Beim „Singpause“-Abschlusskonzert überzeugten mehr als 1500 Kinder aus acht Kölner Grundschulen von dem musikalischen Bildungsprojekt.
Projekt SingpauseKölner Kids erobern die Philharmonie
Dass es in der Philharmonie auch mal laut werden kann, liegt in der Natur der Sache. Wenn aber mehr als 1500 Grundschülerinnen und Grundschüler auf Kommando alles geben, um mit ihren jungen Stimmen den Konzertsaal zum Beben zu bringen, dann ist das besonders beeindruckend. Und es berührt. Nicht nur akustisch.
Gänsehaut-Feeling in der Kölner Philharmonie
Gänsehautmomente bot das Abschlusskonzert des „Singpause“-Projekts am Montagvormittag in der Kölner Philharmonie auch optisch: Dort, wo sonst die Zuschauerinnen und Zuschauer Platz nehmen, saßen mehr als 1500 Erst- bis Viertklässler aus acht Kölner Grundschulen – mit farbigen T-Shirts, die Block für Block einen Regenbogen ergaben – das erwachsene Publikum ihnen gegenüber hinter und oberhalb der Bühne. Darauf: Acht Singleiterinnen und Singleiter in ähnlich buntem Outfit.
Während es vor Konzertbeginn in den Reihen des 1500-köpfigen Chores noch zugeht wie in einem Bienenvolk – es zappelt, wippelt, winkt und pfeift – herrscht, nachdem die Singleiter ihre Hand gehoben haben, urplötzlich Stille im ehrwürdigen Konzerthaus. Dann erklingt aus tausenden Kehlen das erste von insgesamt 13 Liedern „Karibu – herzlich willkommen“ – in der kommenden Stunde singt sich die Kinderschar durch die Jahreszeiten.
Bildungsprogramm zielt auf musikalische Alphabetisierung
Die „Singpause“ ist ein musikalisches Bildungsprogramm, das der Städtische Musikverein Düsseldorf im Jahr 2006 ins Leben gerufen hat – und das sich inzwischen zu einem wichtigen musischen, sozial-integrativen Projekt in Nordrhein-Westfalen entwickelt hat – mit dem hehren Ziel der „musikalischen Alphabetisierung“. 656 Düsseldorfer Klassen nehmen daran teil – mit insgesamt 120 Singpausen pro Woche.
Dem stehen bislang „nur“ neun beteiligte Grundschulen im Kölner „Singpause“-Projekt gegenüber. Es startete im Schuljahr 2018/2019 mit vier Grundschulen im Kölner Norden, beteiligt und fördert alle, nicht nur musikalisch begabte, Grundschulkinder – mit intensivem Förderbedarf, hohen Sprachbarrieren und ohne.
Singleiterinnen und Singleiter gesucht
- Der Verein „Singpause Köln e.V.“ hat eine Vision: Er möchte sein musikalisches Bildungsprojekt an alle Kölner Grundschulen bringen.
- Dafür ist er neben Spenden auch auf Singleiterinnen und Singleiter angewiesen.
- Interessierte müssen keine Musiklehrerausbildung mitbringen, aber eine sichere Singstimme und Spaß daran haben, zwei Vormittage pro Woche mit Kindern in Grundschulen zu singen. Der Verein übernimmt das Honorar und die Ausbildung.
- Interessierte wenden sich an geschaeftsstelle@SingPauseKoeln.de
Ward-Methode bietet Sicherheit und Erfolgserlebnisse
Die kostenlose „Singpause“ funktioniert so: Zweimal in der Woche kommen vom Verein „Singpause Köln e.V.“ ausgebildete Singleiterinnen jeweils 20 Minuten während des Unterrichts in die Schulklassen und erarbeiten mit den Kindern musikalische Grundkenntnisse und ein breites Lied-Repertoire. Der Ablauf folgt einem immer gleichen Muster: Die Übungseinheiten bauen aufeinander auf und das musikalische Wissen wird in kleinen Schritten vermittelt. Diese Vorgehensweise nach der Ward-Methode soll den Kindern Sicherheit geben und Erfolgserlebnisse garantieren.
Wissenschaftlich längst erwiesen ist: Singen fördert Lebensfreude, Gesundheit und Gemeinschaft – und vermittelt soziale Kompetenzen. Schließlich müssen alle lernen, aufeinander zu hören. „Die gemeinsame musikalische Erfahrung hat integrative und persönlichkeitsbildende Wirkung“, sagt der Vorsitzende des Vereins „Singpause Köln e. V.“ Manfred Kraus – und ergänzt: „Auch die Grundschullehrer profitieren, denn sie bleiben während der 20 Minuten im Klassenraum und lernen gemeinsam mit ihren Schülern neben rhythmischer Schulung, auch Stimm- und Gehörbildung und zahlreiche Lieder kennen.“
1500 Kinder-Kehlen singen „Du bes die Stadt“
Keine Frage: Höhepunkt ist das alljährliche Abschlusskonzert aller beteiligten Klassen. Kraus: „Die Kinder erleben Gemeinschaft mit anderen Kindern, die sie nicht kennen, mit denen sie sich aber über das gemeinsame Singen verbunden fühlen können.“ Wer am Montag miterleben durfte, wie treffsicher und emotional die jungen Sängerinnen und Sänger, die zuvor nur im Klassenverband geübt haben, gemeinsam „Du bes die Stadt“ singen, der weiß, dass das Konzept „Singpause“ das Gegenteil von grauer Theorie ist – und wie fast alles auf der Welt nicht umsonst zu haben. Die Ausbildung der Singleiterinnen und Singleiter muss finanziert werden, deren Arbeit auch, weshalb der Verein auf Unterstützung – unter anderem auch von „wir helfen“ angewiesen ist.
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