch für mich ist es wichtig, Kontakt zu anderen Müttern und Vätern zu haben und professionelle Tipps zu bekommen.“

Aktuell wird der offene Treff nur von drei Familien besucht, vor der Corona–Pandemie war die Gruppe wesentlich größer. Die Akquise von Eltern mit Kleinstkindern für die Teilnahme am „Baby-Nest “ ist in Meschenich nicht einfach, die Schwellenangst groß, obwohl der Unterstützungsbedarf gerade in diesem Stadtteil, in dem viele Familien in prekären Verhältnissen leben, sicherlich sehr hoch ist. Die Kinderarztpraxis im Stadtteil ist oftmals der einzige Multiplikator.

Baby Nest ist dringend auf Spenden angewiesen

„Ich wünsche mir, dass mehr Eltern mit Kindern kommen, aber leider erreichen wir die jungen Familien nur sehr, sehr schwer. Die Gründe dafür sind vielfältig, einer davon ist sicherlich die hohe Sprachbarriere, die viele daran hindert, Hilfsangebote zu verstehen und anzunehmen“, sagt Claudia Götze, die das Projekt in Meschenich zusätzlich zu Ihrer Haupttätigkeit am Zentrum für Frühbehandlung und Frühförderung übernommen hat. Damit diese Projektstelle und auch die Miete für die Räumlichkeiten in Zukunft bestehen bleiben können, ist das „Baby–Nest“ auf weitere Spenden angewiesen.