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Jugendzentrum MeschenichDie Kunst, spielerisch zu lernen

Lesezeit 3 Minuten

Tommy Engel (v.l.) und Anton Fuchs geben Suppe an Yaren und Ibtisan, beide acht Jahre alt, aus.

Köln – Auf den großen Tischen sind Farbtuben, Pinsel und Leinwände zwischen Schokoküssen und Kakao-Tüten verteilt. Und in der offenen Küche nebenan dampft ein Topf heißer Kürbissuppe. Dazwischen wuseln Kinder und Erwachsene herum. Plötzlich geht die Tür auf und es kommt noch prominenter Besuch dazu: Es ist Tommy Engel, der hier als Freund häufiger vorbeischaut.

Und prompt wird er zum Suppe servieren eingeteilt. Im Atelier von Anton Fuchs geht es oft zu wie im Taubenschlag. Aber heute ist die Mischung der Menschen hier besonders bunt. Der Künstler, dem das Atelier im Kunsthaus Rhenania im Rheinauhafen gehört, hat Besuch von elf Kindern aus dem Jugendzentrum Meschenich, denen er damit einen ganz besonderen Ausflug ermöglicht. Die Sechs- bis Zehnjährigen besuchten mit ihm zuerst den Zoo, verarbeiteten das Erlebte dann zu Kunstwerken. Erdmännchen, Giraffen, Papageien und Spinnen wurden auf Leinwänden in Szene gesetzt. Zwischendurch ging Fuchs mit ihnen noch ins Schokoladenmuseum. Und mehr noch: Im Januar wird die Kunst der Kinder sogar im Rathaus Rodenkirchen ausgestellt.

Für die Meschenicher Jugendeinrichtung, die auch von „wir helfen“ unterstützt wird, ist das ein großes Glück. „Für unsere Kinder ist das eine tolle Anerkennung und ein Anreiz, den sie sonst nicht bekämen. Das kann ihnen keiner mehr nehmen“, so die Leiterin der Meschenicher Einrichtung der Jugendzentren Köln (Jugz) gGmbh Azbiye Kokol.

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Zufällig hatte die Diplom-Pädagogin den Künstler durch das Projekt „Children’s Art“ kennengelernt, zu dem der Bildhauer in der englischen Privatschule St. George’s School als Jurymitglied eingeladen war. Dieser Zufall und eine Spende der Privatschule an das Zentrum passten ideal zusammen. Mit den 1500 Euro kann die Jugz ein Jahr lang Malkurse verbunden mit Sprachförderung anbieten. In diesen gibt die englische Muttersprachlerin und Honorarkraft in Meschenich, Sarah Visser, den Kindern über die Kunst Nachhilfe in Englisch.

Die Fremdsprache wird bereits in der ersten Klasse unterrichtet. „Doch unsere Kinder sind da bereits oft benachteiligt. Viele sind lernbehindert.“ Verbinden sich Kreativität und Spaß mit dem Vokabeltraining, falle ihnen das Lernen leichter.

Spontan bot Fuchs Kokol an, ihre Kinder würden die nächsten sein, die er zu sich einladen würde, was er mindestens zehnmal im Jahr auch für Schulen aus anderen Stadtteilen macht. Die beiden Künstlerbedarfsgeschäfte Boesner und Bachmann stiften jeweils das Material dazu.

Es bleibt nicht bei diesem einen Tag der Hilfe, verspricht Anton Fuchs. Mit seinem großen Netzwerk voller Kollegen und Freunde – prominenten wie nicht-prominenten – bleibt er mit Kokol, den Kindern sowie den älteren Jugendlichen aus Meschenich in Kontakt. Er will seine Beziehungen spielen lassen, um den älteren von ihnen Praktikums- und Ausbildungsplätze zu vermitteln.