Die Lebensmittelindustrie spielt eine Schlüsselrolle in der Welternährung. In Köln zeigt die Branche nun ihre technologischen Innovationen.
Anuga FoodTecKölner Messe zeigt Lebensmittelproduktion der Zukunft
Hochrechnungen zufolge werden im Jahr 2050 zwischen neun und zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Damit wächst der Druck auf ohnehin schon knappe Ressourcen wie Land, Wasser und Energie weiter enorm.
Wie kann es vor diesem Hintergrund gelingen, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, dabei aber verantwortungsvoll und vor allem sparsam mit den Ressourcen umzugehen – auch um den Klimawandel nicht noch weiter zu beschleunigen?
Neue Ansätze des weltweiten Wirtschaftens
Diese Fragen gehören zu den zentralen des 21. Jahrhunderts, und das, obwohl sie schon lange gestellt werden. Vor mehr als 50 Jahren veröffentlichte die Denkfabrik Club of Rome die Studie „Die Grenzen des Wachstums“. Viele kritisierten daran, dass die Aussagen nur krude Ideen einer Elite seien. Auch die Methodik erntete Kritik, etwa die mangelnde Berücksichtigung des technischen Fortschritts. „Heute müssen sich viele fragen lassen, warum sie damals nicht zugehört haben“, sagte Sandrine Dixson-Declève, seit 2018 Präsidentin von Club of Rome, in ihrer Eröffnungsrede für die Anuga FoodTec in Köln.
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Die gebürtige Belgierin und studierte Umweltwissenschaftlerin setzt sich seit Jahren für neue Ansätze des weltweiten Wirtschaftens ein. Sie plädiert dafür, sich auf den Energie- und Ressourcenverbrauch sowie die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren, die den größten Anteil der Probleme verursachen. „Wenn wir in diesen Bereichen vorangehen, können wir deren massive Auswirkungen auf das Klima und die Biodiversität reduzieren“, so die Co-Präsidentin des Club of Rome. In ihren jüngsten Veröffentlichungen erörtert sie zusammen mit Experten, wie Wirtschaftssysteme verbessert und das Wohlergehen aller Lebewesen sichergestellt werden können.
Fünf-Punkte-Plan für den Planeten
Fünf Punkte sind der Schlüssel dazu: der Kampf gegen Ungleichheit und gegen Armut, der Weg zur Selbstbestimmung, eine umfassende Energiewende sowie die Kehrtwende hin zu einer neuen, nachhaltigen Wirtschaft.
Auf der diesjährigen Anuga FoodTec reflektiert die renommierte Expertin, was eine nachhaltige Transformation in der Lebensmittelindustrie bedeutet. Denn der Branche kommt eine Schlüsselrolle zu: Die globalen Ernährungssysteme müssen sich grundsätzlich verändern. „Dies erfordert neue Wachstumsindikatoren, die den Schutz unserer Lebensgrundlagen berücksichtigen. Die Ernährungsindustrie muss sich auf diese einstellen“, sagte Dixson-Declève. Mit der wachsenden Bevölkerung und für eine nachhaltige Produktion seien auch fortschrittliche Ansätze zu verfolgen und innovative Technologien zu nutzen. Lob gab es von der Präsidentin für die Anstrengungen der Europäischen Union in Sachen Klimaschutz und Umweltbewusstsein in der Landwirtschaft – im Gegensatz etwa zu den USA.
Messechef Gerald Böse betonte, dass die diesjährige Veranstaltung das Leitthema Responsibility, also Verantwortung, in den Mittelpunkt stelle. Bis Freitag können sich Fachbesucher bei mehr als 1350 Ausstellern umfassend über neue Technologien und Konzepte entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Lebensmittelverarbeitung informieren. Aussteller aus über 40 Ländern zeigen ihre Neuheiten. Auf einer Fläche von 125.000 Quadratmetern finden die Besucher Lösungen aus den Bereichen Verarbeitung, Verpackung und Sicherheit von Lebensmitteln, Logistik, Umwelt und Energie, Automation und Digitalisierung. Neben Branchengrößen zeigen auch traditionsreiche Mittelständler und Start-ups ihre Konzepte.
Verbraucher verhalten sich bewusster
Dabei sind der Umstieg auf erneuerbare Energien, Verringerung des Energieverbrauchs, etwa durch Anlagen mit höheren Wirkungsgraden, verminderte energetische Verluste sowie die Reduzierung von Verschwendung von Rohstoffen und Lebensmitteln, einige der Themen, die ganz oben auf der Agenda der Branche stehen. Eng verknüpft ist die klimaneutrale Produktion auch mit einem umfassend verbesserten Recycling- beziehungsweise Verpackungssystem und der Umstellung auf ressourceneffizientere alternative Proteinquellen.
Der Wandel sei zweifelsohne notwendig, heißt es von mehreren Ausstellern — auch, weil die Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend darauf achten, wo Lebensmittel entstehen, wie sie verarbeitet und schließlich auch verpackt werden.