Köln – Er hätte sie nicht lange überreden müssen, erinnert sich Jürgen Haas, Direktor der städtischen Kinder- und Jugendeinrichtungen, an das Gespräch mit den Lost Sisters. Er erklärte den sozial engagierten Karnevalisten die vielen Vorteile des geplanten Piratenschiffs: Es ist inklusiv, für Kinder aller Altersgruppen geeignet, kann nicht nur zum Spielen und Toben, sondern auch für Therapien genutzt werden. Und es sieht toll aus, mit dunklem Holz verkleidet. So wird es bald durch den Sand auf dem KidS-Gelände in Brück segeln.
„Wir haben uns spontan entschieden, dass Schiff zu unterstützen“, erinnert sich Andreas Feldgen, zweiter Vorsitzender des Vereins. Bei einem Termin auf der Baustelle schaut er sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern Boris Becker und Erik Hufer und der „wir helfen“-Vorsitzenden Hedwig Neven DuMont die Fortschritte des Umbaus an. Die Stadt saniert in Köln-Brück die Wohnhäuser für Familien und Kinder, außerdem entsteht dort eine neue Zentrale mit angeschlossenem Therapiezentrum. Trotz der Corona-Maßnahmen sei man voll im Zeitplan.
Manche Kinder können nicht zurück nach Hause
Das 56 000 Quadratmeter große Grundstück mitten im Grünen soll künftig Platz für 60 Kinder und vier Familien bieten. Während die Familien wochenweise in den KidS-Appartments leben sollen, um mit pädagogischer Betreuung den Alltag zu üben, haben viele Kinder dort ein festes Zuhause gefunden.
„Das Ziel ist natürlich immer eine Rückkehr in die Familie“, erklärt Haas. „Aber manche unserer Kinder können einfach nicht nach Hause.“ Weil die Eltern stark Drogen abhängig sind oder unter psychischen Problemen leiden. Oder weil die Kinder selbst einen hohen Therapiebedarf haben, für den Zuhause niemand Sorge trägt. In Brück gibt es hingegen vielfältige Fördermöglichkeiten: Mit Musik, Kunst, Bewegung und Spielen werden die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützt.
Langjähriger Spender: die Lost Sisters
Mithilfe der 120 000 Euro hohen Spende, die zum größten Teil von den Lost Sisters stammt, bekommen die Bewohner nun ein besonderes Spielangebot. Die Lost Sisters sind seit vielen Jahren mit „wir helfen“ verbunden, spenden jedes Jahr neue Rekordsummen. Alleine dieses Jahr überreichten die Karnevalisten dem Unterstützerverein des „Kölner Stadt-Anzeiger“ einen Scheck über 150 000 Euro, eingenommen wird das Geld stets auf der begehrten Weiberfastnachtsparty im Theater am Tanzbrunnen, genannt „Jeckenklinik“.
Die Benefiz-Feier gibt es mittlerweile seit 16 Jahren, der Verein wurde einst von 18 Kölner Unternehmen auf einem Junggesellenabschied gegründet. Die Spenden für Kölner Kinder in Not ermöglichen auch großzügige Sponsoren, erklärt der Vorsitzende Boris Becker, unter anderem die Immobilienfirmen WvM, die Gröner Gruppe und die Pandion AG. Auch für die nächste Session steht die Planung schon, sofern bis dahin wieder Großveranstaltungen möglich sind. Die Lost Sisters wären bereit.