Die HGK hat mit der Thielemann Gruppe einen Partner für das neue Logistikzentrum in Niehl gefunden. Das 140-Millionen-Euro-Joint-Venture schafft hunderte Jobs.
Logistikhallen für Köln-Niehl auf zwei Etagen
Eine der größten Baustellen Kölns dürfte bald im Stadtteil Niehl an den Start gehen. Am Montag war der symbolische Spatenstich für zwei große Logistikprojekte im Kölner Norden. Die Neubauten sollen die ersten Bestandteile des Bauprojektes „Fusion Cologne“ sein. Dort werden von der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) insgesamt 55 Hektar brachliegende Industriefläche entwickelt. Die HGK ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt Köln.
Auf der Fläche befand sich früher eine Raffinerie. Trotzdem gilt der Boden dort als nur gering belastet. Die Nachfrage nach Grundstücken im Areal ist laut HGK-Chef Uwe Wedig sehr hoch. Für über 100.000 Quadratmeter Baugrund erhielt die auf Logistik spezialisierte Thielemann Group dort den Zuschlag und setzt dort nun zwei Logistikgebäude um. „Die Gespräche mit Navid Thielemann und seinem Team waren von Beginn an sehr konstruktiv. Die Konzepte der Thielemann Group passen sehr gut zu unserer Vision für integrierte Transport- und Logistikangebote. Daher haben wir uns auch zur Zusammenarbeit bei der zweiten Fläche entschlossen, die wir gemeinsam bauen und nutzen wollen“, sagte Wedig.
Beide Bauprojekte zusammen haben ein Investitionsvolumen von rund 140 Millionen Euro. Insgesamt entstehen ungefähr 90.000 Quadratmeter moderne Logistikfläche, die unter anderem für Endmontage und Kundenanpassungen in Verbindung mit E-Commerce-Logistik genutzt werden. Bei Betrieb unter Volllast sollen in den beiden sogenannten Multi-Level-Immobilien rund 500 neue Arbeitsplätze entstehen. Multi-Level heißt in dem Fall, dass auf beiden Arealen die Immobilien zweigeschossig in die Höhe wachsen.
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„Flächen sind knapp, teuer und sollen nicht unnötig versiegelt werden“, sagt Navid Thielemann, Geschäftsführer und Inhaber der Thielemann Group. „Mit unseren Immobilien werden wir den Platz doppelt gut nutzen und setzen damit auf Nachhaltigkeit und Effizienz.“ Von besonderer Bedeutung seien für Thielemann dabei die Lage und Infrastruktur mit optimaler Anbindung. „Für unsere Kunden ist auch die Nähe zum Köln-Bonn Airport wichtig – wir betrachten das als einen quadrimodalen Standort“, so Thielemann.
Unter quadrimodal versteht man in der Logistik die Anbindung eines Standortes an vier verschiedene Verkehrswege. Im Fall des Standortes in Niehl sind dies die besagte Flughafennähe sowie die Anbindung an die A1, die über die vierspurige Industriestraße in gut drei Kilometern erreichbar ist. Der dritte Verkehrsweg ist die Bahn, das Gelände grenzt direkt an einen Schienenstrang mit Krananlage. Verkehrsweg Nummer vier ist der Rhein. Der Niehler Hafen 1 ist nur wenige Minuten mit dem LKW entfernt.
Aktuell liegt noch keine Baugenehmigung für die Projekte vor, der Bauantrag wurde aber gestellt. „Wir gehen davon aus, dass Baugenehmigung in etwa sechs Monaten erteilt wird. Die Bauzeit wird ab diesem Zeitpunkt 18 Monate betragen“, sagte Thielemann am Rande der Veranstaltung dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ursprünglich war der Versandhändler Amazon an einer Entwicklung des Areals interessiert. 2020 entschied man sich jedoch, den Auftrag an die stadteigene HGK zu vergeben. Das geschah auch, weil der Standort zu einem Muster an Klimaneutralität ausgebaut werden soll.
Nahwärme aus der Müllverbrennung
Angestrebt ist eine Gold-Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB). Beide Immobilien nutzen die Abwärme der benachbarten Müllverbrennungsanlage der AVG. Das Nahwärme-Konzept wurde gemeinsam mit dem Energiedienstleister Rhein-Energie und der AVG entwickelt. Vorgesehen sind außerdem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die Ausstattung der Immobilie mit E-Ladesäulen, ein LED-Beleuchtungskonzept sowie die Einrichtung von Sozial- und Büroräumen. Rund 40 Prozent der Fassaden sollen begrünt werden.
Die Firma Recht Logistik mit Sitz in Brühl übernimmt auf der gesamten Fläche der ersten Multi-Level-Logistikimmobilie I als Mieter der Thielemann Group unterschiedliche Tätigkeiten für Makita, einen japanischen Hersteller für handgeführte Elektrowerkzeuge. „Wir freuen uns, mit Recht Logistik einen starken Partner gefunden zu haben“, sagt Leiter Logistik Makita-Deutschland, Nico Volpert. Dazu zählen Vor- und Endmontage sowie die Anpassung der Waren, Kommissionierung und weitere Logistikdienstleistungen.
Die zweite, gemeinsame Immobilie wird von der HGK und Thielemann entwickelt und von der Recht Logistik sowie einer HGK-Tochter gemeinsam genutzt. Thielemann ist an der Recht Logistik beteiligt. Die Thielemann Gruppe hat nach eigenen Angaben 600 Angestellte und 200 eigene LKW.
Zum symbolischen Spatenstich waren diverse Vertreter der Kölner Politik und Wirtschaft nach Niehl gekommen. Grußworte sprachen unter anderen Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Staatssekretär Daniel Sieveke in Vertretung der NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach.