Am Black Friday am 29. November werden im deutschen Handel wohl rund 3,1 Milliarden Euro Umsatz generiert.
Der Aktionstag aus den USA wird hierzulande immer beliebter und lukrativer.
Dabei sind viele der Angebote nicht so gut, wie sie aussehen – und es kommt immer wieder zu Betrugsversuchen.
Ein Überblick, worauf Kunden achten sollten.
Köln – „Black Friday“ – was sich in der deutschen Übersetzung „Schwarzer Freitag“ wie ein Trauertag oder die Erinnerung an den Börsencrash von 1929 liest, ist für den deutschen Handel ein sehr lukrativer Aktionstag geworden. Am Black Friday und dem dazugehörigen Cyber Monday läuten viele Händler mit vermeintlich großzügigen Rabatten das Weihnachtsgeschäft ein. In diesem Jahr findet er am 29. November statt, der Cyber Monday am 2. Dezember.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet damit, dass an beiden Tagen insgesamt 3,1 Milliarden Euro Umsatz generiert werden. Das entspräche einer Steigerung von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2016 hatte er noch bei 1,7 Milliarden Euro gelegen.
Am Freitag nach Thanksgiving
Das Konzept der Rabatt-Tage kommt ursprünglich aus den USA. Dort ist der Black Friday immer auf den Freitag nach Thanksgiving terminiert, den viele Amerikaner als Brückentag und für die ersten Weihnachtseinkäufe nutzen. Er wird dort vor allem von stationären Händlern begangen, während der Cyber Monday als Pendant für den Onlinehandel ins Leben gerufen wurde. Nach Deutschland schwappte der Aktionstag erstmals 2006, als Apple seine Black-Friday-Aktionen aus den USA auch in Deutschland durchführte. Danach blieb das Konzept einige Jahre recht unbekannt, erst in den vergangenen Jahren setzte es sich durch.
Heute kennen nach Zahlen des Handelsforschungsinstituts IFH Köln für den HDE 94 Prozent der Online-Shopper den Black Friday. Rund ein Drittel will ihn für Einkäufe nutzen, beim Cyber Monday sind es 23 Prozent. Die Kunden, die die Aktionstage für Weihnachtseinkäufe nutzen, werden voraussichtlich 54 Euro pro Person ausgeben.
Verbraucherschützer sehen solche Aktionstage jedoch kritisch. „Es handelt sich hier um massiv künstlich hergestellte Verkaufsaktionen, um die Brieftaschen der Kunden weit zu öffnen“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW. Es gebe mittlerweile eine Fülle solcher Aktionen, die „mit viel Psychologie“ zum Kaufen anregen sollen. Neben dem Black Friday und dem Cyber Monday schwappt mittlerweile beispielsweise auch der Singles’ Day aus China nach Deutschland, der jährlich am 11. November stattfindet und sich, wie der Name es schon sagt, in China ursprünglich an Alleinstehende richtete.
Psychologische Tricks
Die psychologischen Tricks, die dabei von den Händlern im Netz angewendet werden, sind laut Tryba zahlreich: So gebe es beispielsweise Bestandsbalken, die Knappheit suggerieren sollen, und Uhren, die die Zeit begrenzen, die ein Kunde zum Einkaufen hat. Die Verbraucherzentrale hat in den vergangenen Jahren außerdem Stichproben genommen, die zeigen, dass die gewährten Rabatte oft deutlich kleiner sind als suggeriert. Händler bezögen sich dabei nämlich oft nicht auf ihre eigenen Preise, sondern auf den unverbindlichen Verkaufspreis, der vom Hersteller empfohlen wird. Dieser sei meist aber deutlich höher angesetzt.
Tryba rät Kunden daher, die Preise vor einem Kauf immer zu vergleichen – am besten mit gleich zwei Preissuchmaschinen. Wer sich doch einmal zu sehr von einer ablaufenden Uhr unter Druck gesetzt fühle und auf Verdacht kaufe, könne in der Regel innerhalb von einer bis drei Stunden die Bestellung wieder stornieren. Auch ein Widerruf ist möglich, dort können aber gegebenenfalls Versandkosten anfallen.
Im Zusammenhang mit den Rabatt-Tagen warnt die Verbraucherzentrale auch vor Fake-Angeboten im Internet. Gerade Amazon sei geflutet davon. Betrüger knacken dabei die Konten seriöser Händler oder Privatpersonen und stellen Angebote zu Märchenpreisen auf die Plattform. Will der Kunde den Kauf abschließen, schlägt der Bezahlvorgang fehl, da Amazon den Betrug erkennt. Wenden sich die Kunden daraufhin direkt an den betrügerischen Verkäufer, wird ihnen das Geld aber oft auf anderem Wege aus der Tasche gezogen.
Amazon klärt nicht auf
Tryba kritisiert, dass die Kunden von Amazon nämlich nicht darüber aufgeklärt werden, dass sie gerade drohen, Opfer eines Fake-Angebots zu werden. Grundsätzlich sollten Kunden darauf achten, im Netz sichere Bezahlarten zu verwenden. Das sind zum Beispiel ein Kauf auf Rechnung, die Lastschrift und mit Abstrichen Pay Pal oder Amazon Pay. Kreditkarten und Überweisungen sollten hingegen mit Vorsicht genutzt werden.
Auch der Verein Transfair, der zum internationalen Verbund Fairtrade International gehört, übt Kritik an der Vermarktung des Black Friday – wenn auch aus anderen Gründen: „Der Black Friday steht für Überfluss und Schnäppchenjagd auf Kosten Dritter“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dieter Overath: „Den Preis unseres Billigkonsums zahlen andere.“ Verbraucher müssten lernen, bedarfsorientiert und wenn möglich bewusst und fair einzukaufen. Der Verein ruft am Freitag zu einer Gegenaktion auf: dem Kauf-Nix-Tag.